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Vor 15 Jahren starben vier Roma durch die Rohrbombe von Oberwart

05. Februar 2010, 00:04 Uhr
Gedenken an die durch Rohrbombe ermordeten Roma von Oberwart
Gedenkstätte in Oberwart für die toten Roma Bild: APA

OBERWART. Gedenken in Oberwart im Burgenland an vier Roma, die vor 15 Jahren durch einen heimtückischen Sprengstoffanschlag getötet wurden. Als Täter konnte 1997 Franz Fuchs (damals 47) ausgeforscht werden.

 

Die Rohrbombe, die am 5. Februar 1995 Peter Sarközi (27), Josef Simon (40) sowie Karl (22) und Erwin Horvath (18) tötete, war an einem Schild mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ angebracht. Beim Versuch, dieses Schild zu entfernen, explodiert der aus etwa 150 Gramm gedämmtem Nitroglycerin bestehende Sprengsatz, der nicht erkennbar im Rohr angebracht war.

Es war kurz vor Mitternacht, als die Bewohner der Oberwarter Romasiedlung einen lauten Knall hörten. Erst in den Morgenstunden entdeckte man die Leichen der vier Männer. Sie hatten sich auf einem Kontrollgang befunden, weil es damals immer wieder Zwischenfälle in der Roma-Siedlung gegeben hatte. Auf einer Kreuzung, rund 250 Meter von der Siedlung entfernt, entdeckten sie ein vermeintliches Verkehrszeichen.

Absolut tödliche Falle

Doch die hinterhältig angefertigte Bombe bestand aus einem Kunststoffsockel, einem etwa 1,20 Meter hohen Rohr sowie der darauf befestigten Tafel. Als einer der vier Roma den Gegenstand aufhob, löste das den Zündmechanismus aus. Der Sprengstoff befand sich offenbar im oberen Drittel des Rohres, sodass die Splitter bei der Explosion den Brustkorb der Umstehenden treffen mussten. „Alle vier Opfer waren durch Splitter innerhalb weniger Minuten tot“, wurde bei der gerichtsmedizinischen Obduktion festgestellt.

Der Anschlag sorgte für Entsetzen und Betroffenheit – in der Bevölkerung ebenso wie in der Politik. Wie sich im Zuge der Ermittlungen später herausstellte, enthielt die Bombe in Oberwart denselben Sprengstoff wie jene Briefbomben, die ab 1993 Adressaten zum Teil schwer verletzte.

Am Tag nach dem Mordanschlag wurde in Stinatz, ebenfalls im Burgenland, ein Mitarbeiter der Müllabfuhr durch eine Sprengfalle verletzt.

Gebaut wurden die Bomben von Franz Fuchs, einem Südsteirer, der unter dem Pseudonym „Bajuwarische Befreiungsarmee“ (BBA) agierte. Zu seiner Festnahme am 1. Oktober 1997 kam es bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle. Anstatt den Polizisten seine Papiere zu geben, zündete er eine Rohrbombe, die ihm beide Unterarme wegriss und die zwei Männer verletzte. Die Fahndung nach dem Urheber einer in Österreich einmaligen Serie von Bombenanschlägen war damit beendet. In der Wohnung von Franz Fuchs wurden von den Ermittlern insgesamt 1,7 Kilo Nitrocellulose sowie 80 Gramm Nitroglycerin gefunden. Der Sprengstoff ist in seiner Reinheit ähnlich jenem, der auch bei den Anschlägen verwendet wurde.

Täter seit zehn Jahren tot

Der Prozess am Grazer Landesgericht gegen den Bombenbauer im Jahr 1999 verlief dann turbulent: Der damals 49-jährige Angeklagte schrie im Gerichtssaal in einem fort Hasstiraden gegen Staat, Justiz und Ausländer. Er wurde deshalb von der Teilnahme an der Verhandlung immer wieder ausgeschlossen. Das Urteil des Geschworenensenats lautete schließlich auf lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Am 26. Februar 2000, also vor fast genau zehn Jahren, erhängte sich Franz Fuchs in der Haft.

Laut dem Verein Roma Oberwart leben im Burgenland rund 3000 Roma, ein Großteil davon im Raum Oberwart. (luke)

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