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Stille Zeit: So machen Geist und Seele Urlaub

Von Dietlind Hebestreit, 12. Dezember 2018, 00:04 Uhr

Wer die Beschallung übertreibt, riskiert, krank zu werden. Hier erfahren Sie, welche positiven Auswirkungen Stille auf den Menschen hat und wie es gelingt, zur Ruhe zu kommen.

Es ist die stillste Zeit im Jahr: Für die meisten Menschen ist diese Liedzeile in der Vorweihnachtszeit reines Wunschdenken. Shopping-Wahnsinn, feucht-fröhliche Feiern und bei den Kindern angespannter Lernstress lassen kaum Zeit zum Verschnaufen.

"TV, Radio, MP3, Smartphone, Lautsprechermusik – die Dauerberieselung ist bedenklich. Wer überschüttet wird, verdrängt Dinge. Und diese kehren auf Umwegen wieder zurück", plädiert Dietrich Bodenstein dafür, möglichst viele Geräuschquellen abzuschaffen oder einzuschränken. Der Theologe bietet mit seiner Frau Dorothee seit Jahren Schweigeseminare an. Der Zulauf ist ungebrochen.

"Die Menschen spüren, wie gut ihnen die Stille tut. Die Seele kann aufatmen", so der spirituelle Begleiter. Schweigen während des ganzen Wochenendes inklusive Mahlzeiten, Meditation, aber auch gemeinsames Singen und geistliche Impulse prägen diese Einkehrtage. Die Früchte der Stille eröffnen neue Perspektiven. Immer wieder erlebt der in Gmunden lebende evangelische Pfarrer, wie Menschen bei seinen Seminaren zur Ruhe kommen und die Zeit nützen, um sich zu besinnen oder herauszufinden, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist – oder sogar ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen.

Chance zur Neuorientierung

"Stille ist nicht nur eine akustische Entlastung, sondern auch eine Chance zur Neuorientierung und für ein besseres Leben", so der 73-Jährige. Er selbst geht oft und gerne in die Stille: "Ich brauche das so dringend wie das tägliche Brot. Der Mensch lebt im Idealfall in einem Rhythmus zwischen akustischen Reizen und Stille." Ruhephasen im Schweigen benötigen seiner Meinung nach übrigens nicht nur gläubige Christen, sondern alle Menschen.

Dem stimmt auch der Linzer Psychotherapeut Wolfgang Rodlauer zu: "Jeder Mensch braucht ruhige Momente. Stille ist Urlaub für Geist und Seele." Die positiven Auswirkungen betreffen auch den Körper. Das Herz-Kreislauf-System wird heruntergefahren. Der Organismus produziert weniger Adrenalin und Noradrenalin, und es wird auch weniger von dem Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. "Wir suchen permanent nach Ablenkung. Bei Lärm ist das Gehirn in einem ständigen Ausnahmezustand. Der Mensch befindet sich dauerhaft im Fluchtmodus", so der Linzer. Wer die Beschallung übertreibt, riskiert, krank zu werden. Trotzdem haben manche Menschen regelrecht Angst vor der Stille. Das erlebt der Therapeut auch bei seinen Klienten, die sich oft gegen die Stille stemmen.

Rodlauer nützt bei seiner Arbeit die Katathym-Imaginative Psychotherapie. Diese bedient sich innerer Bilder. Konkret geht das so: Man stellt sich einen Ort der Stille vor. Das kann zum Beispiel ein Park, eine Lichtung oder das Innere eines Doms sein. Dieses innere Bild sollte man "sinnlich verankern", wie das der Psychotherapeut nennt. So kann man es immer und überall abrufen. Hilfreich sei es, diesbezügliche Rituale zu entwickeln, die fix in den Tagesablauf eingebunden werden.

In die Gegenwart geholt

Eine zweite Methode, im Hier und Jetzt anzukommen: Man beschreibt seine Umgebung. Die Couch gegenüber, die Lampe, das Bild an der Wand, der Duft des Adventkranzes. "So holt man das Gehirn in die Gegenwart", sagt der Therapeut. Das verbessert die Chancen, mit sich selbst in Kontakt zu treten. "Nur wer Mitgefühl mit sich selbst hat, kann empathisch sein."

Innere Stille sei die Grundvoraussetzung, um fühlen zu können und mit sich selbst Frieden zu schließen. Die positiven Auswirkungen sind vielfältig: Der entspannte Mensch gewinnt mehr Energie und Lebensfreude, entwickelt mehr Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz. Und dieser Zustand inneren Friedens fühlt sich auch einfach gut an. Wer das erlebt hat, möchte diesen Zustand meist nicht mehr missen.

Nicht nur Erwachsene, sondern auch Mädchen und Buben leiden in unserer Gesellschaft immer mehr unter dem ständigen Geräuschpegel. "Gerade Kinder, die intensiv mit ihrem Handy verbunden sind, können sich nicht mehr richtig konzentrieren", sagt der 52-Jährige. Dagegen helfen können Atemübungen. Sie erden, nehmen den Stress und helfen dem Kind, sich besser zu konzentrieren.

 

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