"Mädels", Verbündete, Kämpferinnen
WIEN. 100 Jahre Frauen im Parlament: Welche Schwierigkeiten Frauen heute bewältigen müssen.
Vor hundert Jahren zogen erstmals acht Frauen in den österreichischen Nationalrat ein. Sieben Sozialdemokratinnen und eine Christlich-Soziale setzten sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen ein.
Im Parlament wurde gestern, Montag, des Jubiläums mit einem Festakt gedacht. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SP) erinnerte in ihrer Rede daran, wie schwierig es für die acht Frauen damals war: Ein Mann wurde mit Herr Abgeordneter angeredet, eine Frau nur mit ihrem Namen. Bures zitierte die ehemalige Frauenministerin Johanna Dohnal: "Mehr Frauen in der Politik bedeutet gleichzeitig weniger Männer." Eine Erkenntnis, die noch immer Gültigkeit hat. Frauen sind auch heute noch in der Politik unterrepräsentiert. Dennoch hat sich ihre Situation deutlich verbessert.
"Es war damals schwieriger, da es nur sehr wenige Frauen im Parlament gab. Wir haben sehr kämpfen müssen", erzählt Ingrid Korosec, die von 1986 an neun Jahre lang für die ÖVP dem Nationalrat angehörte und heute dem Seniorenbund vorsteht. Als berufstätige Frau sei sie als Rabenmutter bezeichnet worden. In die Politik stieg sie ein, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Es gab keine flexiblen Arbeitszeiten, gemeinsam mit Dohnal kämpfte sie für einen geteilten Karenzurlaub. "Ich glaube, dass Frauen damals auch stärker über die Parteigrenzen hinweg zusammengearbeitet haben, um gemeinsam Anliegen besser durchzusetzen", sagt Korosec.
Der überparteiliche Kampf der Frauen ist seltener geworden. "Die Oppositionsparteien arbeiten eher zusammen, mit der Regierung ist es schwieriger", sagt Liste-Jetzt-Mandatarin Daniela Holzinger. Was sie aber irritiere, seien herabwürdigende Bemerkungen. "Ich lasse mich sicher nicht als Mädel bezeichnen, ich sage ja auch nicht die Senioren."
Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger wehrt sich ebenfalls gegen solche Zuordnungen. "Einen Mann nennt man durchsetzungsstark, eine Frau hysterisch." Die Neos lehnen eine Frauenquote ab, im Klub sind die Geschlechter dennoch gleich stark vertreten – auch wenn es anfangs schwierig gewesen sei. "Es haben sich am Anfang viele Frauen gemeldet, die zwar mitmachen, aber nicht kandidieren wollten", sagt Meinl-Reisinger. Nun sind die Neos die einzige Partei, die mit einer Frau auf Listenplatz eins in die EU-Wahl ziehen.
Druck der Gesellschaft
Die FPÖ kämpft seit Jahren damit, dass sich weniger Frauen in der Partei engagieren wollen. "Ich bin richtig gekeilt worden", sagt Mandatarin und Anwältin Susanne Fürst. "Der allgemeine Gesellschaftsdruck, Frauen stärker einzubinden, ist hier sicher sehr gut." Für sie sei es wichtig gewesen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Umso weniger Verständnis kann sie "der Linken" entgegenbringen, die Teilzeitarbeit ablehne.
Die Themenliste für Frauen bleibt auch abseits der Ideologie lang: Schließen der Lohnschere, bessere Anrechnung der Karenzzeiten, mehr Väterbeteiligung, Sicherheit und die Gewährleistung, dass die Gleichstellung der Geschlechter nicht durch die Zuwanderung zurückgedrängt wird.
Es gebe nach wie vor eine Reihe von Ungerechtigkeiten, sagte Bures am Ende ihrer Rede und appellierte: "Umso wichtiger ist es, dass wir Frauen hartnäckig bleiben!"
Vor hundert Jahren zogen erstmals acht Frauen in den österreichischen Nationalrat ein.
Vor Hundert Jahren, das war auch der Untergang der Republik nach dem Ersten Weltkrieg. Die paar Jahre vorher, in der Monarchie war ja keine Wahl im heutigen Sinne.
Das echte, aktive und passive Wahlrecht, sowohl für Männer, als auch für Frauen begann doch erst nach Gründung der Demokratie, der konstituierenden Nationalversammlung, am 16. Februar 1919. Darin waren Männer und Frauen bereits als gleichwertig bei den Wahlen anerkannt. Schwört doch nicht künstlich einen Frauenkampf aus dem Zylinder. So etwas dient sicher nicht einer Emanzipation der Frauen.
Sorry, es müsste natürlich heißen:
Vor Hundert Jahren, das war auch der Untergang der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg.