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"Streif, Ganslern, das ist Kitz – nicht die Partys"

Von Florian Madl*, 24. Jänner 2019, 00:04 Uhr
"Streif, Ganslern, das ist Kitz – nicht die Partys"
Bild: GEPA pictures/ Andreas Pranter

KITZBÜHEL. Warum ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel in Kitzbühel die Schicki-Micki-Szene meidet.

Peter Schröcksnadel, Präsident des Österreichischen Skiverbands, wird man im Kitz-Rummel in den nächsten Tagen selten zu Gesicht bekommen. Der 77-Jährige findet es trotzdem gut, dass viele Promis in die Gamsstadt kommen. Ein Gespräch über einen "super Bursch" namens Arnold Schwarzenegger, die Bedeutung eines Kitzbühel-Sieges und die (zu) vielen Verletzungen im Skisport.

Wir suchen den nächsten Marcel Hirscher. Aber in großen Skiorten wie Kitzbühel, St. Anton und Sölden scheint sich wenig zu tun.

Peter Schröcksnadel: Früher kamen die guten Läufer vor allem aus Orten wie Lech oder Kitzbühel, wo der Skisport zu Hause ist. Mit dem Aufschwung des Wintertourismus zog der Wohlstand ein. Deshalb kommen auch aus solchen Orten nicht mehr so viele Spitzensportler. Jetzt kommen viele Aktive aus kleineren Orten – Benni Raich aus dem Pitztal, die Matt-Brüder aus Flirsch, Marcel Hirscher aus Annaberg. Viele haben einen Elternteil, der sie unterstützt, auch wenn sie aus weniger prominenten Orten kommen.

Wenn wir auf den Rummel in Kitz vorausblicken: Sie sieht man nie bei Partys...

Da werden Sie mich auch nie sehen, nur bei Veranstaltungen unserer Partner.

Sind die Events ein notwendiges Übel?

Das Rahmenprogramm hilft, den Skisport interessant zu machen. Wenn Arnold Schwarzenegger, Jason Statham oder ein Formel-1-Fahrer kommen – das zeigt, dass auch andere Gesellschaftsschichten und Sportarten den Skisport ernst nehmen, sonst würden sie nicht da sein. Nach Kitz kommen mehr Leute als zu Weltmeisterschaften.

Was redet man mit Arnold Schwarzenegger?

Er kennt mich, ich ihn. Ich kenne viele wichtige Leute, aber er ist ein super Bursch und hat viel erreicht. Es gibt allerdings auch viele Adabeis in Kitzbühel, die halt da sind. Davon lebt die Sache: Promis und solche, die dabei sein wollen, das ist für mich nichts Negatives, da profitiert vom Sportgeschäft bis zum Friseur jeder.

Ist es zu viel des Rummels?

Es sollte halt der Sport noch vorkommen. In Kitzbühel ist der Sport trotzdem der wichtigste Teil. Streif, Ganslern, das ist Kitz – nicht die Partys, die sind ein Nebeneffekt. Dass du mit 150 auf zwei Latten den Berg runterfahren kannst und schneller beschleunigst als ein Porsche, das hat schon was.

Sie sind selbst Senioren-Weltmeister. Wenn Sie die Wahl hätten, Kitz-Sieger oder Weltmeister in Åre zu werden...

Da wäre mir wahrscheinlich der Kitzbühel-Sieg lieber. Dann bist du nicht Weltmeister, aber Hahnenkammsieger, das ist ein Äquivalent zum Weltmeister, weil du bist Sieger der schwierigsten Abfahrt der Welt. Das zu gewinnen ist top, an das erinnert man sich.

In Kitzbühel wird viel über Sicherheit debattiert, zuletzt war von Airbag-Pflicht und langsameren Anzügen die Rede.

Ich halte nichts davon, dass wir eine Sache rauspicken, etwa langsamere Rennanzüge. Die machen drei km/h aus, damit erreichst du nicht viel. Du kannst den Sport sicherer machen, aber von der äußeren Sicherheit her geht nicht mehr viel. Früher sind wir durch den Wald gefahren, da ist auch nicht mehr passiert. Der Rennläufer hatte ein Gefahrenbewusstsein, der wusste: Wenn ich rausflieg’, bin ich am Baum. Heute weiß jeder: Wenn ich rausflieg’, bin ich im Netz. Er reizt es bis zum Limit aus, auch wenn er das sportlich nicht mehr kann.

Was für Optionen bieten sich an, um eine höhere Sicherheit zu bekommen?

Du kannst Pisten unruhiger machen, das ist auch meine Meinung. Wenn man nicht mehr alles in der Hocke fahren kann, trägt das zur Konzentration und zum erhöhten Gefahrenbewusstsein bei.

Dem ehemaligen Kitz-Rennleiter Axel Naglich wurde zum Vorwurf gemacht, er habe die Piste zu extrem gemacht. Sehen Sie das auch so?

Den Axel mag ich gern, den Vorwurf finde ich nicht ganz gerechtfertigt: Unruhige Pisten machen das Rennfahren eher sicherer. Er hatte nur Pech, dass mehrere Faktoren – schlechte Sicht, ein nicht erkennbarer Schlag – gleich zu drei prominenten Verletzten führten. Damals (Anm.: 2016) sagte ich: Sie sollen das Rennen abbrechen, das taten sie dann auch.

Hätte man früher abbrechen sollen?

Das ist schwer zu sagen. Nach dem dritten Unfall rief ich jedenfalls oben an.

Ihr Wort hatte Gewicht?

Mit Verzögerung.

Welche Rolle spielt das Material?

Der Rennläufer will schnell sein, die Skifirmen und wir wollen Siege, das reizt man bis zum Exzess aus, sonst gewinnt man nicht. Man muss Kriterien finden, um zu wissen: Wo kommen Verletzungen her? Die passieren am wenigsten in der Abfahrt, hauptsächlich im Riesentorlauf. Und dazu bei Männern seltener als bei Damen. Wir lassen derzeit an der Uni Innsbruck die Ursachen berechnen, weil es kein einheitliches Verletzungsmuster gibt. Wir haben allerdings die Vermutung, dass es an der Kombination Schuh/Bindung/Radius liegt. Ein Kreuzband reißt nicht, solange die Beine in Knievorlage sind.

Wäre der Verlust für den Skisport groß, wenn Lindsey Vonn wirklich aufhört?

Dafür gibt es Mikaela Shiffrin. Die ist nicht so ein Typ, aber gut.

Gibt es denn genug Typen im Skisport?

Immer wieder, aber der Sport lebt nicht nur von Typen, sondern vor allem von Helden. Der Sport lebt nicht davon, dass viele Leute gewinnen können – überhaupt nicht. Das sieht man derzeit im Skispringen.

Braucht es Seriensieger?

Ja. Da gibt es eine Gruppe, die den bewundert. Und eine andere, die das nicht will. Und die wartet, dass er endlich verliert. Das war bei Schumacher so, bei Usain Bolt, bei Stenmark, bei Tomba. Wichtig für die Attraktivität eines Sportes ist, dass Einzelne Spitzenleistungen erbringen, an der sich andere messen können. Wenn aber immer ein anderer gewinnt – wen interessiert’s?

Zuletzt was Aktuelles: Was sagen Sie zum ehemaligen Langläufer Johannes Dürr, der in einer ARD-Doku den ÖSV in ein schlechtes Bild rückte und bei der WM in Seefeld starten will? Ist das realistisch?

Er ist sportlich weit weg, wurde mir gesagt, er hat keine Chance. Da haben wir Bessere.

Sind Sie von ihm persönlich enttäuscht?

Wir haben ihm sehr viel ermöglicht. Ob die ARD-Doku gescheit war, weiß ich nicht. Er sagte Sachen, die keiner wusste. Jetzt wird ermittelt, aber uns kann das nur recht sein.

 

* Florian Madl ist Sportchef der Tiroler Tageszeitung

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4  Kommentare
4  Kommentare
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soccerchamp65 (707 Kommentare)
am 24.01.2019 10:03

Die ORF Berichte sind einfach zu ignorieren.

"Die Voranalyse der Parties"
"Die Nachbetrachtung der Analyse"

Interessiert das irgendjemanden noch?

Boykott von ORF@Kitzbühel

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.01.2019 09:40

Parties

Sportreporter.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 24.01.2019 08:25

Aufarbeitung der Skandale wäre wichtiger.

Ohne Skizirkus wären jedoch einige Gebiete nicht so gut touristisch erschlossen.

Immer schwierig sich ein Urteil zu machen.

Wann kommt Lugner endlich zur Kitz?
Das einzige Vermarktungsgenie was Österreich hat.

Slogan Kitz macht Bambi schwager.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 24.01.2019 06:57

Man merkt das Alter. Weisheit, wo bleibst du.

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