Kopfhörer #36: Freiheit für Cristina Branco
Portugal ist (auch) Fado. Fado ist Cristina Branco. Wer ihr neues Album „EVA“ hört, wird feststellen, dass die gefeierte Sängerin auch ein musikalisches Leben abseits der Fado-Tradition hat.
Die sprachliche Barriere wäre da, aber sie spielt keine Rolle. Weil man zu verstehen fühlt, was man nicht versteht, wenn man nicht Portugiesisch spricht.
Cristina Branco holt einem mit ihrer spielfreudigen Band ab, führt einen durch ihre Welt, die in diesem Fall ihr Alter Ego ist, dass mit Fado-Romantik nichts am Hut hat. Vielmehr finden sich Wünsche, Gedanken und Träume in ihren Liedern wieder, die der Sängerin dabei geholfen haben, sich vom Perfektionismus der Musikindustrie loszulösen, eigene Wege zu gehen.
„EVA“ ist der Abschluss einer Trilogie. Branco ließ sich Songs von Künstlern schreiben und komponieren, begab sich damit in die Hände von anderen, um sich selbst zu finden. Aus dieser Bandbreite an Ideen schöpft das Album seine Vielschichtigkeit, die dennoch eine Konstante kennt: Branco, die Sängerin, die Interpretin, die Erzählerin, die sich in aller Ruhe in das Soundkleid ihres multinstrumentalen Ensembles schmiegt („Maria“), um dann im Gegenzug zum Tanz der Lebensfreude zu bitten („Quando Eu Quisir“).
So ergibt „EVA“ keine typische Musik-Postkarte Portugals, sondern ein pulsierendes Abbild einer leidenschaftlichen Sängerin und Musikgestalterin, der perkussive wie elektronische Töne gut zu Gesicht stehen.
Branco und ihre Band sind auf ihrem eng zusammen gewachsen, haben sich nicht gefunden, sondern sich ergänzt, sich gegenseitig beflügelt und auf neue Ideen gebracht. Gemeinsam haben sie die Lieder im Proberaum arrangiert und in einem echten Live-Gefühl eingespielt. Und alles klingt irgendwie nach Befreiung, nach einem Ablegen von Fesseln, nach einem Ausleben des eigenen Ich. „EVA“ steht Cristina Branco.
Cristina Branco "EVA" (O-Tone Music/Edel)