Autozulieferer: "Lage ändert sich im Stundentakt"
WIEN/LINZ. Europas Autohersteller schließen ihre Produktionswerke, bei Oberösterreichs Zulieferern regiert die Unsicherheit.
Diese Nachricht traf die Branche gestern ins Mark: Der weltgrößte Autohersteller VW sperrt seine Produktionswerke in Europa zwei bis drei Wochen zu. Am Freitag soll die letzte Schicht laufen. Am Abend zog Daimler mit der Ankündigung nach, ebenfalls den Großteil seiner Produktion in Europa lahm zu legen. Bereits zuvor hatten Fiat Chrysler und PSA verlautet, Werke zu schließen.
Massiv betroffen sind davon oberösterreichische Leitbetriebe, die auf der Kundenliste der Autobauer stehen. Bei ihnen regiert derzeit vor allem eines: Unsicherheit. "Die Lage ändert sich im Stundentakt", heißt es vom Laakirchner Zulieferer Miba. Bis gestern seien noch keine Aufträge storniert worden. Auch die Lieferkette funktioniere weiter. Prognosen seien jedoch "schwierig bis unmöglich". Der Hörschinger Zulieferer Polytec hält den laufenden Betrieb derzeit zwar noch aufrecht, fährt aber Kapazitäten zurück. Die Belieferung der Automotive-Kunden wird eingestellt. Einige Werke der Gruppe sollen zur Gänze schließen. Der Großteil der administrativen Mitarbeiter arbeitet von zu Hause. Ein Sonderfall sei der Standort in Ebensee, an dem Logistikboxen für die Lebensmittelindustrie erzeugt werden. Dort steige die Nachfrage.
In der europäischen Autoindustrie rechnet der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer mit einer "Schneise der Verwüstung". Die durch Zollstreit und Konjunktureinbruch ohnehin belastete Branche könnte heuer in Europa um elf Prozent schrumpfen. Dudenhöffer erwartet, dass der Automarkt ein Jahrzehnt brauchen wird, um das Niveau von 2019 zu erreichen. In Österreich sichert die Autozulieferindustrie mit 900 Unternehmen 210.000 Jobs und kommt auf rund 24,4 Milliarden Euro Produktionswert.
Voest prüft Werksschließungen
Dort, wo es der laufende Betrieb erlaube, arbeiteten bereits zahlreiche Mitarbeiter von zu Hause aus, hieß es gestern aus der voestalpine. In der Produktion komme man aber nicht ohne anwesendes Personal aus. Derzeit werde geprüft, welche Bereiche unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben weitergeführt werden können, welche stark reduziert werden oder gänzlich heruntergefahren werden müssen. (rom/sd)
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DA die Realwirtschaft immer mehr eine Zwangspause machen muss, frage ich mich, warum dies nicht auch für die Börsen gilt? Danke!