Treffen der Generationen
Violinist Gideon Kremer zu Gast auf Schloss Bernau
Schloss Bernau gab am Freitag einen mystischen Platz ab für eine Begegnung mit Gidon Kremer, Madara Petersone (Violine) und Georgijs Osokins (Klavier). Rundherum blitzte und donnerte es, man hatte auf Kerzenlicht zu wechseln. Violinist Kremer (73), Grandseigneur seines Faches, hob mit Petersone Mieczyslaw Weinbergs Sonate für 2 Violinen op. 60 plastisch auf die Bühne. Das Stück eines Juden, der vor den Nazis flüchtete, bevor Stalin ihm die Freiheit raubte.
Die bahnbrechende Erscheinung des Abends war aber Osokins (25). Seine Chopin-Interpretation ist aufsehenerregend. Kein glattpolierter Klang, sondern Kanten und Rhythmik in den Mazurken. Zwei Chopin-Etüden bringen diese Genialität auf den Punkt: Klangarchitektur exquisit, wie aus dem Moment gemeißelt, die "Revolutionsetüde" in beängstigender Dämonie. Bei Schumanns Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 gibt es ein Zusammentreffen mit Kremer – hier wirkte oft zerfahren, was Kontinuität gebraucht hätte.
Mit Schostakowitschs Stücken für 2 Violinen und Klavier schloss der Abend in intimer Kammermusik: Dichte Lyrik und inszenierte Tanzgesten bildeten Schostakowitschs Terrain von Film- und Schauspielminiaturen ab.
Fazit: Altmeister Kremer traf auf Jungstar Osokins – ein Abend der Generationen-Verschränkung