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Sucht am Arbeitsplatz: Führungskräfte, Schichtler und Ärzte häufig betroffen

Von nachrichten.at/apa, 17. Juni 2019, 14:50 Uhr
Zärtlichkeit und Geld für Alkoholkranke
Alkohol am Arbeitsplatz: Nicht wegschauen, sondern helfen. Bild: Bilderbox

LINZ/WIEN. Rund jeder 20. Arbeitnehmer hat ein Suchtproblem, besonders häufig sind Führungskräfte betroffen sowie Menschen, deren Arbeit stark fremdbestimmt ist. Daher seien Schichtarbeiter stärker gefährdet als etwa Handwerker.

Diese Zahlen präsentierte der Psychiater Reinhard Haller in einer Pressekonferenz anlässlich einer Tagung von Betriebsräten auf Initiative der Arbeiterkammer OÖ zu dem Thema.

"In den vergangenen Jahren haben sich die Drogenmissbrauchsmuster verändert", schilderte Haller. Heroin sei in den Hintergrund getreten, Alkohol stagniere auf hohem Niveau, Cannabis sei dafür zur Volksdroge geworden. Immer häufiger zu beobachten sei zudem, dass Leute leistungssteigernde Substanzen nehmen - dazu zählen etwa Kokain, diverse Designerdrogen und Medikamente, vor allem Amphetamine.

Zwölf Prozent der Führungskräfte suchtkrank

Während die Prävalenz (Kennzahl für die Krankheitshäufigkeit, Anm.) der Gesamtbevölkerung bei etwa fünf Prozent liege, betrage sie bei Führungskräften rund zwölf Prozent, erklärte Haller. Bei ihnen gehe es meist um Medikamentenmissbrauch, da diese Substanzen zwar die Wirkung entfalten, aber keine wahrnehmbaren Zeichen wie etwa eine Alkoholfahne erzeugen.

Süchtige Ärzte haben oft "Titanic Syndrom" 

Stark betroffen dürften nach Ansicht des Psychiaters auch Ärzte sein: In den USA gebe es eine neue Studie, laut der 70 Prozent der Mediziner ein Suchtproblem hätten. "Ich hoffe, dass das etwas übertrieben ist", kalmierte Haller, aber er schätze den Anteil auch bei uns auf über zehn Prozent. Gründe seien bei dieser Berufsgruppe neben der Arbeitsbelastung auch die Medikamentengläubigkeit, der leichte Zugang und das "Titanic-Syndrom" - mit diesem wir die Einstellung "mir kann nichts passieren" umschrieben.

Problem: Süchtige fühlen sich nicht krank

Durch die Sucht eines Einzelnen würden zehn weitere Personen in Mitleidenschaft gezogen - Angehörige ebenso wie Kollegen oder Mitarbeiter. Das Problem sei aber oft, dass sich die Süchtigen selbst nicht krank fühlen und alle zu überzeugen versuchen, dass sie kein Abhängigkeitsproblem haben, erklärte der Psychiater. Dennoch sei es wichtig hinzuschauen und das Thema anzusprechen - sowohl für Betriebsräte als auch für Vorgesetzte. AK-Präsident Johann Kalliauer wies zudem darauf hin, dass Firmen eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten hätten.

Rechtzeitiges Handeln könne nicht nur den Betroffenen ihren Arbeitsplatz retten, es habe auch volkswirtschaftliche Auswirkungen: Die Kosten einer Alkohol-Entwöhnungskur betragen 15.000 Euro, die einer Lebertransplantation hingegen 200.000 Euro, nannte Haller als Beispiel.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 18.06.2019 03:23

Ich hatte in meiner Jugendzeit einen Chef, der immer schön aus der Thermoskanne seinen Kaffee trank …….

Bis ich eines Tages bemerkte : es war kein Kaffee drin sondern Schnaps!

Der Mann was da so drauf, man hat es ihm nicht mal angemerkt. Betrunken, in dem Sinne, habe ich ihn nie gesehen.

Wenn ich dann ab und zu mal gesagt habe : Machen wir mal einen netten Tag und holen ne Flasche Sekt oder Whiskey, da war er der Erste der dabei war.

Ich habe in meinem Leben schon so viele Freunde und Bekannte an Alkohol oder Drogen sterben sehen, das ist unglaublich.

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( Kommentare)
am 17.06.2019 18:01

Aus unserer Beratungserfahrung kann ich sagen, dass dieses Problem nicht nur ein Problem in Österreich, sondern sehr stark auch unter Führungskräften in Betrieben von ganz Europa ist. Jeder weiß etwas, doch keiner spricht davon. Du sollst jeden Tag 110% geben aber auch wieder auf 0 herunterkommen. Wie schaffst du das.
Die skandinavischen Länder haben hier sehr vorbildliche Programme. Die fahren nicht auf eine "Entwöhnung". Die fahren auf ein "Training" nach der Arbeit. Absichtlich etwas anderes erleben. Dann gibt es auch Trainingscamps über einige Tage. Keine Entwöhntage.

Meist sind ja auch keine Säufer, welch einen Entzug durchmachen müssen. Sie stehen unter ärztlicher Kontrolle. Was die Ärzte denen geben, entzieht sich meiner Kenntnis.
Nur der Umgang mit Stresssituationen, der wird geschult. Der wird oft auch lange nach diesem "Training" noch genutzt, wenn andere, momentan ungewohnte Situationen auf die Person zukommen.

Vielleicht sollte man sich das einmal anschauen.

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landlinzer (656 Kommentare)
am 17.06.2019 16:09

Oft gehört: "Ich kann jederzeit mit dem Saufen/Rauchen aufhören wenn ich will...nur will ich halt nicht, weil ich kein Problem damit habe"

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tulipa (3.265 Kommentare)
am 17.06.2019 15:24

Leider gibt es fast keine Möglichkeit, dieses Thema anzusprechen, das ist immer noch ein Riesentabu. Selbst wenn man nur dem/der Betroffenen unter vier Augen erklärt, dass man sich Sorgen macht, muss man davon ausgehen, die Person für ewig beleidigt zu haben. Welcher Kollege wird das schon tun, und Vorgesetzte kriegen oft viel weniger darüber mit.

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