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Wadln, Waggerl, Wallabys

03. August 2016, 00:04 Uhr
Wadln, Waggerl, Wallabys
Mit dem Rad zum Jägersee Bild: beli

Wagrain und Kleinarl gehören zur Skiwelt Amadé. Bernhard Lichtenberger ist zwischen Dichterhaus und Tappenkarsee aber auf die sommerlichen Reize abgefahren.

Wadln lügen nicht. Schon gar nicht jene von Wolfgang Viehhauser. Sie haben den passionierten Radfahrer 6200 Kilometer angespannt quer durch die USA begleitet und Druck auf die Pedale gemacht, als er in zwei Wochen in Kanada die 1700 Kilometer lange Strecke von Calgary nach Vancouver bewältigte – über die Rocky Mountains.

Entsprechend ehrfürchtig schliche man sich auf dem Mountainbike in den Windschatten des Hoteliers, würde dessen drahtiger Körper einen hergeben. "Am liebsten ist es mir eh, wenn wir plaudern können, bis wir oben sind", beruhigt der Kleinarler. Als Aufwärmübung rollen wir zur frühen Stunde die Ache entlang, die aus dem Jägersee im Talschluss fließt. Zwei Schwäne recken ihre weißen Hälse aus dem Morgendunst, der auf dem spiegelglatten Wasser liegt.

Von hier aus wanderte man in zweieinhalb Stunden zum 1762 Meter hoch gelegenen, mythisch umrankten Tappenkarsee. Der Sage nach hauste hier einst ein Tatzlwurm, der sich nächtens unter Mensch und Vieh seine Opfer holte. Findige Burschen kamen eines Tages auf die Idee, eine Kuhhaut mit Stroh und Pulver zu füllen. Als der Tatzlwurm nach dem Köder schnappte, explodierte das Rinder-Double, und das malträtierte Ungeheuer verschwand auf Nimmerwiedersehen im See.

Knackige Anstiege

Statt auf Wurmsuche begeben wir uns aber auf die "Kleinarl-Runde", eine neue Mountainbike-Strecke, die sich auf einer Forststraße 750 Höhenmeter emporwindet – mit ein paar knackigen Anstiegen, die den Redefluss versiegen lassen. Auf der Kurzegg-Alm öffnet sich der Mund wieder: für die würzige Hirschwurst mit Kren und vor Staunen über das Gipfelpanorama mit Ennskraxn und Faulkogel (2654 Meter). In einem Anflug von Schneid wird Wolfgangs Hinterrad gefolgt, das auf einem schmalen Single-Trail talwärts holpert. Dankbar werden die Rufe erhört, die vor unfreiwilligen Abstiegen bei tiefen Quergräben warnen.

Wer glaubt, noch nicht ausreichend Adrenalin ausgeschüttet zu haben, legt einen Zwischenstopp in der Kletterwelt Peilsteinpalfen ein. Der Seilgarten verfügt über fünf Parcours, neu sind seit heuer jener für Kinder ab vier Jahren und die bis in 18 Meter Höhe führende violette Variante, für die selbst Tourismus-Chef Stefan Passrugger nur zwei Worte findet: "Ganz arg!"

Beschaulicher vergnügen sich Familien, die mit der Seilbahn auf 1700 Meter gondeln, in der Natur- und Bergerlebniswelt "Wagraini’s Grafenberg". Der kinderwagentaugliche "Weg der Faszination" streift in der weitläufigen Gebirgs-arena mehr als 30 Abenteuerstationen, vom Riesenhüpfkissen bis zum Floß, auf dem der Speichersee zu queren ist, vom Kletterwald bis zum Barfußweg, von der rasanten Rutsche bis zu den großen Hutschen, von denen man sich gerne verschaukeln lässt. Dem Kalorienverschleiß wirken Hungrige auf der Großunterberg-Alm entgegen, wo hofeigenes Rindfleisch serviert wird, oder auf der Hachaualm. Dort serviert der "Franzei" gerufene Wirt selbst gemachten Käse und kecke Sprüche.

Mit kulinarischen Höhenflügen hat sich einer im Tal einen Namen gemacht. Der haubengekrönte Franz Aichhorn lebt in Kleinarl seine bodenständige und regionale Küche, die in qualitätsvolle Zutaten verliebt ist. "Ich brauch’ im Dezember keine Erdbeeren aus dem marokkanischen Atlasgebirge", sagt der Aromen-Schnüffler. Saiblingsfilet mit Tomaten-Basilikumkraut, Schlögel und Faschiertes vom Salzburger Berglamm, Zirbensorbet oder das hausgemachte Holunderblüteneis sind ein Gedicht.

Einen Reim auf das Leben eines Dichters kann man sich in Wagrain machen. 1920 war Karl Heinrich Waggerl (1897–1973) als Dorflehrer in den Pongauer Markt gekommen. Im Waggerl-Haus, das der Kulturverein "Blaues Fenster" betreut, wird keine Schönfärberei betrieben. Jede Facette wird beleuchtet, "von seinen pazifistischen Neigungen bis zum Hochjubeln Hitlers", sagt Kunsthistorikerin Carola Schmidt, die 90-minütige Kulturspaziergänge durch den Ort begleitet. Viele Räume in dem Museum sind so erhalten, wie sie der Schriftsteller hinterlassen hat, im Schlafzimmer fehlen nicht einmal seine Unterhosen. Haften bleibt das Bild eines Begabten, der mit dem Debütroman "Brot" etwas zum Kanon der österreichischen Literatur beigetragen hat, als Buchbinder, Maler, Tischler und Fotograf vielseitig war. Und der trotz politischer Verirrung und eines stilistischen Umbruchs, der zur Idyllisierung neigte, in den 1950er und 1960er Jahren am erfolgreichsten war.

 

Wadln, Waggerl, Wallabys
Buchbinder Waggerl, um 1925 Bild: KV BLaues Fenster

Buchbinder Waggerl, um 1925

 

Mit dem Waggerlschen Ruhm vermögen sie nicht mitzuhüpfen, zu regionaler Prominenz haben es die sechs Wallabys im Wagrainer Hühnerdorf aber gebracht. Die Beuteltiere Skipper, Lilly & Co. locken als Attraktion Besucher auf den 100 Jahre alten Hof, wo 2000 Hühner täglich 1800 Bio-Eier legen und sich Hasen, Meerschweinchen, Straußwachteln, Perlhühner, Enten, Schafe, Border Collies und zwei Rösser tummeln.

Fazit: Es fällt nicht schwer, in Wagrain-Kleinarl im Sommer das Gelbe vom Ei zu finden.

 

Info: www.wagrain-kleinarl.at, Nächtigung: z.B. in den Chalets AurAlpin mit drei Schlafzimmern, drei Bädern, Wohnküche (28 m²), Sauna etc., 174 bis 210 Euro pro Tag (bis zu sechs Personen), www.chalets-kleinarl.at.

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