"Schauplatzwunden": Nazischlächter und ihre Opfer
Ludwig Laher liest am 24. November, 19.30 Uhr, im Stifterhaus Linz aus seinem neuen Buch.
In seinem neuen Buch "Schauplatzwunden" greift Ludwig Laher ein bedrückendes Thema auf, mit dem er sich schon einmal beschäftigt hat: den NS-Lagerkomplex Weyer / St. Pantaleon. "Herzfleischentartung" (2001) war ein dokumentarischer Roman, in "Schauplatzwunden" verzichtet Laher auf die Fiktionalisierung.
Er hat die Biografien von zwölf Menschen recherchiert, die nur eines verbindet, die Lagererfahrung – als Opfer oder als Täter. In alphabetischer Folge reiht Laher die zwölf Lebensskizzen aneinander, Verknüpfungen entstehen ohnedies durch den Schauplatz und den Schrecken der sich wiederholenden Ereignisse. Am Anfang steht die Geschichte des Eisenbahners Alois Auleitner, 1916 in Ried im Innkreis geboren. Im Juli 1940 wird er zum Gleisbauzug in die Saarpfalz versetzt. Widerwillig tritt Alois die Reise an und macht einen folgenschweren Fehler: Er fährt zurück ins Innviertel. Die unerlaubte Entfernung vom Dienstort zieht die Einlieferung in das Arbeitserziehungslager Weyer nach sich. Was Alois Auleitner dort selbst erleiden und mit ansehen musste, ist schwer zu beschreiben und noch schwerer zu ertragen. Eine eingeschworene Truppe von offenkundigen Sadisten misshandelte die "Zöglinge" dermaßen heftig, dass die Lagerführung selbst nach den Maßstäben nationalsozialistischer Brutalität nicht mehr geduldet werden konnte. Einer der übelsten Täter im Lager Weyer heißt August Steininger. Mit ihm schließt sich der Bogen der zwölf Biografien.
Steininger landete nach 1945 zunächst in der Untersuchungshaft. Mit den schwer belasteten NS-Verbrechern Franz Stangl und Gustav Wagner fand er aber Zuflucht im Vatikan. 1952 kehrte er nach Österreich zurück, weil er meinte, mittlerweile sei es nicht mehr schwierig, eigene Verbrechen aus der NS-Zeit schönzureden und zu vertuschen. Er sollte recht behalten, Steininger wurde freigesprochen. Das "Arbeitserziehungslager" Weyer / St. Pantaleon wurde 1941 in ein "Zigeuneranhaltelager" umgewandelt. Die Methoden blieben dieselben. Dass Ludwig Laher diese Geschehnisse in Erinnerung ruft, ist begrüßenswert. Wie nachdrücklich er in der "Einbegleitung" seine Rolle als Aufdecker und die Qualität seiner Arbeit rühmt, wäre allerdings verzichtbar gewesen.
Ludwig Laher: "Schauplatzwunden. Über zwölf ungewollt verknüpfte Leben", Czernin Verlag, 189 Seiten
OÖN Bewertung:
Lesung: Moderation: Klaus Zeyringer, www.stifterhaus.at