Die Gefahren der freien Liebe
Was waren das für intensive Filme, mit denen Thomas Vinterberg seinen Ruf als grandioser Analytiker sozialer Abgründe gefestigt hat...
"Das Fest" (1998) über familiäre Gewalt, 2012 "Die Jagd" über einen der Pädophilie bezichtigten Kindergarten-Pädagogen (Mads Mikkelsen). Umso befremdlicher mutet "Die Kommune" an, womit er eine "soziale Utopie entzaubern" will. Das Problem: Das Soziale, im Sinne eines gesellschaftlichen Hintergrunds, bleibt bloß angerissen.
Hauptkulisse ist ein lichtdurchflutetes Haus in Kopenhagen. Geerbt hat es Architektur-Professor Erik (Ulrich Thomsen). Seine Frau Anna, eine Nachrichtensprecherin (Trine Dyrholm), überzeugt ihn, es in eine offene Wohngemeinschaft zu verwandeln. Doch warum sich Erik dazu hinreißen lässt und die Probleme ihrer Ehe zum tragenden Konflikt der Kommune werden, ist wenig nachvollziehbar. Erik erfährt, dass die vorher gelangweilte Anna wieder Spaß hat, wendet sich ab, beginnt eine Affäre und will, weil alle so liberal sind, mit seiner Ex und der jungen Neuen in der Kommune leben.
Dyrholm ist es zu danken, dass die Konstruktion nicht ganz an tragischer Spannung verliert. Sie spielt eine Frau, die an der "Freiheit" zerbricht. Ihre Gesten, ihre tränenden Augen, die Missachtung ihrer persönlichen Grenzen erzeugen schmerzhafte Beklemmung. Normalerweise leistet das bei Vinterberg nicht nur ein Charakter, sondern ein gesamter Film. (nb)
Kino: "Die Kommune", Drama, 111 Minuten, Dänemark/Schweden/Holland 2016. Regie: Thomas Vinterberg.