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Kopfhörer #112: Eine Kärntnerin in Berlin

Von Reinhold Gruber, 27. März 2024, 17:37 Uhr
Esther Graf will es wissen und strebt die große Pop-Karriere an. Bild: Mike Palmowski

Sie liebt Österreich, Kärnten im speziellen, aber auch Berlin, wo Esther Graf an ihrer Pop-Karriere arbeitet.

Mit dem eingängigen Popsong „Überall“ ist die Kärntnerin mit Montez gerade dabei, wieder ein Stück mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. Dabei hat sie sich im Streaming-Bereich schon eine Millionen-Hörerschaft gesichert. Vor dem Sommer soll nun ein Album folgen, mit dem sie mehr in die Tiefe gehen will. Im OÖN-Interview spricht die 25-Jährige aus Spital an der Drau über Sprache, Inspirationsquellen und was ihr wichtig ist.

War der Schritt nach Berlin künstlerisch notwendig oder hatte das andere Gründe?

Die Übersiedlung ist rein musikalisch. Ich liebe Österreich, ich liebe Kärnten und bin jetzt auch alle zwei Monate einmal daheim. Aber langfristig sehe ich mich wieder in Wien. Meine Entscheidung, nach Berlin zu gehen, hatte mit meinem Ziel zu tun, auf lange Sicht Musik zu machen. Ich denke Schritt für Schritt und so hat es mich nach Berlin gezogen. Ich mag die Stadt auch sehr gerne, bin aber dort in eine sehr ruhige Ecke gezogen.

In deiner Musik hat man das Gefühl, dass Berlin etwas mit dir gemacht hat, was den Sound betrifft. Hast du das bewusst eingesetzt oder ist es einfach passiert?

Ich wollte immer deutschsprachige Musik machen, aber bewusst nie in der Mundart. Mit der Übersiedlung nach Berlin hat sich in mir das Hochdeutsch offenbar noch mehr festgesetzt, aber das war keine bewusste Entscheidung. Für mich fühlt sich Hochdeutsch authentischer an. Ich kann mich da ernster nehmen. An der  Art, wie ich bin, an der  österreichischen Mentalität, die ich in mir trage, spürt man aber schon genau, woher ich komme.

Du verstehst es, die sozialen Medien zu bespielen, was sich auch an 1,2 Millionen monatlichen Spotify-Hörern sichtbar macht. Dein aktueller Song „überall“ mit Montez ist ein Schritt in Richtung Album-Künstlerin, die zeigen will, was ihre ganze Bandbreite ist. Stimmt dieser Eindruck?

Absolut. Für mich steht das Album schon lange auf meiner Agenda, um mehr über mich erzählen zu können. Aber die Realität der Musikindustrie heute ist so, dass ich hauptsächlich im Streaming stattfinde und da kannst du nicht alle paar Monate ein Album herausbringen. Das würde sich keiner anhören. Daher muss man sich Schritt für Schritt mit Songs die Aufmerksamkeit erarbeiten, um dann die Möglichkeit zu haben, sich mit einem Album zu präsentieren. Jetzt fühle ich mich bereit für das Album, um mehr in die Tiefe gehen, eine komplette Geschichte erzählen zu können. 

Was inspiriert dich zum Schreiben?

In erster Linie sind es starke Emotionen, die mich bewegen. Trennung etwa ist ein großes Thema.  Ich kann aber auch ein Lied über meine Quarterlife-Crisis singen.

Du bist mit deinen 25 Jahren doch noch nicht alt?

Mit 25 Jahren ist man offiziell kein Kind mehr, man schwankt zwischen den Gedanken, alles schaffen zu können und nicht genau zu wissen, wie man das Morgen schafft. Daran erkenne ich meine Quarterlife-Crisis. Ich habe aber auch über Stress geschrieben. Stress ist bei mir nicht weit entfernt von Wut und teilweise auch von Frustration. Als Frau geht es auch um die Angst, älter zu werden. In einem Song beschreibe ich die Hassliebe zum Geburtstag. Da schaut man auf die Dinge, die man geschafft hat und die man nicht geschafft hat.

Du bezeichnest dich als sehr zielstrebigen, aber auch sehr gläubigen Menschen. Woher kommt das?

Ich bin sehr christlich aufgewachsen, bewege mich aber in einer Welt, in der viele Menschen keinen Bezug mehr zum Glauben haben. Ich war im vergangenen Jahr erstmals in meinem Leben mit Tod und Trauer konfrontiert. Das hat mich drei Mal ordentlich auseinander genommen und diese Erfahrungen sind auch in die Musik eingeflossen.

Bist du ein nachdenklicher Typ, grübelst du viel?

Ich denke viel nach. Musiker sind grundsätzlich sensibel und sind dabei ständig damit konfrontiert, wo sie in ihrer Karriere stehen. Mir geht es um meine Würde. Wenn ich musikalisch scheitere, dann fühlt es sich an, als wäre ich als Mensch gescheitert. Das Private und das Künstlerische ist schwer zu trennen, vor allem, wenn man mit Zahlen konfrontiert wird. Niemand wird mit Zahlen bewertet, aber wir Musiker und Musikerinnen schon. Sich davon abzugrenzen, ist schwierig. Und man muss auch erst lernen, dass sehr persönliche Musik bewertet wird. Ab welchem Punkt grenze ich mich ab und wie weit muss ich mich damit beschäftigen, das sind die Fragen, um die es geht. Will man langfristig Musik machen, ist die Geschäftsseite  genauso wichtig. Vertragsentscheidungen können die gesamte Karriere beeinflussen.  Um auf deine Frage zurück zu kommen: Ja, ich grüble viel nach.

Du gibst dennoch in deiner Musik auch viel von dir preis?

Ja. Man gibt sehr viel von sich preis. Man geht diesen Schritt aber bewusst hinaus in die Welt. Sensibel und empathisch zu sein, ist aber nicht gerade vorteilhaft, wenn man in der Reaktion darauf mit vielem konfrontiert wird, was nichts mit Respekt zu tun hat.

Die sozialen Medien für sich und etwa seine Musik zu nutzen bedeutet auch, mit ihnen leben zu müssen. Wie geht es dir damit?

Mir ist mein gesellschaftlicher Status nie wichtig gewesen. Aber wenn du einen Song veröffentlichst, wird es immer Menschen geben, denen das nicht gefällt. In Kommentaren kann man dem nicht mehr aus dem Weg gehen. Man macht eine Türe auf und da können liebe Menschen hereinkommen, aber auch weniger liebe Menschen.

Wann wird dein Album erscheinen?

Vor dem Sommer ist es geplant, weil ich im Herbst auf Tour gehen werde und im Sommer bei Festivals  schon einzelne Songs daraus präsentieren will.

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber
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1  Kommentar
1  Kommentar
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u25 (4.955 Kommentare)
am 28.03.2024 16:05

"Mir ist mein gesellschaftlicher Status nie wichtig gewesen"

Na dann passt eh alles

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