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"Es existiert ein spezielles Band zwischen dieser Stadt und mir"

Von Lukas Luger, 14. Oktober 2017, 00:05 Uhr
Bild 1 von 20
Bildergalerie Mit dem Blonden Engel durch Linz
Bild: Weihbold

Warum Linz sein Hafen ist, ob ihn der öffentliche Umgang mit seiner Krebserkrankung verändert hat und wie er seinen Beruf neu schätzen gelernt hat, verrät Blonder Engel.

Musikkabarettist Blonder Engel ist ein Linzer Original. "In meinen Venen fließt die Donau / In meiner Lung’ da raucht die Voest" singt er bei unserer Wanderung durch die Altstadt bis hinauf zur Grottenbahn am Pöstlingberg. Aufgewachsen direkt auf dem Hauptplatz, ist die Landeshauptstadt Heimat, Inspirationsquelle und Rückzugsort für den jungen Kleinkünstler. Hier, im Herzen von Linz, nahm er im Dezember 2010 in einem Innenstadt-Lokal das Video zu seinem legendären "Nespresso-Song" auf, lernte er als Kind, dass die Dreifaltigkeitssäule nichts mit Uhus zu tun hat ("Ich dachte lange, es gibt eine Dreifaltigkeits-Eule"), und hierhin kehrt er zurück, wenn er nach einer langen Tour wieder Kraft tanken will.

Interview

OÖN: Sie sind ständig unterwegs, das Reisen ist in die Künstler-DNA eingebettet. Hat sich das Verhältnis zu Linz verändert? Was geht Ihnen beim Blick über den Hauptplatz im Kopf um?

Blonder Engel: Linz ist mein Hafen. Egal, wie oft ich weg bin, wie daheim ich mich woanders fühle, wie lange ich die Stadt nicht sehe – Linz ist mein Dahoam! Ohne jegliche ideologische Zuschreibung. Linz ist die Stadt, die ich kenne. Ich gehe raus aus der Tür, schließe kurz meine Augen, hole tief Luft – und weiß genau, wo ich bin, und wie ich wo am besten hinkomme. Wenn ich nach Linz komme, rastet etwas in meinem Gehirn ein. Es existiert ein spezielles Band zwischen dieser Stadt und mir.

Ohne Reisen gibt’s aber auch kein Künstlerdasein...

Das Wegfahren ist lässig, das gehört zum Job dazu. Im vergangenen Jahr habe ich aber bemerkt: Je mehr ich weg bin, umso wichtiger wird das Daheimsein. Das meine ich im wortwörtlichen Sinne: in der eigenen Badewanne liegen, auf der eigenen Couch lümmeln. Linz ist mein Ruhepol – das ist eine Qualität, die genauso wichtig ist wie das Wegkommen und Herumreisen.

Sie haben das vergangene Jahr angesprochen. Vor etwa zwölf Monaten haben Sie eine Krebsdiagnose erhalten. Die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen heute?

Alles in Ordnung, ich bin wieder gesund. Vor kurzem hatte ich die dritte Kontrolle. Das Thema ist präsent, martert mich jetzt aber nicht. Den Umständen entsprechend ist die Erkrankung glimpflich verlaufen. Ich war in ein super Netz eingebettet, aus Lebensgefährtin, Familie, Freunden – und auch Fans.

Hat sich Ihr Leben durch das Erlebte grundlegend verändert?

Es gibt keinen Aspekt, den ich anders angehe, nur weil ich krank war. Ich lebe einfach mein Leben. Ja, ich bin sensibilisiert für das Thema. Okay, ganz so oft wie früher gehe ich nicht mehr ins Fastfood-Beisl. Aber ich enthalte mir auch nichts vor. Wenn ich Lust auf einen Cheeseburger habe, esse ich einen Cheeseburger. Wurscht. Die Ärzte haben mir eingeschärft, dass es wichtig ist, zur Normalität zurückzukehren. Daran halte ich mich.

Welche Rolle spielten die Fans in dieser Zeit? Sie haben Ihre Erkrankung ja per Facebook-Eintrag öffentlich gemacht?

Dieser offene Umgang lag für mich auf der Hand. Es ist eine Krankheit, und dafür brauche ich mich wirklich in keiner Weise zu genieren. Ich dachte, Krebs ist etwas, das haben doch immer nur die anderen. Und plötzlich war ich selbst betroffen. Das Feedback meiner Fans auf die Öffentlichmachung meiner Erkrankung war unfassbar positiv!

Wie äußerte sich das?

Nach den Konzerten kamen Menschen zu mir, die mir von ihren Krebserkrankungen, ihren Chemos, ihren Beschwerden erzählten. Und plötzlich habe ich gemerkt: Hey, ich bin ja gar nicht so alleine! Das schafft eine Verbundenheit, die tief geht. Seelisch hat mir das extrem gut getan. Ich möchte mir nicht anmaßen, Betroffenen Ratschläge zu erteilen. Für mich war der Schritt an die Öffentlichkeit, das Reden über den Krebs, aber die total richtige Entscheidung.

Video: Unterwegs mit dem Blonden Engel

 

Wenige Wochen nach der Diagnose standen Sie wieder auf der Bühne. Wie fühlte sich das an?

Die Diagnose bekam ich im September, danach wurde ich operiert, Ende Oktober war dann die Chemotherapie an der Reihe – und Mitte Dezember war ich bereits wieder auf der Bühne. Vor dem allerersten Auftritt, noch dazu erstmals mit Glatze, habe ich mich ziemlich angeschissen, Entschuldigung für die Ausdrucksweise. Ich wurde aber derart herzlich vom Publikum angenommen, dass alle meine Bedenken sofort verflogen sind.

Ist Ihnen die Kunst, die Musik, heute wichtiger oder unwichtiger als noch vor einem Jahr?

Die Chemo hat mich in einer Zeit erwischt, in der ich sonst traditionell viele Auftritte spiele. Ich habe da gemerkt, dass mir etwas extrem abgeht, wenn ich nicht auftrete. Ich habe meinen Beruf durch diese Zwangspause neu schätzen gelernt. Die Bühne ist ein Teil von mir.

Mit dem Blonden Engel durch Linz
Bei den Zwergerln. Bild: Weihbold

Haben Sie das Erlebte auch künstlerisch verarbeitet?

In der ersten Nacht im Spital habe ich gleich ein Lied geschrieben, "Christbaum im Oktober". Denn das Stangl, wo sie dir die Chemo-Lösung anhängen, heißt im Spitalsjargon "Christbaum". Das ist jetzt keine Pointenschleudernummer, aber auch kein Tränendrüsendrücker. Ich habe nur meine Eindrücke aufgeschrieben und bewusst nicht überarbeitet. Ohne zu viel zu verraten: Es zahlt sich aus, meine neue Platte, "Das Blonde Album", bis zum Schluss anzuhören. Schreiben Sie dazu, dass ich während dieses Satzes geheimnisvoll zwinkere (zwinkert geheimnisvoll, Anm.).

Anschauen: Die Grottenbahn Seit ihrer Eröffnung am 6. August 1906 begeistert die in einem ehemaligen Befestigungsturm eingerichtete Grottenbahn große und kleine Besucher. Der Drache Lenzibald bringt auf seinem Rundkurs die Besucher mitten hinein in die Grotte zu den liebevoll gestalteten Zwergengruppen und Märchenszenen. Im Untergeschoß ist der Hauptplatz im Miniaturformat nachgebaut. Bis zu 150.000 Besucher gehen jährlich „Zwergerl schnäuzen“.

Einkehren: Jindrak am Pöstlingberg Seit März führt Konditormeister Leo Jindrak ein Café auf dem Pöstlingberg. Die Konditorei bietet nicht nur einen der schönsten Blicke über Linz, sondern auch süße Köstlichkeiten.

Kulturbar Konrad Das gemütliche Lokal in der Johann-Konrad-Vogel-Straße hat sich als kultureller Szenetreffpunkt etabliert. Von Dienstag bis Samstag finden Konzerte, Vernissagen und DJ-Abende statt.

Blonder Engel

Egal ob der Besuch in einem Kaffeekapsel-Shop, die Warterei am Bahnsteig oder ein verregneter Sommerurlaub im Salzkammergut – aus alltäglichen Begebenheiten destilliert der Linzer Musikkabarettist Skurriles, Abseitiges und Verqueres, das er zu herrlich witzigen Texten verdichtet. Heuer feiert er sein zehnjähriges Bühnenjubiläum. Zuletzt erschien die CD „Unfrisiert“ (2016).

„Kein schwindliger Best-of-Sampler“

Seit zehn Jahren verbreitet „Mostdipf“-Preisträger Blonder Engel mit seinen musikalischen Schmähtandlereien bereits Frohsinn auf den Kleinkunstbühnen. Das muss gefeiert werden, eh klar! Und da man als Künstler ja bekanntlich nix geschenkt bekommt, hat sich der „Angel“ eben selbst beschenkt. Das Präsent nennt sich „Das Blonde Album“ (ab 20.10. erhältlich) und spannt 24 Songs lang einen hoch amüsanten Bogen über die Karriere des Himmelsboten, ist aber „kein schwindliger Best-of-Sampler“ (O-Ton Blonder Engel), sondern ein Mix aus neu eingespielten Versionen von Klassikern wie „Nespresso“ oder „Sommer im Soizkaummergut“, gepaart mit Live-Erprobtem, das es aber nie auf eine Platte schaffte („Du hoist nimma auf wos’d durch Rilke vasamst“) sowie brandneuem Liedgut wie „Der Rest ist Geschichte“. Perfekt für Engel-Fans und all jene, die es noch werden wollen!

Tipp: Die CD-Präsentation steigt am 20. Oktober im Posthof Linz.

CD-Tipp: Am 20. Oktober erscheint die Doppel-CD „Das Blonde Album“ (Hoanzl).

 

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