Wie Thomas Arzt die Mollner kurierte
"Theater Frei-Wild" feiert aktuell einen Bühnenerfolg, dabei half auch Dramatiker Thomas Arzt. Verdientes Glück für eine geprüfte Truppe.
Die Nerven liegen schon blank", sagte Walter Eduard Sageder, als ihn was ist los? noch vor der Uraufführung von "Die Verteidigung von Molln" erreichte, die am 1. Juni stattfand. Sie wurde heftig beklatscht, Sageders Laienspieltruppe wächst dabei über sich selbst hinaus – zu sehen bis zum 22. 6. (mehr unten)
Der Intendant des Amateurtheater-Vereins "Theater Frei-Wild" schob aber bereits beim Vorgespräch ein Lachen nach. Der Mollner war, ist eindeutig im Theaterfieber. Gut so.
"Nicht unterm Handke"
Denn eine Premiere zum Zehn-Jahr-Jubiläum des Vereins war ihnen 2018 verwehrt geblieben. Kein Theaterfieber, echte, heimtückische Krankheiten versetzten der umtriebigen Truppe gleich mehrere Tiefschläge. "Sechs Monate vor der Premiere haben wir alles abgesagt." Als es wieder aufwärts ging, gab Sageder dann die Parole aus: "Jetzt hauen wir unser Sparbuch auf den Markt." So wurde der vielfach prämierte Dramatiker Thomas Arzt als Stückautor gewonnen. Wie aber kommt man darauf, einen vielgefragten Schriftsteller anzufragen? "Eigentlich, muss ich gestehen, gab es eine noch viel frechere Vorgeschichte", sagt Sageder. Angetrieben davon, der Mollner Maultrommel ein Denkmal zu setzen, habe er sich umgehört. "Da sagte Franz Kumpl, ein Schlierbacher und Präsident der internationalen Maultrommelgesellschaft, frag’ doch Peter Handke." Der beherrsche selbst das Instrument, das in seinem Werke "Die Morawische Nacht" (2008) seitenweise aufschlägt. "Ich habe von ihm einen wunderbaren Antwortbrief bekommen, aber leider eine Absage. Aber ich hatte Blut geleckt und gesagt: Unterm Handke mach ma’s ned."
An Arzt gelang er dank Nachbarschaftshilfe in Schlierbach, woher dieser stammt. Bei den dortigen literarischen Nahversorgern ist dessen ehemalige Deutschprofessorin engagiert. Sie sagte: "Da muss ich wohl einmal ein ernstes Wort mit ihm reden." Gesagt, getan, geklappt.
Arzt kam etliche Male nach Molln, und nach drei Fassungen und vielen Stunden der Diskussion mit Sageder und seinen Kollegen, Regisseur Franz Strasser und Dramaturgin Irmgard Paulis, war die Richtung klar: Die Barbara-Legende wird direkt in die Mollner Gegenwart versetzt. "Die Legende handelt von einer Frau, Barbara, die im Mittelalter verbrannt werden sollte, aber begnadigt wurde, weil sie in der Nacht vor ihrer Hinrichtung mit Drähten aus ihrer Zelle etwas gebaut hat, das die Welt zuvor noch nicht gesehen hat: ein Instrument, das die charakteristischen Laute erzeugt."
Der Entstehungsmythos der Maultrommel floss wie folgt in das Stück ein: Der Teufel fällt als schwarze Hexe vom Himmel, in Gestalt einer fremden Frau, aus einem Flugzeug gestürzt, die kein Deutsch kann, nur ein bisserl Englisch. Das spiegelt das heutige Migrantenschicksal. Nach etlichen Wendungen entsteht aber eine völlig neue Solidarität. "Dabei wollen wir aber nicht verurteilen, sondern versöhnen", fasst Sageder die Mission für sein letztes Stück zusammen. Er zieht sich als Obmann zurück. "Ich bin 75 Jahre. Das wird mein Schwanengesang."
Hintergrund und mehr
Die Termine: 7. bis 10., 14./15.,
20. bis 22. 6., jeweils 20 bis 22 Uhr,
Nationalpark-Zentrum Molln
Karten: Postshop Molln, Reservierungstel.: 0677/620 22 838,
www.theater-frei-wild.at
Die Musik zu „Die Verteidigung von Molln“ hat Manfred Russmann komponiert, Chef der Mollner Maultrommler, darunter „Das Moiner Lied“. Den Text dazu schreibt auch Stückautor Thomas Arzt. Er hat eine eigene Form von Mundart entwickelt, die er dem Ensemble per Lautschrift zugänglich macht.