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"Oft begegnen wir künstlicher Intelligenz und merken es nicht"

Von Clemens Thaler, 17. September 2022, 00:04 Uhr
Sepp Hochreiter
Sepp Hochreiter blickt optimistisch in die Zukunft. Bild: Klaczak

LINZ. KI-Experte Sepp Hochreiter über Drohnen, Landwirtschaft und Chancen für Oberösterreich.

Sepp Hochreiter leitet das Institut für Machine Learning an der JKU in Linz und ist international ein Star in der Forschung zur künstlichen Intelligenz. Im Interview spricht der gebürtige Bayer, der auch bei den Digital Days einen Vortrag halten wird, über künstliche Intelligenz im Alltag, wo die Chancen für Oberösterreich liegen und wie die Landwirtschaft revolutioniert wird.

OÖN: Sie forschen seit mehr als 25 Jahren an künstlicher Intelligenz. Gibt es aus Ihrer Sicht überhaupt einen Bereich, wo KI nicht zum Einsatz kommt?

Sepp Hochreiter: Kaum. Man denkt vielleicht an zwischenmenschliche Dinge oder Dienstleistungen. Auf den zweiten Blick ist aber auch da KI meist involviert – beim autonomen Fahren, aber auch in der Arbeit von Psychiatern. Oft spielt KI nicht direkt, aber indirekt eine Rolle – etwa bei Abrechnungen. Überall dort, wo KI helfen kann, Dinge effizienter zu machen, kommt sie zum Einsatz. Auch in der Werbung oder im Marketing. Aber es gibt Branchen, die stärker direkt betroffen sind als andere.

Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen – auch in der Landwirtschaft wird KI immer mehr genutzt. Warum?

Wir hören immer nur von selbstfahrenden Autos in den USA, aber nichts von selbstfahrenden Erntemaschinen. Es gibt bereits Mähdrescher, die Korn, Mais oder anderes Getreide ernten – automatisch. Kein Mensch sitzt da drinnen. In Österreich ist das vielleicht noch nicht so stark ausgeprägt, aber auch hier gibt es viel Neues: etwa beim Äpfelpflücken oder Spargelernten – mit intelligenten Erntemaschinen. Das ist ein sehr spannendes Feld. Oder Drohnen: Mit ihrer Hilfe kann man von oben schauen, wo gezielt Bewässerung oder Düngung notwendig ist und wo nicht. Bis jetzt haben die Bauern immer das ganze Feld eingestreut. Das ist schädlich, weil das Wasser alles wegspült. Aber wenn ich nur dahin etwas gebe, wo es nötig ist, kann man viel einsparen und die Umwelt entlasten. KI gibt es auch in der Tierhaltung und Tierfütterung. Also die Logistik, das Futter in der richtigen Menge an die richtige Stelle zu bringen.

Welche Rolle spielt KI aus Ihrer Sicht für Unternehmen – und im Speziellen für Oberösterreich?

Bei künstlicher Intelligenz geht es immer um Know-how, mehr Wissen und Daten, die dabei helfen, die Produktivität zu steigern. Bei mittelständischen Unternehmen kommt es darauf an, in welchen Bereichen sie tätig sind. KI hilft dort, wo Betriebe mit Daten zu tun haben, es irgendwas zu messen gibt und bei Sensoren. Gerade im Bereich Logistik kann man da sehr viel optimieren, indem man weiß, wie der Lagerzustand ist oder was am Band läuft. Wenn ich etwas herstelle, etwa in der Chemie, kann ich das mit KI einfach besser und zielgerichteter steuern. Man kann den chemischen Prozess überwachen – Druck, Temperatur – und sogar dafür sorgen, dass die entsprechenden Stoffe zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Das sehe ich viel Potenzial. Vor allem in Betrieben, die schon in irgendeiner Form mit Elektronik zu tun haben. Im Dienstleistungssektor oder Tourismus ist das schwieriger. Auch Firmen, die mit Kunden interagieren und mit Sprache arbeiten, können von KI profitieren. Man muss aber vorsichtig sein, weil kleine Unternehmen nicht immer Ressourcen haben. Das Problem besteht darin, diese Technologien in diese Firmen hineinzubringen. Weil die mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind und keine Zeit haben, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen.

Wie kann es mithilfe von KI gelingen, die Marktführerschaft zu halten?

Indem man sie einsetzt. (lacht) Natürlich in Sachen Produktionssteigerung, um Abläufe effizienter zu machen, oder in der Logistik. Aber auch im Marketing, weil die Betriebe internationaler werden müssen. Das beginnt bei der technischen Beschreibung. Kann man das automatisch übersetzen, wenn es eine Spezialanfrage aus Japan gibt? Das sind nur scheinbar Kleinigkeiten. Das kann ein entscheidender Mehrwert sein. Eine KI kann dabei helfen, am Kunden dranzubleiben. Auch Sensoren in Maschinen sind sehr nützlich, die einem sagen, was nicht gut läuft. Oder Prozessoptimierung: Da finde ich ein noch besseres Metall, das biegsamer ist, indem ich bei der Herstellung die Prozesse feiner steuere. Genau das sind Bereiche, wo viele Betriebe in Oberösterreich tätig sind, und diese Unternehmen könnten mit KI-Technologie die Führung, die sie schon haben, halten. Sowohl auf dem Markt, aber auch bei der Qualität des Produktes selbst.

Wo wird es in den nächsten Jahren aus Ihrer Sicht die größten Fortschritte Richtung KI geben?

Die größten Fortschritte hat es in Bild- und Sprachverarbeitung gegeben. Also Bilder zu erkennen, Sprache zu erkennen, Sprache zu erzeugen und Fragen zu beantworten. Das wird sich noch weiterentwickeln. Sehr viel Fortschritte gibt es auch im Bereich Prozessoptimierung und Logistik. Das ist für den Standort Oberösterreich wichtiger, denn bei Bildern und Sprache betrifft das vor allem die großen drei: Google, Amazon und Facebook. Die Kunst ist, im Kleinen Prozesse besser zu machen.

Wo setzen Sie in Ihrem Alltag KI ein?

Da bin ich genauso wie jeder andere. Ich verwende das Handy, wenn es um komplizierte Übersetzungen geht oder ich etwas nachschauen muss. Oft begegnen wir der KI, und man merkt es nicht. Etwa beim Einkaufen.

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Autor
Clemens Thaler
Redaktionsmanager, stv. Chef vom Dienst
Clemens Thaler

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