Demenz den Schrecken nehmen
Eine Kampagne der Diakonie zeigt, dass ein gutes Leben auch mit kognitiven Einschränkungen möglich ist, und wirbt für mehr Akzeptanz.
Sie scherzten und lachten, plauderten und fühlten sich geschmeichelt, dass sie in ihrem Alter noch einmal in die Rolle von Filmstars schlüpfen durften: Beim Dreh für die aktuelle Demenzkampagne der Diakonie liefen zwei Bewohnerinnen des Hauses für Senioren in Mauerkirchen zu Höchstform auf. Das Motto: "Eine von beiden hat Demenz."
Spaß trotz Krankheit
Schnell wird dem Betrachter klar: Wenn man miteinander Spaß hat, spielt es keine Rolle, wer die Diagnose für die Krankheit hat. Denn ein gutes Leben ist nicht unbedingt an körperliche und geistige Unversehrtheit gekoppelt. Mit dieser Botschaft versucht die Diakonie, dem Thema Demenz den Schrecken zu nehmen. "Die Betroffenen möchten nicht auf die Krankheit reduziert werden", erklärt Bernadette Mairinger, Pflegedienstleiterin im Haus für Senioren Mauerkirchen. In der vom Diakoniewerk betriebenen Einrichtung sind bis zu 60 der insgesamt 80 Bewohner von Demenz betroffen. Diese können Alltagssituationen nicht mehr so gut bewältigen und sind oft verzweifelt, dass sie nicht mehr ausdrücken können, was sie brauchen. Das herauszufinden, sei eine der wichtigsten Aufgaben des Pflegepersonals, erklärt Mairinger. "Es gilt, die Bedürfnisse und Gefühle des Betroffenen zu erkennen. Dafür muss man sehr gut geschult sein", so die 41-Jährige aus Mühlheim am Inn.
Wichtig sei es auch, Diagnosen zu sichern. Das übernimmt in Mauerkirchen ein Neurologe, der die Bewohner regelmäßig betreut. Das wird durch das Pilotprojekt "Integrierte Versorgung Demenz" möglich, bei dem auch eine Psychologin und eine diplomierte Sozialbetreuerin mitwirken. So können Demenzpatienten trotz ihrer Schwächen so eigenständig wie möglich leben.
Erinnerungsecken als Anker
Hilfreich sei dabei das kleinstrukturierte Hausgemeinschaftsmodell, bei dem jeweils zehn Personen möglichst immer vom selben Personal betreut werden. Sogenannte Erinnerungsecken widmen sich vertrauten Themen: In einer können verschiedene Küchenutensilien besichtigt und angegriffen werden, in einer anderen steht eine alte Nähmaschine. "Vertrautheit gibt Orientierung", so Mairinger.
Doch das Leben im Heim ist nur eine – oft die letzte – Option. "80 Prozent der Demenzbetroffenen werden daheim gepflegt. Man muss die pflegenden Angehörigen in ihrem häuslichen Umfeld besser unterstützen. Diese sind von der Situation oft überfordert", so die Pflegedienstleiterin. Auch das Pflegestufen-Modell in Österreich sei veraltet und nehme keine Rücksicht auf den sehr hohen Pflegebedarf von Menschen mit Demenz.
Mehr Informationen unter www.demenz.diakonie.at