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Schön ungemütlich: Warum Sie noch heute ein Eisbad nehmen sollten

Von Franziska Giles, 05. November 2023, 16:38 Uhr
Eisbaden Frauen Eiswasser
Die Linzerinnen Daniela und Sandra beim Bad im 4 Grad "warmen" Weikerlsee. Im Winter ist das Tragen von Hauben dabei wichtig, um nicht zu unterkühlen. Bild: privat

LINZ. Dass Wechselbäder gut für die Gesundheit sind, ist bekannt. Was früher das Kneippen war, ist nun das Eintauchen ins eiskalte Wasser - so lange, wie es die Schmerzgrenze erlaubt.

Die Außentemperatur beträgt 10 Grad. Die Wassertemperatur auch. Sandra und Daniela tragen warme Kleidung, gefütterte Schuhe, Jacken. Die werden sie bald ablegen - und baden gehen. Was im Sommer der herrlichen Abkühlung dient, ist im Herbst oder Winter eine ordentliche Herausforderung. "Es kostet jedes Mal Überwindung ins Wasser zu steigen. Die erste halbe Minute ist die Schlimmste", sagt Sandra, die von sich behauptet, eher leicht zu frieren: "Früher war mir das Seewasser sogar im Sommer oft zu kalt." Nun liegt ihr Rekord bei 8 Minuten in 4 Grad kaltem Wasser.

Die Frage nach dem Warum drängt sich auf. Warum Schmerzen in Kauf nehmen, Überwindung, Eiseskälte, Frieren? Weil man sich danach besser fühle, fast wie neugeboren, antwortet Sandra und man sieht ihr an, dass sie am liebsten gleich nochmal ins Wasser gehen würde. Doch nun wird eine Runde spazieren gegangen, um den Körper langsam wieder aufzuwärmen, ohne den Kreislauf zu überfordern. Auch gerne eine halbe Stunde. Erst dann geht es wieder ins Warme. 

Woher kommt der Trend?

Der Trend des Eisbadens ist vor gut zwei Jahren aus den nordischen Regionen zu uns geschwappt. Zu Lockdown-Zeiten trafen sich vor allem in Linz Kleingruppen, die auch bei Temperaturen um die Null Grad regelmäßig in der Donau baden gingen. Um das Immunsystem zu stärken. Und einfach der Gemeinschaft wegen. 

Bildergalerie: Cooler Trend: Eisbaden in der Donau

Cooler Trend: Eisbaden in der Donau
(Foto: VOLKER WEIHBOLD) Bild 1/9
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Und die Kältefans werden immer mehr. Wer das Baden in der Kälte gerne in der Gruppe und unter fachmännischer Anleitung erlernen möchte, ist bei "Kälte-Guru" Daniel Fetz aus Steyregg an der richtigen Adresse. Der Wakeboard-Profi, er ist doppelter Weltmeister, bietet im Winter sowie im Sommer (mit Eis aus der Gefriertruhe) Kurse an. Erst mithilfe der Kälte habe er die innere Ruhe und mentale Stärke gefunden, die seine Siege möglich machten, sagte er den OÖNachrichten.

Wie es geht, was es bringt und dass es geht, das hat ein Mann aus den Niederlanden vorgemacht, nämlich Wim Hof (64). Er dient für die meisten Liebhaber der kalten Temperaturen als Inspiration.

In Shorts und Sandalen auf den Kilimandscharo

Der Extremsportler ist das Aushängeschild der wachsenden Gruppe, die sich regelmäßig ins Eiswasser begibt. Verbunden mit Hofs spezieller Atmung, basierend auf der tibetanischen „Tummo“-Technik, schafft man, mit etwas Übung, locker acht bis zehn Minuten im eiskalten Wasser. Hof selbst sei die vergangenen 30 Jahre nicht krank gewesen, behauptet er zumindest. 

Hof geht regelmäßig mit Gruppen von Eis-Neulingen auf den Kilimandscharo - in Unterwäsche. Das geht, weil die Teilnehmer zuvor Hofs spezielle Atemtechnik erlernen und mental darauf vorbereitet werden. Der selbsternannte "Iceman" kann 112 Minuten und 14 Sekunden im Eiswasser sitzen und ist damit Weltrekordhalter. Insgesamt 26 Rekorde konnte er für sich verbuchen.

Seine Methode beruht auf drei nachweislich gesundheitsfördernden Aktivitäten, nämlich:

  • Bewusstem Atmen,
  • Bewegungsübungen wie Yoga oder Gymnastik an der frischen Luft
  • und Kälte.

Der 64-Jährige hat ein Buch zum Thema veröffentlicht, in dem er aus seinem Leben erzählt, Fallbeispiele und einfache Tipps gibt ("Die Wim-Hof-Methode"). Schon als Kind zog Hof Kälte magisch an. Er liebte es, sich in den Schnee zu legen, dort lange zu verharren.  Als Erwachsener dann auch ganz ohne Kleidung. 1995 starb seine Ehefrau, Hof zog die vier Kinder alleine auf. Er sagte in Interviews, der Tod seiner Frau, die unter schweren Depressionen litt, habe ihn bekräftigt, seine Leidenschaft weiter zu verfolgen. Kälte könne auf das autonome Nervensystem einwirken und als begleitende Therapie von psychischen Krankheiten eingesetzt werden. 

Kälte als Therapie?

Aber nicht nur psychische, "viele Krankheiten können mithilfe von Kältebädern gelindert, oder zumindest erträglicher werden". Unzählige Sportler schwören auf die Kraft der Kälte.

Für Menschen, die unter Herz- oder Gefäßproblemen leiden, ist das längere Kältebaden aber tabu. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, sich einmal durchchecken zu lassen, bevor man ins Eis steigt: "Am besten wäre es für Menschen im mittleren Alter, sich vor dem Eintauchen in die Eiseskälte von einem Arzt untersuchen zu lassen," rät auch der Linzer Kardiologe Jörg Kellermair. Liegt keine Vorerkrankung am Herzen vor, spricht aus medizinischer Sicht nichts dagegen.

Manch Kritiker, der Hof als Scharlatan abtat, wurde zum Anhänger seiner Methode. Einer davon der bekannte amerikanische Journalist und Autor Scott Carney. „Ich traf Wim das erste Mal 2011. Ich hielt seine Behauptungen für gefährlich, ihn selbst für einen dieser selbsternannten Gurus“, sagt Carney. Der eigenen Angaben zufolge unsportliche Journalist kletterte später mit Wim Hof, lediglich mit Shorts bekleidet, auf den Kilimandscharo. Innerhalb 28 Stunden waren sie am Gipfel. Klingt unglaublich, entspricht aber den Tatsachen.

„Der Körper ist zu enormen Dingen fähig“

„Unser Körper kann enormes vollbringen und der Umwelt trotzen“, so Carney, der ein Buch zum Thema geschrieben hat ("Extrem gesund"). Ein Mensch müsse ihm zufolge lediglich wieder mit der „echten Welt" in Kontakt kommen – und schon greife der Körper auf Fähigkeiten zurück, die seit Jahrtausenden in den menschlichen Zellen gespeichert sind. Unsere Vorfahren mussten mit extremen Umwelteinflüssen zurechtkommen. Heute hält man sich meist in geheizten Räumen bei konstanten 22 Grad auf. Und erst wenn es wieder ein bisschen ungemütlich werde, lasse sich das Potenzial des Menschen herauskitzeln.

Viele positive Effekte der Kälte sind wissenschaftlich erwiesen - jedoch müssen die Bäder dafür in einer gewissen Regelmäßigkeit durchgeführt werden. Warmduscher sollten den Temperaturregler also ruhig hin und wieder herunterdrehen, es scheint sich zu lohnen. Zweimal die Woche lautet die Empfehlung. Bei Wassertemperaturen unter 10 Grad wird geraten, eine Kopfbedeckung zu tragen und die Hände über Wasser zu halten. Denn Kopf und Hände kühlen schnell aus.

Ein Bad in Eiseskälte - ein bleibendes Erlebnis, das Körper und Geist herausfordert. Bild: privat

Auch Sandra und Daniela bereiten sich jetzt schon auf den Winter vor, indem sie möglichst regelmäßig ins eiskalte Wasser steigen. Schon bald wird man nur noch die bemützten Köpfe der ganz Hartgesottenen konzentriert über der glasklaren Wasseroberfläche gleiten sehen.

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Autorin
Franziska Giles
Redakteurin nachrichten.at
Franziska Giles
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2  Kommentare
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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 06.11.2023 09:31

Mount Everest in Sandalen und halbnackt? ......ist der im Böhmerwald?

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susisorgenvoll (17.088 Kommentare)
am 05.11.2023 20:27

Achtung, wenn man zu hohen Blutdruck hat, kann das sehr ins Auge gehen! Man riskiert eine hypertensive Krise! Und das ist kein Spaß! Daher unbedingt einen Arzt zu Rate ziehen, wenn man solche Experimente machen will!

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