Rache der "Geierwally" im Horror-Märchen
Premiere am Freitag in den Kammerspielen.
Vergessen Sie alles, was Sie über Wilhelmine von Hillerns 1873 erschienenen Roman "Die Geierwally" und dessen künstlerische Adaptionen wissen. Regisseurin Sara Ostertag, die zusammen mit Julia Ransmayr auch das Schäxpir-Festival künstlerisch verantwortet, wird mit ihrer Geierwally-Inszenierung (basierend auf Felix Mitterers Text) im Landestheater den Stoff völlig neu befragen. Die Premiere findet am Freitag (28. Jänner, 19.30 Uhr) in den Linzer Kammerspielen statt.
"Es ist ein Stoff, der als feministisch verkauft wird, aber das ist er nicht", sagt Ostertag. Es wiederhole sich das Problem von Frauenfiguren, die sich bloß über Männer definieren – "sowohl in deren Zuneigung als auch in deren Ablehnung, dadurch sind sie nie eigenständig." Alles im Leben der Geierwally – die wie ein Bub erzogene Bauerntochter, die sich als Einzige ins Nest des Lämmergeiers traut – sei durch die Beziehung zu einem Mann definiert.
"Zwei Drittel des Stücks reden nur Männer, die männlichen Figuren sind viel besser gezeichnet – insofern ist es ein Stoff über die Unzulänglichkeit der Männer", sagt Ostertag. Die 2018 mit dem Nestroy ausgezeichnete Regisseurin lässt nun die Frau in der Atmosphäre eines Horror-Märchens zurückschlagen. Männer treten als Frauen auf, als Geierwally schwingt Gunda Schanderer die Axt, am Ende bewegen sich die Männer wie Lemuren durchs Gebirge. Jelena Poprzan wird die Atmosphäre unter anderem mit ihrer selbstgebauten Donnergeige musikalisch grundieren. Die späte Befreiung der Geierwally klingt nach Trash-Fest, das Interesse ist geweckt.