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Ein Mann geht mit sich und der Welt hart ins Gericht

Von Nora Bruckmüller, 02. November 2018, 00:04 Uhr
Ein Mann geht mit sich und der Welt hart ins Gericht
Lisa Maria Stadler, Julia Kaineder, Peter Chalupar und Mathias Kaineder als Chor für Ferry Öllinger (v. l.) Bild: (S. Almonem)

Theater: In "Right Now! Burghofer" vereinen Ferry Öllinger und die Sänger von Lalá Wort, Spiel und Klang zur bewegenden Gesellschaftskritik

Poesie begründet sich nicht automatisch im Schnörkel. Mehr als das zählt die Klarheit, die sich offenbart, wenn der Schmuck abgelegt wird und Echtes zutage tritt.

Wie das auf einer Bühne sauber, aber nie steril geschehen kann, zeigte die Inszenierung von "Right Now! Burghofer", die Dienstagabend in den Kammerspielen Linz zu sehen war. Der Ottensheimer Schauspieler Ferry Öllinger und das Vocalensemble Lalá erzählen darin mit Text und Klang von einem 55-Jährigen, der von außen betrachtet ganz oben angekommen zu sein scheint.

Wie es in ihm aussieht, ist eine andere, die eigentliche Geschichte. Öllinger, aus der ORF-Serie Soko Kitzbühel bekannt, verkörpert Franz Burghofer. Journalist von Rang, weil frisch vom offiziellen Oberösterreich mit Orden behangen, da er auf Twitter mit 140 Zeichen bald 800.000 Menschen erreicht. Doch Burghofer, dem Öllinger gekonnt verschmitzt erdige bis tragisch polternde Noten verleiht, ist Journalist genug, um darauf mit dem ureigensten Reflex seiner Gattung zu reagieren: dem Hinterfragen. Und das in der härtesten Ausprägung. Er stellt nicht nur die Welt, sondern sich selbst in Frage.

Kritik mit Schmäh und Gefühl

Das Stück nach Wolfgang Nell und in der Regie von Christina Hodanek verkommt aber zu keiner reinen Fake-News-Schelte. Vielmehr erfüllt es das, was auch guter Journalismus tut. Es kommentiert unsere Zeit, in der mehr als mehr und das Virtuelle als das Wahre propagiert wird, Oberflächlichkeit und Hektik so sexy wie Macht scheinen. Eine Replik, der es aber nicht an Verständnis und Schmäh für Burghofer mangelt, der auf der fast leeren Bühne all seine Makel offenbart – als Ehemann, Bürger und Mensch.

Dass der Mix so gut gelingt, liegt an den Sängern Peter Chalupar, Mathias und Julia Kaineder und Lisa Maria Stadler. Wie man die Lalás kennt, arbeiten sie sensibel wie präzise, und hier ganz im Sinne des Theaters. Als Chor korrigieren sie, etwa falschen Stolz, vermitteln aber auch Burghofers Seelenzustand. So rappen sie Falcos "Egoist", übersetzen Lebenskapitel in flotte Gstanzln und leiten mit Lalá-Klassikern wie "Is scho still" und "In Gedanken bin i bei dir" zur Einkehr an.

 

Fazit: Ein herrlich ehrlicher Theaterabend, der die dunklen Töne des Zeitgeists mit Leichtigkeit trifft.

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