Pflegegeld: Seit heuer steigt die Zahl der Bezieher wieder
WIEN. Zwei Jahre lang gab es wegen gesetzlicher Änderung Rückgänge.
Die Zahl der Pflegegeld-Bezieher ist im ersten Halbjahr 2018 gestiegen. 451.372 Personen hatten im Juni laut Sozialministerium Anspruch auf Pflegegeld – um 2173 mehr als ein Jahr davor. 2016 und 2017 hatte es Rückgänge gegeben.
Diese waren vor allem auf eine gesetzliche Änderung zurückzuführen, mit der die Zugangskriterien bezüglich des Pflegebedarfs verschärft worden waren.
Diskussion um Erhöhung
Anlässlich der aktuellen Zahlen forderte Volksanwalt Günther Kräuter gestern, Sonntag, eine spürbare Anhebung des Pflegegeldes. "Das Pflegegeld muss in allen sieben Stufen um 30 Prozent angehoben werden, nur so kann sichergestellt werden, dass Menschen mit geringerem Pflegebedarf daheim betreut werden können", sagte Kräuter.
Video: Im Juni hatten mehr als 450.000 Menschen Anspruch auf Pflegegeld. Die Aufteilung der Pflegebedürftigen je Stufe ist nahezu unverändert.
Auch eine jährliche Valorisierung sei unerlässlich, um dem Andrang in Pflegeheime entgegenzuwirken. Die Pläne der Regierung, das Pflegegeld ab Stufe vier anzuheben, greifen laut Kräuter zu kurz, da fast 70 Prozent der Bezieher Pflegegeld der Stufen eins bis drei beziehen.
Eine vom Sozialministerium in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Schluss, dass jene, die Angehörige pflegen, angesichts der hohen Belastung Wertschätzung, Unterstützungsangebote und Beratung brauchen. Aber auch die Valorisierung des Pfleggelds und höhere Zuschüsse werden in der vom Institut für Pflegewissenschaft und dem Institut für Soziologie der Uni Wien erstellten Studie verlangt.
"Wir haben in Österreich ein sehr gutes System der Pflegevorsorge. Dennoch dürfen wir uns nicht darauf ausruhen und müssen dieses stetig weiterentwickeln", sagt FP-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein.
Jeder Zehnte pflegt Ältere
Die Studie zeigt auch die Dimension der Pflege. 947.000 Personen sind in Österreich als Angehörige in die Pflege und Betreuung eines anderen Menschen involviert. Das sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Bei den Wünschen der Angehörigen stehen bei der Pflege zu Hause (sie betrifft 801.000 Pflegende) der finanzielle Aspekt, eine bessere Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und die Möglichkeit einer Auszeit im Vordergrund. Bei der stationären Betreuung wünschen sich die Angehörigen (146.000 Personen) am häufigsten eine Personalaufstockung sowie eine Verbesserung der konkreten Pflegeangebote.
In der häuslichen Pflege beträgt der Frauenanteil 73 Prozent, in den Heimen 63 Prozent.
Schade, dass das BM nur die Zahl der Anspruchsberechtigten Pflegegeldempfänger publiziert, die PV aber die Zahl der Ablehnungen und die Zahl der Klagen sowie deren Entwicklungen verschweigt.
> Auch eine jährliche Valorisierung sei unerlässlich, um dem
> Andrang in Pflegeheime entgegenzuwirken
Heiliger Bürokrazius, bitt für unz! Sie richten sichs wie sies brauchen und lassen sich in die Regierungsämter wählen.
Wenn es jetzt wieder mehr PflegegeldbezieherInnen gibt, liegt das sicher daran, dass der "Einsparungseffekt" durch die Anhebung der Mindestbetreuungsstunden beim letzten Mal nun vorbei ist: Wer damals durch den Rost fiel, ist inzwischen noch bedürftiger geworden, dass mindestens 65h Aufwand (zu 157,30 €) überschritten werden.
Rechnerisch ergibt dies eine "Unterstützung" von 2,40 - 1,67 pro Stunde, erst ab 95h kommt Stufe II. So ein Stufenmodell ist somit unfair, man stelle sich vor, es gäbe auch in der Lohnverrechnung nur "Pauschallöhne" wenn 20, 25 oder 30 Wochenstunden jeweils überschritten werden.
Somit ist diese "Wertschätzung" pflegender Angehöriger in diesen Einstiegsstufen eigentlich eine "Gnackwatschn". 65 - 95h/Monat sind (ohne Anreisezeiten) doch 1 1/2 bis 2 1/3 Arbeitswochen je Monat.
Meine Frau hat zB. ihre Kinder-Teilzeit nahtlos zur Seniorenbetreuung weiterverlängert.
Dadurch entgeht ihr nicht nur Gehalt sondern dementsprechend mickrig wird auch die Pension ausfallen.
Die Arbeitnehmer mit einem fingerzeigbaren Arbeitgeber haben eine ganze politische Partei, die "ihre Interessen vertritt".
Die pflegenden Arbeitenden daheim nicht, sofern sie keine "reichen AG" zum Fingerzeigen und damit für eine "demokratische" Partei haben.
Die institutionellen Pflegeeinrichtungen haben es gut: dort firmiren auch die AG in der ganzen Hierarchie als AN und wachsen wie die Schwammerln. Und können auch noch den Kunden gegenüber auftreten wie behördliche Vorgesetzte.
Auch Institutionen, die Altenpflege erbringen, müssen um jede Pflegestufe kämpfen. Vgl. www.aelterwerden.eu/pflegegeldberatung-fuer-institutionen
Gibt es auch Schätzungen, wieviele Anspruch auf ein Pflegegeld hätten, es aber aus Scham oder Stolz nicht beantragen. Ich kenne viele solche Fälle.
Oder aus "demokratischer" Angst vor der behördlichen Barriere. Davon haben die Nickneger in den "Sitzen" keine Ahnung.
Ja es gibt viele solche Menschen - aber es gibt auch den kostenlosen Pflegegeldrechner unter www.pflegestufen.at, wo man durch Beantworten einiger Fragen und anonym herausfinden kann, ob einem Pflegegeld und in welcher Stufe zusteht.
Viele Anspruchsberechtige haben von www... noch keine Ahnung und kommen aus einer Generation, wo es selbstverständlich war, dass die nächste Generation freiwillig und kostenlos da sein muss. Für diese Angehörigen ist es oft sehr, sehr schwierig, die Einsicht zu erreichen, dass auf diese Möglichkeit der Unterstützung zurückgegriffen werden muss.
Weil gestern auch im Zusammenhang mit angedachten Pensionserhöhungen wieder von der Abschaffung der kalten Progression die Rede war, möchte ich hier die Forderung stellen, dass diese erst dann zum Thema gemacht wird, wenn die Fragen der Kinderbetreuung und der Pflege älterer Menschen in zeitgemäßer, menschenwürdiger Weise gelöst wurden.
Wird die kalte Progression abgeschafft, gehen dem Staat viele Einnahmen verloren und er wird immer handlungsunfähiger.
Alternative wäre natürlich, dort zu sparen, wo dies auch möglich ist, u. z. bei sich selbst, bei der Verwaltung, bei der sinnlosen Eigenwerbung, bei Ausgaben anlässlich einer Hochzeit...
Gerade Nationalstaaten sollten die Bürger näher stehen und menschenunwürdigen Umstände im Alter größte Beachtung finden.
Man sehe sich nur Pflegestufe 3 an, wo man für 120 Std. Betreuungsbedarf Euro 451,80 bekommt und setze dies ins Verhältnis mit in Österreich üblichen Lohnkosten für Beschäftigte in diesem Stundenausmaß. Stundensatz brutto/brutto wären
nicht einmal Euro 4,00!
Gehälter werden jährlich angepasst, hoffentlich! Beim Pflegegeld wurden die Sätze noch gesenkt und die erforderlichen Pflegestunden unter strengen Kriterien sogar erhöht.
Wen wundert es, wenn auch dadurch traditionellerweise die Frauen weniger Zeiten für den Pensionsanspruch erwerben können und sich die Problematik fortsetzt.
Eine jährliche Anpassung der Sätze ist in vielen Bereichen notwendig, z.B. auch bei der Familienbeihilfe, Studienbeihilfe, da der Wert ja jedes Jahr durch die Inflation geringer wird. Analog zur Gehaltsanpassung muss auch hier eine Anpassung erfolgen, u. z. bevor man an das Thema "Abschaffung der kalten Progression" herangeht. Dieses Thema möchten die behandeln, die niemals z. B. eine Familienbeihilfe benötigen würden und so zu Einkommenssteigerungen kommen möchten, die auch selbst für ihre eigene Pflegeversorgung vorsorgen könnten, aber doch lieber ihren Wohlstand steigern würden. Vergessen wird in allen Fällen auf die Frauen, die bisher
dafür gesorgt haben, dass das System nicht zusammenbricht. Es wird sich so nicht aufrecht erhalten lassen. Nie hat man so deutlich wie heutzutage gesehen, dass alles mit den freiwilligen Dienstleistungen der weiblichen Seite steht und fällt.
Hut ab vor Männern, die pflegend tätig sind. Es wäre schön zu erfahren, wieviele aus diesem Grund auf eine Berufstätigkeit und Selbsterhaltungsfähigkeit verzichten. Ich vermute, es sind fast durchwegs noch rüstige Pensionisten, deren Frauen Pflegegeldanspruch haben. Es gibt wirklich schöne Beispiele, wo die Frauen im Alter viel von dem zurückbekommen, was sie über Jahrzehnte für die Familie geleistet haben. Hut ab vor solchen Männern. Aber auch da: Überforderung ist an der Tagesordnung und das darf uns als Mitmenschen nicht egal sein. Die Probleme zu sehen und bestmögliche Lösungen zu finden ist das Gebot der Stunde