"In der Digitalisierung gibt es nur den Weg nach vorne"
LINZ. SAP-Österreich-Chef Klaus Sickinger über Österreichs Chancen.
"Die Technologie ist da, wir sind sehr weit", sagt Klaus Sickinger, Österreich-Chef von Europas größtem Software-Entwickler SAP. Entscheidend, um bei der Digitalisierung vorne mitzumischen, sei es nun aber, diese technischen Möglichkeiten auch zu nutzen. "Das Erfolgsrezept liegt darin, dass es gelingt, Ideen zu entwickeln, die einen Mehrwert liefern, für den jemand bezahlen will", sagt Sickinger im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Weil die Technik vorhanden ist, bedürfe es keine großen Investitionen, um digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln – Sensoren etwa seien schon für wenige Euro zu haben.
Gerade deswegen sei die Digitalisierung eine große Chance für Österreich. "Wir haben gute Impulsgeber – in Oberösterreich etwa Hagenberg oder den Mechatronik-Cluster", sagt Sickinger. Diese Stärken müsse man bündeln, dann kann Österreich in der Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen. Dass das Potenzial an Abgängern etwa aus Hagenberg quantitativ zu gering sein könnte, glaubt der gebürtige Innviertler nicht: "Wir brauchen nicht Tausende gute Leute. Die zehn richtigen reichen schon."
"Es entstehen auch neue Jobs"
Kritiker der Digitalisierung sehen durch fortschreitende Automatisierung allerdings Arbeitsplätze gefährdet. Ein Argument, das für Sickinger nicht im Vordergrund stehen darf: "Natürlich werden auch manche Jobs wegfallen, aber es werden auch neue geschaffen. In der Digitalisierung gibt es nur den Weg nach vorne." Der Wandel auf dem Arbeitsmarkt sei ohnehin bereits eingeläutet worden, schon jetzt gebe es im Gesundheitssektor mehr offene Stellen als etwa in der Industrie. Österreich müsse zeigen, dass man in der Digitalisierung ganz vorne mitspielen möchte. "Vor allem darf man nicht nur davon reden, sondern muss es tun", sagt Sickinger.
Das Bildungssystem sieht der SAP-Österreich-Chef nicht als Pferdefuß und Hindernis. Es sei nicht so, dass in den vergangenen Jahren gar nichts passiert sei. Als Beispiel nennt er die Fachhochschulen, die es vor zwei Jahrzehnten noch nicht gegeben hat und die eine gute, praxisnahe Ausbildung bieten würden. "Es ist eben so, dass wir von diesen richtigen Dingen mehr benötigen würden – und andere Dinge weglassen könnten."
Was er sich für Österreich für die kommenden Jahre in jedem Fall wünschen würde, ist mehr Selbstvertrauen. "Man kann Sachen größer reden, als sie sind, und man kann sie kleiner reden. Wir reden uns leider oft zu klein", sagt Sickinger. In Österreich müsste sich die Wirtschaft auch in Richtung Politik noch stärker äußern, dass man sich das Ziel setzen möchte, eine wichtige Rolle in der Digitalisierung zu spielen.
Zur Person: Klaus Sickinger (42) ist bei Ried im Innkreis aufgewachsen. Nach Jahren in den USA, Irland und Tschechien wechselte er zu SAP Österreich, wo er 2013 zum Geschäftsführer aufstieg.
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Wie recht er hat der Herr Sickinger, es braucht nur wenige sehr gute Absolventen der FH's und TH's. Ist übrigens nachzulesen in "In search of Excellence" aus den 80er Jahren.
Solange allerdings in der Politik, wie in vielen, zu vielen Unternehmen Zuruforganisationen vorherrschen, wird es schwierig werden Österreich nach Vorne zu bringen.
Das Beispiel Wels und Linz zeigt es in O.Ö. auf, dass die Politik nicht fähig ist "Großunternehmen" zu führen.
Das wäre halb so wild, wenn die Österreicher aka die Leute nicht schon in der Schule darauf hin gedrillt worden wären, andächtig nach oben auf die Regierenden als Anführer und Vorbilder zu blicken.
Nur weil die Lehrer sie, die Regierenden als ihre Vorgesetzten und Vorbilder bewundern.
Aber das gilt auf der ganzen Welt, sogar in richtigen Demokratien.