"Warum rührten sich die Russen nicht?"
DAMASKUS/BAALBEK. Nach dem Angriff: Verunsicherung im libanesisch-syrischen Grenzgebiet.
Drei Stunden nach der Fernsehansprache von US-Präsident Donald Trump hatte der syrische Machthaber Baschar al-Assad seinen Auftritt. Er dauerte neun Sekunden: In einem Video-Clip sieht man ihn über den Marmorboden seines Palastes schlendern. In seiner rechten Hand trägt er eine lederne Aktentasche. "Keine besonderen Vorkommnisse", lautet die Botschaft.
Das Regime war sich im Klaren darüber, welche Ziele angegriffen würden. "Fast eine Woche hatten sie Zeit, um die Forschungszentren in Jamraya und Barzeh leerzuräumen", weiß Abbas, vollbärtiger Libanese aus Baalbek, der dort, wie er sagt, "noch viele Freunde hat". Der Angriff habe trotz seiner "begrenzten Wirkung einen bitteren Nachgeschmack" hinterlassen. Denn, "die Russen haben sich trotz vollmundiger Absichtserklärungen nicht gerührt", antwortet der Hisbollah-Veteran (30) mit ernster Miene. Ihr Nichtstun werde in Syrien für Verunsicherung sorgen.
In Baalbek befinden sich die weltgrößten römischen Tempelanlagen, welche Touristen magisch anziehen. Keine Sorgen bereitet diesen die starke Präsenz der Hisbollah. Der pro-iranischen Miliz, erläutert Mussa, drahtiger Reiseführer mit Kalaschnikow-Sticker, habe Assad sein Überleben zu verdanken. Hunderte seien für den Diktator in Syrien gefallen. Mit ihrem Tod hätten sie auch ein Vordringen des sogenannten "Islamischen Staates" und Al Kaida in den Libanon verhindert.
In Baalbek weiß man, dass der Syrien-Krieg noch lange nicht beendet ist. Um in "den Morast" nicht hineingezogen zu werden, versucht die Regierung in Beirut eine "Politik der Dissoziation" zu betreiben. "Was in Syrien passiert, betrifft uns nicht (mehr)", lautet das Motto des libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri. Eine Verurteilung der Raketenangriffe in Syrien hielt der sunnitische Politiker daher für nicht notwendig. (wrase)
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