An der Wiege der Neuzeit
Andalusien war eine der reichsten Regionen der Welt. Die ersten Helden der Neuzeit zogen von hier aus und brachten Schätze nach Hause. In der Krise lebt Andalusien von seiner Vergangenheit.
Die Wellen des Atlantiks rollen kraftvoll an. Wäre ich vor 500 Jahren hier gelegen, hätte ich die drei bescheidenen Schaluppen eines gewissen Christoph Kolumbus von der Bucht von Cádiz in den Ozean stechen sehen. Der Ausgang der Reise ist bekannt. Oder Ferdinand Magellan, der an der Mündung des Guadalquivir die erste Weltumseglung gestartet hat. Hernando Cortés und Francisco Pizarro sind hier aufgebrochen, um brutal die Neue Welt zu erobern.
Die frische Brise, das helle Licht, das Rauschen der Wellen, die große Geschichte: Die Costa de la Luz, die Küste des Lichts, ist nicht nur ein Strand für Träumer, sondern für aktive Menschen. Sie ist ein Paradies für Surfer, Wellenreiter, Schwimmer, Muschelsucher oder einfach Sonnenanbeter. Tagsüber entspannen sich die Gäste auch in den Hotels rund um Chiclana, oder sie erkunden mit Mietautos die vielen kulturellen und landschaftlichen Höhepunkte der Provinz, von der Sherry-Stadt Jerez im Norden über die "Weißen Städte" auf den Anhöhen, bis nach Tarifa oder Gibraltar im Süden. Abends genießen sie die lukullischen Köstlichkeiten: Tapas, schwarzer Schinken oder Sherry-Wein haben es zu Weltruhm gebracht. Und die Gäste bewundern die traumhaften Sonnenuntergänge über dem Ozean. Jeden Tag hat das Kaminrot, Orange oder Rosa andere Nuancen.
An der Wiege der Neuzeit
"Der Tourismus hat erst mit der Weltausstellung in Sevilla 1992 einen richtigen Aufschwung genommen", sagt Reiseführer Claudio. Er hat Licht gebracht in eine Region, die seit mehr als 100 Jahren zu den unterentwickelten Spaniens, ja des Kontinents, zählt. Seit 2008 kriselt es richtig. Cádiz hat mehr als 30 Prozent Arbeitslose. Der Tourismus ist die wichtigste Wirtschaftssparte.
In diesem Landstrich zwischen der portugiesischen Grenze und der Straße von Gibraltar hat die Neuzeit begonnen. Cádiz hat sich zur blühendsten Handelsstadt des Kontinents entwickelt, denn es hat die Schätze aus der Neuen Welt übernommen. Noch heute zeugen Kirchen, Paläste und Bürgerhäuser davon. Unvorstellbare Mengen Gold, Silber, Edelsteine und Gewürze haben sich ins Landesinnere ergossen. Die ersten Nutznießer waren die Habsburger, denn sie haben sich den spanischen Königsthron erheiratet.
Mindestens so beeindruckend wie das katholische Erbe ist das ältere, das arabische. Ab etwa 700 nach Christus war die Halbinsel von Mauren besetzt. Sie revolutionierten die Baukultur, brachten Kunst und Wissenschaft. 500 Jahre später setzte die Rückeroberung durch die katholischen Königshäuser ein, die sich später unter Isabella und Ferdinand unter einer mächtigen Krone sammelten.
Großes arabisches Erbe
Die Namen vieler Städte erinnern noch heute an diese Reconquista, weil sie die Grenzstellung zu den muslimischen Kalifaten beinhalten. Seit 800 Jahren heißen sie z. B. Jerez de la Frontera, Chiclana de la Frontera, Arco de la Frontera etc. 1492 wurden die Mauren endgültig besiegt und vertrieben. Ihre Kultur hat länger gewirkt als die nachfolgende katholische.
Die Region ist ein Kraftplatz: Hier wird mit extatischer Körperspannung Flamenco getanzt, hier werden auf Weiden edle Pferde gezüchtet – und Kampfstiere gemästet. Die Küste des Lichts war immer eine des Kampfes und Blutes. Der Stierkampf erinnert noch daran.
An der Costa de La Luz
Cadiz ist nur eine von acht Provinzen Andalusiens (neben berühmten wie Cordoba, Granada, Malaga oder Sevilla). Sie ist eine Hochburg von Tapas, Flamenco und Sherry-Wein. Der Atlantik bringt es selbst im Hochsommer nur auf 22 bis 24 Grad. Die Meeresbrise dämpft die Lufttemperatur.
Austrian fliegt bis 29. September jeden Donnerstag Wien - Jerez, und zwar zu freundlichen Tageszeiten (hin ab 9.45, retour ab 14.05 Uhr). TUI bietet Rundreisen mit Bus oder Mietwagen. Im Sommer empfiehlt sich ein Strandaufenthalt, z. B. eine Woche im Hotel Sensimar Playa de la Barrosa um 990 Euro ÜN/Frühstück (ab 8.8.).