Der Druck auf Gegner Polen ist noch viel größer

Wer kann heute dem Druck besser standhalten? Das ist die entscheidende Frage vor dem Fußball-EM-Qualifikationsauftakt in der Gruppe G zwischen Österreich und Polen (Ernst-Happel-Stadion, 20.45 Uhr, ORF eins live).

Beide Mannschaften starten mit der gleichen Ausgangssituation. Ein Platz unter den Top zwei, der die direkte Qualifikation bedeutet, ist fast Pflicht. Positiv für die Mannschaft von Franco Foda: Bei den Polen ist der Druck auf den aktuellen Teamchef Jerzy Brzeczek, der einst in der Präsidenten-Ära von Wolfgang Rieger auch den LASK-Dress getragen hat, noch viel höher.

Die Polen sind erfolgsverwöhnt, kamen bei der EM 2016 in Frankreich bis ins Viertelfinale und wurden auch deshalb bei der EM-Qualifikationsauslosung mit Teams wie Weltmeister Frankreich oder Spanien in den ersten Topf gesetzt.

Und doch läuft es beim Gegner trotz des Traumsturms mit Robert Lewandowski (FC Bayern) Arkadiusz Milik (SSC Napoli) und Krzysztof Piatek (AC Milan) nicht nach Wunsch. In den sechs Spielen unter Brzeczek gab es keinen einzigen Sieg bei drei Unentschieden und drei Niederlagen.

Dazu hat Brzeczek mit der Einberufung seines Neffen Jakub Blaszczykowski viel Kritik einstecken müssen. "Kuba" ist zwar allen Kennern der deutschen Fußball-Bundesliga aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund bestens bekannt. Allerdings hat der 33-Jährige, der in die Heimat zurückgekehrt ist und jetzt bei Wisla Krakau spielt, schon bessere Zeiten erlebt. Gestern präsentierte er sich mit sehr viel Respekt vor dem österreichischen Team. "Wir müssen kein schönes Spiel abliefern, sondern aggressiv und kompromisslos sein, sonst werden sie unsere Fehler gnadenlos ausnützen."

Stimmen Sie ab:

Fodas Aufstellungspoker

Einen großen Vorteil hat ÖFB-Teamchef Foda: Bei der Aufstellung hat er genügend Varianten, um den Gegner bis knapp vor Spielbeginn grübeln zu lassen. Nur Marko Arnautovic als Solospitze ist fix. Dahinter beginnen bereits die Fragezeichen. Peter Zulj, Fodas Favorit seit gemeinsamen Zeiten beim SK Sturm Graz, ist immer ein heißer Kandidat. Auch Valentino Lazaro (Hertha BSC) könnte in der Startelf aufscheinen. Dann bliebe für Leipzigs Marcel Sabitzer nur ein Platz auf der Bank. Foda: "Es gibt genügend Varianten." Wie stark Österreich über die Außenpositionen agiert, könnte spielentscheidend sein. Denn dort liegt die größte Schwäche der polnischen Abwehr.

Alaba trainierte voll mit

Wie sich Österreich dem polnischen Traumsturm entgegenstemmen wird, wollte Foda gestern auch nicht verraten. Eine Dreier-Abwehrkette mit starker Unterstützung der Außenspieler Stefan Lainer und David Alaba scheint jedoch die wahrscheinlichste Vari-ante zu sein. Alaba ließ den ÖFB-Betreuerstab gestern aufatmen. Der Bayern-Spieler konnte das gesamte Abschlusstraining mitmachen. Einem Einsatz im heutigen Spiel steht damit nichts im Wege. Das Happel-Stadion wird wohl nicht ganz ausverkauft sein. Bis gestern waren 40.000 Tickets abgesetzt.

Österreichs U21-Team schnuppert schon EM-Luft

Österreichs U21-Fußball-Nationalteam mit Alexander Schlager, Maximilian Ullmann (beide LASK) und Johannes Kreidl (SV Guntamatic Ried) ist gestern vom Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf nach Triest gereist, wo heute (18.30 Uhr, ORF Sport+) ein freundschaftliches Ländermatch gegen EM-Gastgeber Italien stattfindet.

Für die ÖFB-Auswahl von Werner Gregoritsch ist es ein Vorgeschmack auf die U21-EM. Im Stadio Nereo Rocco werden die „Jung-Kicker“ das erste Gruppenspiel gegen Serbien (17. Juni) absolvieren. Ihr Basislager schlagen die Österreicher im Sommer im Hotel Albergo Felcaro in Cormons auf, dort dürfen sie schon jetzt Probe liegen.

„Man spürt eine große Motivation, die erfolgreiche EM-Qualifikation hat uns viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte Gregoritsch, der den verletzten Hoffenheim-Profi Christoph Baumgartner vorgeben muss. Am Montag (18.45 Uhr, ORF Sport+) testet das ÖFB-Team dann in Algeciras gegen den spanischen Nachwuchs.