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Dem Großen Pyhrgas ein Leben lang verbunden

Von Bernhard Lichtenberger und Volker Weihbold (Fotos), 21. Oktober 2017, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Mit Gerlinde Kaltenbrunner durch die Dr.- Vogelgesang-Klam
Bild: Volker Weihbold

Den Achttausendern hat sie endgültig den Rücken gekehrt. Zum heimatlichen Pyhrgas zieht es Gerlinde Kaltenbrunner nach wie vor – durch die Dr.- Vogelgesang-Klamm haben wir uns ihm genähert.

Während im Tal zur frühen Stunde Nebelschwaden die beiden Türme der Stiftskirche von Spital am Pyhrn umtanzen, stehen wir schon am Kassahäuschen am Eingang zur zweitlängsten erschlossenen Felsklamm Österreichs. Den Namen verdankt sie Dr. Moritz Vogelgesang. Der Gemeinde-Arzt hatte den Bau eines Steges angeregt, der seit 1906 durch die 1500 Meter lange, berauschende Schlucht führt. Rund 500 Stufen sind auf dem Weg nach oben heute zu erklimmen. Unter uns stürzt der Bach rauschend in die Tiefe. "Das sollt’ ich gar nicht laut erwähnen, aber früher bin ich auch im Winter durch die Klamm gegangen, mit Steigeisen und Eisgeräten", sagt die 46-jährige Bergsteigerin.

Interview

OÖNachrichten: Warum ist dir * dieser Weg ans Herz gewachsen?

Gerlinde Kaltenbrunner: Obwohl ich weltweit unterwegs war, zieht es mich immer wieder heim, zu den Erinnerungen meiner Kindheit und Jugend. Wenn ich durch die Dr.-Vogelgesang-Klamm gehe, beeindruckt mich die Kraft des Wassers, der so schön angelegte Steig. Zum Rohrauerhaus war ich schon unterwegs, als ich noch klein war, und nach wie vor zieht es mich über den Hofersteig auf den Großen Pyhrgas. Das wird ein Leben lang so sein, weil die Verbindung zur Heimat so stark ist.

Was macht jemand, der in Spital am Pyhrn aufwächst?

Meine Hauptbeschäftigung in der Freizeit war, auf dem Berg oder im Wald zu sein. Daheim durften wir nur ganz selten fernsehen, deshalb waren wir meistens draußen. Es hatte immer mit der Natur zu tun, wir waren in den Kukuruzfeldern unterwegs, haben gerne gezeltet und Hütten gebaut. Eine Hütte passieren wir auch nach dem Ausstieg aus der Klamm, die 1036 Meter hoch gelegene Bosruckhütte. In einer Dreiviertelstunde ist von hier aus das Rohrauerhaus (1308 m) zu erreichen, das seit heuer der Bayer Matthias Hummel als Hüttenwirt führt. Er stellt uns seinen Mitarbeiter Rasoul vor, einen iranischen Bergführer, der sich als Kaltenbrunner-Fan erweist. Ob er schon auf dem Großen Pyhrgas gewesen sei, will die berühmte Alpinistin wissen. "Fünf Mal – und auf dem Dachstein, auf dem Priel, der Spitzmauer, dem Großvenediger und dem Großglockner", sagt Rasoul und bittet darum, ein Selfie mit Gerlinde machen zu dürfen. Auf einer Bank mit Blick auf den Pyhrgas, von dem das Weiß des ersten Schnees strahlt, setzen wir unser Gespräch fort.

Deine Lieblingsspeise auf den Berghütten?

Ob auf Rohrauerhaus, Bosruckhütte, Gowilalm oder Dümlerhütte: der Kaiserschmarrn. Aber das war damals, als ich mich noch nicht vegan ernährt habe.

Wie kamst du zur veganen Kost?

Bereits in meiner Zeit als Krankenschwester habe ich mich viel mit dem Thema Ernährung befasst, vor allem mit dem Säure-Basen-Haushalt. Tierische Nahrungsmittel werden im Körper sauer verstoffwechselt. Für mich habe ich bemerkt, dass ich durch die rein pflanzliche Ernährung zwischen den Trainingseinheiten besser regeniere. Mein Hautbild hat sich verändert, Schlaf und Konzentration haben sich verbessert. Das war der eigentliche Antrieb, erst später habe ich mich mit der ethischen Komponente, der Tierhaltung auseinandergesetzt. Wenn’s geht, ernähre ich mich aus rein regionalen, biologischen Produkten.

Dein Partner ist Yoga-Lehrer. Im nächsten Jahr startet ihr in Nepal das Projekt "Trekking & Yoga".

Im April brechen wir mit einer Gruppe von rund 16 Leuten zu einer 17-tägigen Trekking-Tour im Manaslu-Gebiet auf, bei der wir täglich zu Sonnenaufgang erst einmal Yoga machen, um dann sechs bis acht Stunden unterwegs zu sein. Dabei besuchen wir auch ein buddhistisches Kloster.

Der Glaube war für dich stets bedeutsam?

Schon als Dirndl hab’ ich ministriert. Dabei war sehr motivierend, dass wir nach der Messe mit dem Pfarrer auf den Berg gegangen sind. Er hat uns nicht nur die Natur, sondern auch die achtsame Begegnung mit ihr näher gebracht. Später habe ich den Glauben umfassender gesehen, nachdem ich mit viele Religionen in Kontakt gekommen bin. Letztendlich habe ich erfahren, dass alles eins ist – man benennt es nur unterschiedlich.

Warum wirst du nie mehr auf einen Achttausender steigen?

Damit habe ich bewusst abgeschlossen, weil ich verstanden habe, dass ich trotz meines Könnens und eines guten Teams im Hintergrund viel Glück und Beistand hatte. Ich bin froh, dass ich jedes Mal gesund und ohne Erfrierungen heimgekehrt bin. Da soll man nichts mehr herausfordern. Jetzt zieht es mich halt zu Fünf- und Sechstausendern, denn das Expeditionsleben, dieses Reduzierte, taugt mir nach wie vor.

Du hast nach vielen Jahren im deutschen Schwarzwald in Attersee am Attersee eine neues Zuhause gefunden.

Mit einer Wohnung am Waldrand mit Blick zum See und zum Höllengebirge habe ich einen schönen Platz gefunden. Es liegt zentral, Autobahn und Flughäfen sind in der Nähe, weil ich mit Vorträgen und Bergunternehmungen ja viel unterwegs bin. Der See ist für mich etwas Neues. Regelmäßig bin ich im Wasser, erst gestern, bei 13,5 Grad. Erst kostet es Überwindung, aber dann ist es total energetisierend und erfrischend. Ursprünglich war ich auf der Suche nach einer Almhütte, aber das hat nicht sein wollen.

Wie hast du dir so ein Hüttenleben ausgemalt?

Sehr idyllisch und einsam in den Bergen, auf einer Alm, wo die Sonne bald aufgeht und lange nicht untergeht. Wenn ich einmal keine Vorträge mehr halte, wird das leichter umzusetzen sein.

Was schätzt du an Oberösterreich?

Die offenen, liebenswerten Menschen, unser gutes Wasser, die Bergwelt, die Tradition auf den Hütten, die typischen Mahlzeiten – auch wenn ich viele davon nicht mehr esse. Hinüber zur Hofalm, die Teil der Drei-Hütten-Wanderung ist, schaffen wir es zeitlich nicht mehr. Gerlinde Kaltenbrunner hat noch einiges vorzubereiten, denn schon in wenigen Tagen bricht sie zu einer Expedition nach Nepal auf. Der Pyhrgas wird auf sie warten.

* Wie in den Bergen üblich, wurde das Gespräch per du geführt.

 

Zur Person

Gerlinde Kaltenbrunner

Die Profibergsteigerin aus Spital am Pyhrn wurde am 13. Dezember 1970 geboren. Die ausgebildete Krankenschwester stand als 23-Jährige auf dem 8027 Meter hohen Vorgipfel des Broad Peak. 2011 erreichte sie nach mehreren Versuchen den Gipfel des 8611 Meter hohen K2. Sie hat als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Zuhilfenahme von zusätzlichem Sauerstoff bestiegen. Kaltenbrunner ist mit Vorträgen unterwegs und hält mit ihrem Partner Seminare über Yoga und Bergwandern.

gerlinde-kaltenbrunner.at
tattva.at

 

Die Route

Die Route

Ab durch die Klamm

Eine wildromantische Tour führt von Spital am Pyhrn durch die Dr.-Vogelgesang-Klamm über die Bosruckhütte zum Rohrauerhaus, von wo aus sich weitere Wandervarianten auftun.

Download zum Artikel

Wege Vogelgesangklamm

PDF-Datei vom 20.10.2017 (653,33 KB)

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Anreise: Über die Pyhrnautobahn (A9) erreicht man von Linz aus in etwa einer Stunde Spital am Pyhrn. Vom Ortszentrum zweigt man in die sogenannte Grünau ab, wo es gut beschildert bis zum Klamm-Parkplatz geht.

Eintritt: Die Vogelgesang-Klamm ist von Mai bis Ende Oktober geöffnet. Erwachsene zahlen 4,50 Euro, Kinder (6-15 Jahre) 3 Euro, mit Familienkarte: nur 2,50 Euro.

Kurzbeschreibung: 333 Höhenmeter, rund 500 Holz- und Steinstufen sind in rund 1,5 Stunden durch die Klamm bis zur Bosruckhütte zu überwinden, in weiteren 45 Minuten erreicht man das Rohrauerhaus. Wer von hier weiter bis zur Hofalm und von dort wieder ins Tal wandert, sollte rund 5,5 Stunden Gehzeit einplanen. Vom Rohrauerhaus über den Hofersteig auf den Großen Pyhrgas (2244 m) muss man mit etwa 3 Stunden rechnen. Hütten bis 26. Oktober geöffnet.

 

 

 

 

 

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mynachrichten1 (15.437 Kommentare)
am 21.10.2017 17:06

Das Glück in unserer schönen auch abwechsungsreich natur durchzogenen ausgewogenen Landschaft liegt überall,
deshalb fahr ich nicht zum Niagara Wasserfall. Mir tut´s auch die Bacherl - Klamm, da fühl ich mich sofort daham.

Und für alle Leut an unsren Seen, man kann auch ohne weiters noch kurz da baden geh´n.

Morgen wird der Kirtag in Schörfling dann ein Hochgenuss, mit Alkoholfrei Bier kein Polizeiverdruss.

Und selbst wenn ich wollt, ich würd es in vierzig Jahr da nicht erleben, das ich jedem Highlight in unsrem schönen Land könnt Aufmerksamkeit da geben.

(übrigens habe ich noch eine wichtige Anschaffung vor, im Grunde genommen fehlt mir nur noch eine schöne große Hängematte für das Freie)

LG nach Oberösterreich!

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