The Company You Keep: Robert Redford auf der Suche nach der Wahrheit
The Company You Keep: Der Politthriller des Stars und schauspielernden Regisseurs besticht mit seinem Reichtum an Perspektiven.
Die Geschichte, die Robert Redford in „The Company You Keep“ als Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent erzählt, würde sich ideal für eine verkorkste Inszenierung in schwarz-weiß Kategorien eignen.
Im Zentrum steht die Figur von Nick Sloan, der als Witwer Tochter Isabel (großartig: Jackie Envancho) ein liebevolles zu Hause in der oberen Mittelklasse bietet – bis ihn die Vergangenheit einholt. Als junger Mann gehörte er der linksradikalen Organisation „The Weather Men“ an, die gegen den Vietnamkrieg mit Terrorangriffen protestierte. Seine Deckung fliegt auf. Er steht unter Mordverdacht. Das FBI verfolgt ihn.
Wäre Redford den Prinzipien des modernen Event-Kinos gefolgt, würde Folgendes zu sehen sein: die rein bösen, alten Linksradikalen, die guten Gesetzeshüter, viel Krachbumm, schmalzige Liebe.
Als Filmemacher der alten Schule weiß er aber, das zwei Gegensätzliche Perspektiven nie die ganze Wahrheit ergeben und billige Effekthascherei vergänglich ist. Eine Lektion, die auch der junge Lokalreporter Ben Shepard lernen muss, der Sloan quer durch die Staaten folgt, weil er glaubt, dass dieser nicht getötet hat. Shia LeBeouf („Transformers“) verkörpert ihn anfangs glaubhaft als Jäger nach Exklusivem, später wandelt er ihn in ein Exemplar einer ausstrebenden Art: in einen rein der Verantwortung folgenden Journalisten.
Sloan und Shepard stehen für jung und alt, einstigen Aktivisten und heutigen Kritiker. In diesen Rollen begegnen sie Menschen, von denen jeder eine objektivierende Perspektive besteuern kann.
Susan Sarandon etwa lässt als Sloans ehemalige Kollaborateurin mit ihrer einnehmenden Aura die Überzeugung der Extremisten spüren: „Wir wollten Teil der Revolution sein. Hätten wir zu Hause sitzen sollen und zusehen, wie unsere Regierung Völkermord beging?“, sagt sie mit zarter Mimik, aber scharfer Stimme zu Shepard im Interview. Terrence Howard warnt ihn als FBI-Agent, sich nicht „von Verbrechern ,einlullen‘ zu lassen“. Redfords Figur selbst provoziert mit seiner Attitüde als erfahrener, in sich ruhender Anwalt die Frage, wie er seine Radikalität ablegen konnte.
Auch wenn „The Company You Keep“, basierend auf der Novelle von Neil Gordon, nicht per se ein dokumentarisches Bild von einem Kapitel der US-Geschichte und subversiver Zellen zeigt, ist er aufgrund der grandios spielenden Besetzung (Stanley Tucci, Julie Christie, Nick Nolte) vollgepumpt mit Authentizität. Am Ende dieses von Dialog und Charakteren getriebenen Thrillers (Drehbuch: Lem Dobbs) hilft diese zu erkennen, dass Geschichte nicht nur Strukturen machen, sondern Menschen.
The Company You Keep – Die Akte Grant: USA 2012, 121 Min., Regie: Robert Redford
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