Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Huch, a Puch!

Von Bernhard Lichtenberger, 01. Juni 2019, 00:04 Uhr
Huch, a Puch!
Die Werkstatt zeigt sich als aufgeräumtes Reich, in dem alte Puch-Motorräder neuen Glanz erhalten. Bild: Weihbold

Manfred Baumgartner ist ein Schrauber. Ein Super-Schrauber. So steht es jedenfalls auf dem Schild, das ihm seine Freunde vom Oldtimerstammtisch Waizenkirchen zu einem runden Geburtstag geschenkt haben. Seine Liebe hat einen Namen: Puch.

"Baumi Freds Puchwerkstatt" steht neben der Tür, hinter der Manfred Baumgartners Schwiegervater einst das Handwerk des Binders ausgeübt hat. Es ist ein aufgeräumtes Reich, weil dessen Herrscher einer ist, der es genau nimmt. Jedes Werkzeug scheint seinen fixen Platz zu haben. Boxen für Schrauben und Schachteln für Ersatzteile sind wohlgeordnet. Rechts glänzt der rote Lack einer Puch 250 SGS, Baujahr 1957. Das Chrom blitzt. "Die geht einen Hunderter", sagt der 62-Jährige und streicht der Maschine über den bauchigen Tank.

Der Fredl, wie ihn viele rufen, ist kein Bolzer. Das hat mit seinem früheren Beruf zu tun. 35 Jahre lang war der gelernte Automechaniker für die Strabag mit dem Lastwagen unterwegs, hat mit dem Tieflader Baumaschinen durch die Gegend gefahren. "I bin des 80er-Tempo g’wöhnt, i wü ka schnelle Maschin’." Obwohl, hin und wieder juckt’s ihn schon ein bissl in der Gashand. "Auf meiner Lieblingsstreck’n, von Niederranna auf Hofkirchen auffi, wo jetzt a Fuffzga is und de Kiberer stengan, håb i mi amoi g’rittert mit zwoa Schnelle. In de Kurvn håb i hoibwegs mithoitn kinna", sagt Baumgartner. Aber gerade in den Kurven müsse man Obacht geben, damit Fußraster und Ständer dem Asphalt in der Schräglage nicht zu nahe kommen.

Huch, a Puch!
Aktuell schraubt Baumgartner an dieser 175er SV, Baujahr 1957. Bild: Weihbold

Bei seinen motorisierten Zweirädern kennt der Pensionist keine Berührungsängste. Das zeigt sich zum Beispiel an der gelben 175er TF, die er von einem Spezi gekauft hat und die in einem fürchterlich desolaten Zustand war. Er hat sie komplett zerlegt, gestrahlt, gespritzt, mit dem Pinsel einen feinen Strich gezogen. Tipptopp steht sie heute da, und wenn er sich erfolgreich am Kickstarter abgemüht hat, antwortet sie mit einem tuckernden Spruch. Ein wenig Patina am Auspuff hat er dem schmucken Gefährt gelassen, "damit ma kennt, dass 67 Jahr’ oid is und net frisch aus da Auslåg’ kummt".

Freilich erfreuen die liebevoll restaurierten Stücke aus einer anderen Zeit das Auge. Das reicht dem peniblen Tüftler allerdings nicht. "I håb meine Motorradln net zum Anschau’n, sondern zum Fåhr’n. Bei de is wia bei uns Menschen: Wånnst di net bewegst, wird da ois wehturat." Wenn’s draußen warm ist, weiß Manfred Baumgartner, was zu tun ist: "Am Vormittag scheiß i in der Werkstatt umadum, und nåch’m Essen schnapp i ma oane und fåhr a Runde", sagt der Puch-Fan. Eine Runde kann ruhig 100, 150 Kilometer lang werden, inklusive Boxenstopp auf ein Bier. "Des is a Traum!"

Huch, a Puch!
Bild: Weihbold

Vom Vater hat er noch eine grüne MS 50. Das MS steht nicht für den Spitznamen Maurersachs, sondern für Moped-Schalenrahmen. Die DS 50, an der er als Teenager herumschraubte, wurde "niedergrieb’n und wegg’haut, weil wia i in de Automechanikerlehr’ kumma bin, håt mi a Moped nimma interessiert", sagt Baumgartner, dessen Redefluss kaum zu bremsen ist. »

» Die Zeiten, als ein altes Puch-Motorradl um eine Bierkiste herging, sind längst vorbei. Um die Jahrtausendwende herrschte mit einem Mal ein Griss um das alte Blech, das bis dahin meist ordentlich ramponiert in einem Stadl verstaubte und vor sich hinrostete. Die Mode machte auch der Fredl mit, "weil das Schrauben woa mir oiweu a weng lustig". Um einen "totalen Fetzn" wieder auf Vordermann zu bringen, verbringt der geschickte Mechaniker bis zu 200 Stunden in der Werkstatt. Eine Maschine wie seine gelbe 175er TF werde heute zwischen 6000 und 8000 Euro gehandelt.

Huch, a Puch!
Bild: Weihbold

Es versteht sich von selbst, dass Manfred Baumgartner bei der Gründung des Oldtimerstammtischs Waizenkirchen dabei war, dessen 20 Mitglieder auf Puch abfahren. Jeden letzten Freitag im Monat rollt man im Gasthaus Mariandl ein. Obmann Baumgartner trägt dann vor, was es Neues gibt, welche originalen Ersatzteile auf diversen Flohmärkten er in die Finger bekommen hat, wohin die nächste Ausfahrt gehen soll. Legendär war die zweitägige Tour, die von Waizenkirchen zum Großglockner führte, bei Sonnenschein, Regen und Schnee. "Obn håms a weng gfeigelt, wegn der dünnen Luft, owa mitm Schraubn håb i jede Maschin’ hinbråcht, koa oanzige is verreckt", erinnert sich der 62-Jährige. Da schwingt schon ein bissl Stolz mit in der Stimme.

Huch, a Puch!
„I håb meine Motorradln net zum Anschau’n, sondern zum Fåhr’n. Bei de is es wia bei uns Menschen: Wånnst di net bewegst, wird da ois wehturat.“ Manfred Baumgartner, Waizenkirchen Bild: Weihbold

"Echte Männer fahren Puch", besagt ein Spruch an der Werkstatt. Anscheinend nicht nur das. An einer Wand im wohlsortierten Schrauberreich hängt ein Kalender mit einer Schönen, für die Bekleidung offensichtlich ein Fremdwort ist. "Mei Frau håt gsågt, tua des owa. Drauf håb i gsagt: Du, des ham alle", sagt der Fredl und grinst verschmitzt. 

Manfred Baumgartner

Der 62-jährige Pensionist aus Waizenkirchen, 35 Jahre als Lastwagenfahrer unterwegs, schraubt in seiner Puch-Werkstatt und steht einem Oldtimer-Stammtisch vor.

mehr aus Hoamatland

Hotel Villa Sommerfrische: 20 Zimmer, kein Lift und 2 Hausesel

Freies Radio Salzkammergut: Wo seit 25 Jahren die Funken fliegen

Spitzenküche beim Aichingerwirt: "Die Gerichte entstehen beim Bauern"

Dahoam im Hoiz: Eine Reise in die Vergangenheit

Autor
Bernhard Lichtenberger
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Digitalis (3.621 Kommentare)
am 10.06.2019 12:03

Dem Reporter oder Redakteur ist ein - für Oldiekenner gravierender - Fehler unterlaufen: Es gab und gibt nie eine Puch TF 175, sondern nur immer eine TF 250. Original zuerst ab 1950 in "gackerlgelb" grinsen , dann ab 1951 in schwarz. TF stand für "Teleskopfederung" (hinten). Für den Kauf benötigte man damals in Zeiten der "Knappheit" - sogar einen eigenen amtlichen "Bezugschein" über die "Notwendigkeit" zur Anscjhaffung eines solchen Motorrades.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 02.06.2019 20:54

Super Fredl ! weiterhin vü Spass bei deinem Hobby.Und in der Binderei vom verstorbenen Schwiegervater Friedel (Gottfried) hab ich auch schon als Kind bei de Mostfassl mitgeholfen.

lädt ...
melden
antworten
Alcea (10.015 Kommentare)
am 02.06.2019 18:08

Stimmt, das waren noch Sprüche:
- Huch, a Puch
- Auweh a Vauweh (VW)
- Oh, a Renoo (Renault)
- Horch, der fährt überall durch (später Audi)

lädt ...
melden
antworten
EinsameSocke (2.186 Kommentare)
am 02.06.2019 12:17

Super das er das macht, erinnert mich an meiner Jugend.
Leider bin ich nicht so ausgerüstet wie er und das Fachwissen habe ich natürlich auch nicht.
Mehr solche Beiträge bitte, sowas liest man gerne und genau solche Leute wie den Fredl der alles herrichten kann braucht das Land.

Danke für die tollen Fotos und wie schon gesagt bitte mehr solche Berichte !

lädt ...
melden
antworten
xerMandi (2.161 Kommentare)
am 01.06.2019 10:39

Hat der Hr. Baumgartner eine eigene Sandstrahlanlage, oder läßt er strahlen?

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen