Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Unsere Liebe war die reinste Hochschaubahn"

27. Februar 2021, 00:04 Uhr
"Unsere Liebe war die reinste Hochschaubahn"
Bild: Stefan Fürtbauer

Seit 30 Jahren hilft Sabine Bösel Paaren durch die Krise – gemeinsam mit ihrem Mann Roland. Als "die Bösels" haben sie sich als Paartherapeuten einen Namen gemacht.

Unsere Liebe war die reinste Hochschaubahn", sagt Sabine Bösel. Ihr Mann Roland war ihre Jugendliebe, doch die Beziehung alles andere als einfach. Sie haben sich getrennt, versöhnt und wieder getrennt, trotz unterschiedlicher Herkunft, Affären und Schicksalsschlägen sind sie beieinander geblieben. Was ist passiert? Eine gemeinsame Stunde autogenen Trainings mündete in einer Paartherapie.

OÖNachrichten: Ihre Paargeschichte ist ganz öffentlich auf Ihrer Homepage (boesels.at) nachzulesen. Aus gutem Grund, nehme ich an?

Sabine Bösel: Genau. Wir sind Hoffnungsträger. Wir erzählen natürlich nicht alles, sondern nur Teile und das aus bestimmten Gründen. 50 Prozent der Paare kommen, weil es gerade eine Affäre gibt. Die meisten glauben, nur bei ihnen geht es so zu. Sie schämen sich. Darum erzählen wir von uns. Wir sind das lebende Beispiel, dass man eine Krise überwinden kann und nicht alles verloren ist.

In diesen 30 Jahren beruflicher Beziehungsarbeit, was hat sich verändert?

Zunächst ist es nicht mehr so etwas Elitäres und Ehrenrühriges, eine Therapie zu machen. Früher sind die Leute teilweise bei der Tür hereingeschlichen. Heute ist es zumindest im Freundeskreis nicht mehr so tabu, darüber zu reden. Fast alle Klienten, die zu uns kommen, wurden von anderen Klienten empfohlen. Und es kommen auch junge Leute, die etwas für ihre Beziehung tun wollen und unsere Workshops besuchen.

Wer ist die treibende Kraft hinter einer Paartherapie?

Das sind immer noch die Frauen, in zwei Drittel der Fälle. Damit ein Mann in die Gänge kommt, braucht es etwas Heftiges. Spricht ein Mann auf unseren Anrufbeantworter, dass er dringend einen Termin braucht, schließen wir schon Wetten ab – entweder sie hat eine Affäre oder sie will die Scheidung. Natürlich irren wir uns auch manchmal. Aber das ist der Klassiker.

Woran mangelt es denn beim Miteinander?

Die Themen sind vielfältig. Bei manchen mangelt es an Abgrenzung, bei anderen an Nähe. Der Klassiker ist auch, dass wenn zwei Kinder da sind, für die Beziehung zu wenig Zeit bleibt. Kleinfamilien wird enorm viel abverlangt. Das ist so absurd und furchtbar.

Beschert Ihnen die Pandemie mehr Arbeit?

Wir beobachten schon mehr Paare in der Krise. Im Frühjahr konnten viele der Situation noch Positives abgewinnen, jetzt hingegen kommen die Probleme, die zunehmend unter den Teppich gekehrt wurden, hervor. Das geht von Trennung bis hin zu Scheidung.

Warum sind wir so versessen darauf, dass eine Beziehung für immer sein soll, und geben uns nicht mit Lebensabschnittspartnern zufrieden?

Ewig dein, ewig mein – damit hat es sich ja nicht. Zu viel Sicherheit tut einer Beziehung auch nicht gut, finde ich. Man muss schon an der Leidenschaft, der Abwechslung arbeiten, sich attraktiv machen.

Wird zu wenig geredet in Beziehungen?

Auf jeden Fall. Geredet wird über Alltagssachen, anstatt sich in die Augen zu schauen und den anderen teilhaben zu lassen, wie es mir gerade geht. Und sei es täglich nur eine Viertelstunde. Dem anderen zu sagen, was in meiner inneren Landschaft los ist, schafft Verbundenheit.

Inwieweit beeinflusst die Beziehung unserer Eltern die Liebe zu unserem Partner?

Sehr, sehr, sehr. Beim Erstgespräch lasse ich meine Klienten immer auf die Ehe ihrer Eltern zurückschauen. Oft sind sie erschrocken, weil sie erkennen, wie sehr sie diese teilweise kopieren. Unbewusst. Dabei muss nicht die Frau die Mutter oder der Mann den Vater kopieren. Bleibt das Muster aber unbewusst, wird es wiederholt und die Beziehung hat eine ähnliche Dynamik wie die der Eltern.

Wieso rutschen wir automatisch in dieses Muster?

Unsere Eltern sind unsere ersten Vorbilder. Wir beobachten sie, dann identifizieren wir uns mit einem Elternteil, weil er uns vielleicht ähnlicher ist. Im Stress greifen wir dann auf dieses Verhaltensmuster zurück. Es gibt drei Gründe, warum wir das Verhalten der Eltern kopieren: weil ich unbewusst vor einem Elternteil Angst habe, weil ich unbewusst noch etwas erwarte oder aus Loyalität. Auch wenn ich den Eltern kritisch gegenüberstehe, kann ich trotzdem noch immer sehr loyal sein, und es findet eine Wiederholung statt. Etwa, dass man sich als Frau nicht zugesteht, eine glückliche Beziehung zu führen, sondern dass es sein muss, dass man das Drama der Mutter wiederholt.

mehr aus Frauenzeit

Wie wir mehr Glück empfinden und wieder "aufblühen" können

OÖN-Frauentag 2024: Vier Kolleginnen, vier neue Kleider, viermal "Wow"

OÖN-Frauentag 2024: Jessie Ann brachte Frauen mit ihren Liedern zum Strahlen

OÖN-Frauentag 2024: "Glück ist, den Fokus auf das Schöne zu richten"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen