Zwischen Wald und Chefbüro

Gregor Strassl führt als Dauerpendler ein Leben in zwei Welten. Unter der Woche managt er von Wien aus als Vorstandsvorsitzender die Denzel Gruppe mit 1300 Beschäftigten. Der private Autoimporteur und Betreiber von 20 Autohäusern ist auch als Immobilienentwickler und im Bankgeschäft tätig. Doch jeden Freitag geht’s ab in die oberösterreichische Heimat. Und die ist in Bruck-Waasen, seit heuer ein Ortsteil von Peuerbach.

"Hier habe ich Haus und Grund, kümmere mich um meinen zwei Hektar großen Wald und gehe gerne jagen", sagt der 48-Jährige. Derzeit versucht er, seinen Wald behutsam von einer primären Fichtenmonokultur in einen Mischwald umzuformen – und kommt dabei oft über gewisse Parallelen zu seiner Managertätigkeit ins Sinnieren.

"Die Forstwirtschaft ist eine gute Schule, was die Nachhaltigkeit angeht. Und die sollten sich auch Manager zum Vorbild nehmen", ist Strassl überzeugt. "Im Wald setze ich heute Bäume, die in 50 bis 100 Jahren gefällt werden. Von dieser Ernte werde nicht ich, sondern die Folgegenerationen profitieren."

Genauso sieht er seine Tätigkeit bei Denzel: "Ich muss wissen, wo wir heute stehen und wohin wir künftig wollen. Ich fälle Entscheidungen, die Auswirkungen in der Zukunft haben." Mischwald und Nachhaltigkeit seien jedenfalls in der Wirtschaft und im Forstbereich eindeutig das bessere Konzept als Monokulturen.

Das Pendeln zwischen Stadt und Land zieht sich auch wie ein roter Faden durch Strassls Karriere. Vorexerziert hat es bereits sein Vater, der damals als Generaldirektor für BP in Wien und Zürich im Einsatz war. Der Sohn trat in dessen Pendlerfußstapfen: Ob als Wiener Student der Handelswissenschaften oder während seiner Berufslaufbahn in der Autobranche, die ihn auch nach Salzburg, Köln und Prag lenkte – alle Wege führten ihn stets zurück nach Bruck-Waasen. "Das Pendeln ist mir über die Jahre in Fleisch und Blut übergegangen", sagt er. Da Ehefrau Petra – sie stammt aus Hartkirchen – und die 14-jährige Tochter Hannah mitpendeln, sei auch das Privatleben davon nicht betroffen. So lebt die Familie unter der Woche in Wien und an Wochenenden in Oberösterreich.

Jeder Tag bringt Überraschung

Der Verantwortung für seine 1300 Mitarbeiter und deren Familien ist sich der Manager besonders bewusst: "Ich versuche, keine großen Fehler zu machen, die andere ausbaden müssten. Das prägt mein Handeln."

Die Denzel-Gruppe umfasst 28 Firmen. "Alle machen Gewinne. Trotzdem gibt es jeden Tag eine Überraschung", erzählt Strassl. Er nimmt es gelassen, dass er sich selten um angenehme Nachrichten kümmern darf. "Das liegt in der Natur der Sache. Für Positives wird der Chef halt kaum gebraucht."