Beginn einer Ära: Der neue Mister Voest
LINZ. Stahl-Vorstand Herbert Eibensteiner löst Wolfgang Eder 2019 an der Konzernspitze ab.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Der Nachfolger des langjährigen Voest-Chefs Wolfgang Eder kommt aus den eigenen Reihen und nicht von außen. Herbert Eibensteiner, derzeitiger Vorstand der umsatzstärksten Division Stahl, wird den Technologie- und Stahlkonzern voestalpine in die Zukunft führen, teilte der Aufsichtsrat nach seiner gestrigen Sitzung mit.
Der gebürtige Linzer und studierte Maschinenbau-Ingenieur Eibensteiner steht also bis zu einem gewissen Grad für eine Fortsetzung des bisherigen erfolgreichen Kurses des Industrie-Flaggschiffs mit zuletzt 11,3 Milliarden Euro Umsatz und 1,5 Milliarden Euro Gewinn. Heute, Mittwoch, wird die Voest im Übrigen eine sehr gute Bilanz präsentieren.
"Er kennt das Unternehmen und seine Kultur. So einer tut sich leichter als jemand, der von außen kommt", begründete der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Lemppenau in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz die Entscheidung. Das sei insofern wichtig, als "die Zeit, die kommt, nicht einfach ist". Die Internationalisierung und der Vorstoß in neue Produktbereiche müssten weitergehen, so Lemppenau.
"Kein Eisenhütten-Mann"
Eibensteiner hat umfassende Management- und Konzernerfahrung. Bei der voestalpine ist er seit 1989 an Bord, seine erste Funktion hier war Betriebsingenieur für Instandhaltung. Er war maßgeblich schon in der Division Metal Forming, später als Vorstandsmitglied der Steel Division für die Internationalisierung des Bereichs Autoindustriezulieferung beteiligt. Auf die Frage, ob es gescheit sei, den obersten Stahl-Manager in Zeiten des Wandels zum Gesamt-Konzernleiter zu machen, sagte Lemppenau, dass Eibensteiner "kein Eisenhütten-Mann, sondern Maschinenbauer" sei und beides könne, nämlich "besonders guten Stahl zu machen und ihn technisch perfekt weiterverarbeitet in den Markt zu bringen".
Auch der Konzernbetriebsrat streut dem künftigen Chef Rosen. Hans Karl Schaller spricht sogar vom "eigenen Wunschkandidaten", weil Eibensteiner den Betrieb "von der Pike auf" kenne, Handschlagqualität habe und "nicht stur mit dem Kopf durch die Wand will". Dass er ein exzellenter Techniker sei, sei wichtig angesichts der großen Technologie-Umbrüche, vor denen die Branche steht. So wird Eibensteiner Antworten darauf finden müssen, wie es überhaupt mit den Hochöfen oder der Kokerei weitergehen wird und welche Rolle Wasserstoff für die Stahlerzeugung spielen kann.
Schiefe Optik?
Ob Eibensteiner tatsächlich eine neue Ära einleiten wird, könnte hinterfragt werden. Denn Wolfgang Eder wird direkt in den Aufsichtsrat wechseln, nach einer "Cooling off"-Phase von zwei Jahren dem Kontrollgremium vorstehen und möglicherweise als graue Eminenz im Hintergrund weiter die Fäden ziehen. Ob das einen schlanken Fuß mache, fragten die OÖN den derzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden. Dieser antwortete: "Ist ein Vorstandsvorsitzender blöd, ist er auch als Aufsichtsrat blöd. Ist er gut, ist er auch als Aufsichtsrat gut." Das Unternehmen könne sich nichts Besseres wünschen, als Eder mit seiner Erfahrung und seinen Beziehungen weiter zur Verfügung zu haben.
Ob Eibensteiner die Steel Division neben dem Vorstandsvorsitz in Personalunion weiterführt, wird im laufenden Geschäftsjahr geklärt. "Die heutige Größe des Konzerns wird aber eine solche Doppelfunktion auf Dauer nicht zulassen", so Lemppenau. Auch Schaller spricht sich dagegen aus. (uru)
Reaktionen
Herbert Eibensteiner: „Gemeinsam mit unserem eingespielten Vorstandsteam möchte ich den erfolgreichen Kurs konsequent weiterführen und bedanke mich bei Wolfgang Eder für die 15 Jahre erfolgreiche Führung in teilweise sehr schwierigen Zeiten, in denen der Konzern eine völlig neue Dimension erreicht hat. Aber zuerst freue ich mich auf zwölf gemeinsame Monate, um eine gute Übergabe sicherzustellen.“
Klaus Luger, Bürgermeister von Linz (SP): Die Ernennung Eibensteiners zum neuen Voest-General sei eine „gute Entscheidung“, die eine „extrem positive Entwicklung des Unternehmens garantiert“. Das Verhältnis zur Stadt werde mit der neuen Konzernspitze weiter „eng und konstruktiv“ sein, erwartet Luger. Eibensteiner sei jedenfalls einer, der „nicht nur Bilanzen liest, sondern auch mit den Betriebsräten zu reden weiß“.
Hans Karl Schaller, Konzernbetriebsrat voestalpine: Die Arbeitnehmerseite habe immer eine interne Nachfolge bevorzugt. Eibensteiner „ist eine sehr gute Entscheidung, unser Wunschkandidat“. Er habe mit dem Betriebsrat in diversen Führungsfunktionen immer sehr faire Auseinandersetzungen geführt und verdiene das Vertrauen der Belegschaft. „Herbert Eibensteiner wird“, so Schaller abschließend, „die Arbeit von Wolfgang Eder genauso erfolgreich weiterführen, aber sicher keine Marionette des Aufsichtsratschefs Eder sein.“
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15 Jahre haben einen Eder verbraucht, ja da gehört ein neuer Mann hin.
Abgesehen davon, dass der Abgang Eders überraschend kommt, jedenfalls in der Außenwahrnehmung, eine sehr gute Entscheidung.
Ein Mann, der im Konzern beruflich groß geworden ist, ist viel, viel besser als ein großmäuliger, abstrakter Manager aus Piefkeland.
Glück Auf dem neuen GD!
Gott sei Dank kein Koller mit seiner Vergangenheit
"Lügenpresse"-Vorwurf gegen Armin Wolf
seltsam dass man den Artikel NICHT kommentieren kann !
jetzt hamses umgstöllt
Glück Auf!!