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Der Kalte Krieger mit Schreibmaschine

Von Peter Grubmüller, 24. August 2018, 00:04 Uhr
Der Kalte Krieger mit Schreibmaschine
Frederick Forsyth – mit 19 jüngster Royal-Air-Force-Pilot, später Korrespondent, Spion und Bestseller-Autor. Bild: DPA

Weltbestseller-Produzent und Thriller-König Frederick Forsyth wird morgen 80 Jahre alt.

Im Lokaljournalismus habe er alles Nötige fürs Leben gelernt. Weltbestseller-Autor Frederick Forsyth behauptet so etwas, obwohl er mit 19 Jahren jüngster Pilot der britischen Royal Air Force, Spion des MI6 im Berlin des Kalten Krieges und Auslandskorrespondent für Nachrichtenagenturen war. Morgen wird der Schöpfer von Erfolgstiteln wie "Der Schakal" und "Die Akte Odessa" 80 Jahre alt.

1938 als Sohn eines Kürschners in der englischen Grafschaft Kent in Ashford geboren, lernt er ob der Weitsicht seiner Eltern bei Auslandsaufenthalten Deutsch und Französisch fließend. Später kommen Spanisch und ein wenig Russisch dazu. So aufgestellt, wird er ins College nach Cambridge eingeladen, wo ihm eine Laufbahn im Außenministerium empfohlen wird. Aber die Universität ist ihm zu träge, das pralle Leben wird seine Hochschule. Der Kasernierung in der Internatsschule entzieht er sich mit tollkühnen Manövern, die ihn zum jüngsten Piloten der Royal Air Force werden lassen.

Über Norfolk nach Paris

Nach dem Militär möchte er Auslandskorrespondent werden und landet zunächst bei seiner Grundausbildung – als Lokaljournalist in Norfolk. Irgendwann heuert er bei der Presseagentur Reuters an, wird nach Paris abkommandiert, wo er mit Charles de Gaulle zu tun hat, der im Zuge des Algerien-Kriegs der täglichen Gefahr von Terroranschlägen ausgesetzt ist und den er 1970 als Romanfigur verwenden wird.

"Am 2. Januar 1970 setzte ich mich an den Küchentisch der geborgten Wohnung, nahm den Metalldeckel mit der Streifschussnarbe von meiner getreuen alten Reiseschreibmaschine, spannte den ersten Bogen ein und begann zu tippen." So steht es auf Seite 271 seiner 2015 erschienenen und köstlich unterhaltsamen Memoiren "Außenseiter".

Von Paris wird Forsyth nach Ostberlin versetzt, in seinem "hässlichen Wartburg" führt er bei Verfolgungsjagden die Stasi in die Irre. Sein Wechsel zur BBC erweist sich als Fehlentscheidung, weil Forsyth nicht verstehen will, warum sich der Staatssender als Vermittler gefälliger Nachrichten begreift. Sein Journalisten-Credo habe all die Jahre überdauert: "Ein Journalist sollte sich nie mit dem Establishment gemeinmachen, allen verführerischen Schmeicheleien zum Trotz. Unsere Aufgabe besteht darin, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen, nicht, uns mit ihnen zu solidarisieren." Und dennoch ließ er sich während des Biafra-Krieges in Nigeria (1967– 1970) vom britischen Geheimdienst MI6 als Spion verpflichten. Rund 20 Jahre lang stand er immer wieder für Botengänge zur Verfügung. Woran er sich zeit seines Lebens allerdings erinnere, sind die Bilder der damals in Afrika verhungernden Menschen.

Binnen drei Jahren rattert er auf seiner Schreibmaschine, der er bis heute mehr vertraut als jedem Computer, drei Welterfolge ("Der Schakal", "Die Akte Odessa", "Die Hunde des Krieges") herunter. Die 20 folgenden Bücher sind von Kritik und Fangemeinde gefeierte Zugaben. Um den gesicherten Platz in der Weltliteratur habe sich der unterhaltsame Konservative nie bemüht: "Der Mensch verbringt die meiste Zeit damit, in überfüllten Städten herumzulaufen und sich davon zu überzeugen, wie wichtig er für den Lauf der Dinge ist."

 

Lesetipps

Seine Frau denke, er sei zu alt für seine abenteuerlichen Reisen, sagte Frederick Forsyth dem "Guardian". Zum Glück ist ihm trotzdem ein guter Stoff unter die Finger gekommen, so dass nach seinem 80. Geburtstag doch wieder ein neuer Forsyth auf den Markt kommt: "The Fox", am 20. September erscheint das Buch auf Englisch.

Der Schakal: Der Thriller begründete den Weltruhm des Autors. Das Buch über das geplante Attentat auf De Gaulle wurde 1973 (mit Edward Fox und Michael Lonsdale) und 1997 (mit Bruce Willis und Richard Gere) verfilmt.

Das vierte Protokoll: Bei einem Einbruch im Londoner West End wird nicht nur ein Diamantendiadem gestohlen, sondern auch geheimes NATO-Material. Piper, 512 Seiten.

Der Unterhändler: Der Sohn des US-Präsidenten wird entführt – und der quasi unbewältigbare Job des Unterhändlers Quinn beginnt. Piper, 528 Seiten.

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1  Kommentar
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 24.08.2018 00:31

Viel neues oder überraschendes weiss Peter Grubmüller nicht über den Autor zu berichten. Hat wohl wenig persönliche Erfahrung mit ihm. Ich habe bei Forsyth ein ähnliches Gefühl, wie bei le Carre (lebt auch noch, 1931 geboren), nämlich dass das Buch, mit dem der jeweilige Autor berühmt wurde, schon das jeweils beste war, auch wenn die anderen noch vielfältiger und inhaltsreicher waren. Bei Forsyth war es "Der Schakal", bei le Carre "Der Spion, der aus der Kälte kam".

"Der Schakal" wurde von Fred Zinnemann verfilmt und zwar sehr gut.

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