Da blieb auch Goldberger die Spucke weg
BAD GOISERN. Am Tag nach der monströsen Salzkammergut Trophy planschte Andreas Goldberger im Mondsee – sein Mountainbike (und er) waren völlig platt. Die OÖNachrichten berichten exklusiv über ein Rennen der Rekorde.
Es gibt nicht viele Tage im Leben von Andreas Goldberger, in denen er sich auf die faule Haut legt, ohne auch nur eine Sekunde vom Bewegungsdrang übermannt zu werden. „Heit schau’ i Radl nur im Fernsehen“, sagte Österreichs berühmter Überflieger im (Un-)Ruhestand gestern, als er am Mondsee entspannte, ehe er sich bei der Tour de France einblendete.
Am Samstag, da schaute er selbst vom Radl den ganzen lieben Tag lang – er schaute zum Dachstein hinüber, zum Hallstätter See hinunter, in Gosau und Bad Ischl vorbei – und dabei schaute er in erster Linie, dass er überlebt. Diese brutalen 211,3 Kilometer und 7049 Höhenmeter. Diese nahm bei der Salzkammergut Trophy ein Rekord-Starterfeld von 596 Extremsportlern in Angriff – und 444 (mehr oder weniger) gesunde Männer und acht Frauen beendeten sie.
Zwölf Stunden und 31 Minuten war Goldberger unterwegs, „brutal zach“ sei es gewesen, aber „voll super“. „Ein Wunder, dass es das Material ausgehalten hat“, sagt Goldberger, der erst am Tag danach einen Patschen hatte – also sein Fahrrad. „In der Früh hab’ ich’s hergerichtet, und da ist ihm die Luft ausgegangen.“ Goldbergers Körper hat diesen Härtetest auch ausgehalten, „ich habe nur einen blauen Fleck, das wundert mich.“ Der Muskelkater wird noch ein paar Tage sein Begleiter sein. „Ich spüre meinen ganzen Körper. Das Stiegensteigen tut rauf und runter weh.“
Und dennoch blickte er gestern vom Mondsee überglücklich auf die Trophy zurück. An den Ausseer Lebkuchen an den Labstellen, die (offiziell) 20.000 Zuschauer entlang der Strecke. „Sogar der Herr Landeshauptmann war da“, sagte Goldberger. Eines kann er aber nicht ganz glauben: Wie sehr Vollgas der Sieger und Fast-Sieger Ondrej Fojtík (ihre kuriose Geschichte in der Ausgliederung) gaben, um erstmals die zehn Stunden geknackt zu haben. „Einfach irre“, sagte Goldberger, „das gibt’s eigentlich gar nicht.“
Geht nicht, gibt’s doch
Dass es das doch gibt, weiß Goldberger von Trainingsfahrten mit seinem Liezener Sportsfreund Wolfgang Krenn, der hinter Bernhard Eisl aus Abersee im Salzkammergut als zweitbester Österreicher Platz fünf belegte. „Der Wolfi hängt mich so was von ab. Wenn ich beim Bergabfahren sein Tempo gehe, lande ich in der dritten Kurve im Gebüsch.“
Fair Play nach der Panne
Zwei Sieger der Herzen wurden bei der Salzkammergut Trophy nach einem kuriosen Ende von extremen 211,3 Kilometern und 7049 Höhenmetern gefeiert: Weil sich das Begleit-Motorrad des führenden Portugiesen Luis Leão Pinto kurz vor Schluss wegen eines technischen Defekts verabschiedete und ihn ein Streckenposten vier Kilometer vor Schluss bei einer Kreuzung in die falsche Richtung schickte, büßte er seinen Vier-Minuten-Vorsprung ein. Der tschechische Vorjahressieger Ondrej Fojtík kam als Erster im Ziel an – und überließ nach einer Rennleiterbesprechung Pinto (freiwillig) den Sieg.
Bei diesem Fair Play fiel Rennleiter Mario Billich ein Stein vom Herzen. „Hätte Pinto – am Freitag feierte er zudem seinen 34. Geburtstag – unter normalen Umständen das Ziel erreicht, wäre dies sicher eine neue Rekordzeit geworden.“ Fojtík und Pinto durchbrachen erstmals die Zehn-Stunden-Schallmauer.