Österreichs Frauen wollen es bei der EM besser machen als die Männer
WIEN. Frauen-Endrunde in den Niederlanden: Die Auswahl von Trainer Dominik Thalhammer reiste nach der Verabschiedung in der Hofburg in das Teamcamp nach Wageningen.
Von höchster Stelle wurde Österreichs Frauen-Fußball-Team vor der gestrigen Abreise zur EM in den Niederlanden verabschiedet: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern, Nationalratspräsidentin Doris Bures und Sportminister Hans-Peter Doskozil wünschten in der Hofburg für die Endrunden-Premiere viel Glück.
Die Herren hatten nach der ersten sportlichen Qualifikation für die Endrunde im vergangenen Jahr wenig davon und schieden nach der Vorrunde aus. Die Frauen mit Teamchef Dominik Thalhammer wollen es besser machen und bedienen sich dabei der Erfahrungen der enttäuschenden Herren. Die Ausgangsposition ist allerdings eine andere: Das ÖFB-Team ist mit Platz 24 der Weltrangliste Außenseiter in der Gruppe B mit Frankreich (3.), der Schweiz (17.) und Island (19.). "Die Experten trauen uns wenig zu", sagte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
Die Vorrunde zu überstehen, wäre "ein Traum", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Vorgabe sei das nach dem mit der Qualifikation bereits gesetzten "epochalen Meilenstein" nicht. "Mit 23,3 Jahren stellen wir das jüngste Team, deshalb können wir befreit in dieses Turnier hineingehen."
Kein Kanonenfutter mehr
Die Generalprobe war mit dem 4:2 gegen Dänemark vielversprechend. "Dänemark war EM-Semifinalist 2013, doch so wie die Niederlagen zuvor gegen England und die Niederlande (Anm.: jeweils 0:3) darf man auch dieses Spiel nicht überbewerten", sagte Thalhammer. Torjägerin Nina Burger ergänzte: "Wir fahren mit einem tollen, positiven Gefühl und riesengroßer Freude hin und der Gewissheit, die Großen ärgern zu können."
Als Thalhammer vor fünf Jahren beim ÖFB antrat, war das Frauen-Team noch auf Platz 40 der Weltrangliste gewesen. Der Sprung um 16 Plätze nach vorne bildet den Fortschritt aber nur unzureichend ab: Der Abstand zur Spitze wurde deutlich verringert, vom Kanonenfutter wurden die ÖFB-Frauen zum ernst zu nehmenden Gegner für die Großen. Oberösterreicherin ist bei der EM keine dabei: Laura Wienroither war knapp dran, hatte aber am Ende keinen Platz im 23 Spielerinnen umfassenden Kader.
Koller drückt beide Daumen
Die EM wird am Sonntag von Gastgeber Niederlande gegen Norwegen eröffnet (18 Uhr). Österreichs erster Gegner ist am 18. Juli die Schweiz. Herren-Teamchef Marcel Koller wird gespannt zuschauen. "Ich bin Schweizer, habe aber zwei Daumen und werde beide drücken", sagte der 56-Jährige. Sein Tipp: "Es ist super, dass sie sich erstmals qualifiziert haben. Ich hoffe, dass es bei den Mädchen nicht Druck auslöst, dass sie dann nicht ihre Leistung abrufen können, weil sie plötzlich merken, es schaut ganz Österreich auf uns. Sie sollen versuchen, frei zu spielen."
Das ist seiner Auswahl nicht gelungen. Diese verspielte bei der EM 2016 mit dem 1:2 im letzten Spiel gegen Island die Aufstiegschance. Auch für die Frauen ist nach dem Spiel gegen Frankreich (22. Juli) Island am 26. Juli der letzte Gegner... (mag)
E-Mail an Dominik Thalhammer auf Seite 6
Gegen Frankreich haben die Österreicherinnen keine Chance, das ist ein Weltklasseteam, das zusammen mit Deutschland und eventuell England zu den Top-Favoriten gehört.
Island und die Schweiz sind in Reichweite, da kann an einem guten Tag durchaus ein Sieg gelingen.
Wenn sie den Aufstieg schaffen, würden die Österreicherinnen als Zweite der Gruppe C im Viertelfinale auf England treffen (die sollten eigentlich die Gruppe D gewinnen). Da wäre dann wohl Schluss, aber auch das Viertelfinale wäre ein schöner Erfolg.
jack candy
du als Fußballkenner weißt ja auch dass Fußball seine EIGENEN Regeln hat .
wie viele Mannschaften die als Gewinner prognostiziert wurden haben VERLOREN ...
siehe auch Nadal im Tennis der in Wimbledon gegen ein NO NAME aus Luxemburg verloren hat .C'EST LA VIE sagen wir Franzosen .
Im Frauenfußball sind die Leistungsunterschiede zwischen den Topteams und den Durchschnittsteams noch wesentlich größer als bei den Männern (obwohl das Leistungsniveau seit Jahren auf breiter Basis sehr deutlich ansteigt und die Dichte in der Spitze immer größer wird).
Da gibt es einfach weniger Überraschungen.
In den 80er-Jahren dominierten Schweden und Norwegen den Frauenfußball in Europa, dann kam Deutschland dazu und hat bisher acht Mal den Titel gewonnen (zuletzt sechs Mal in Serie). Diese drei Teams gewannen alle elf Titel und stellten noch sieben von elf Finalisten.
Eine solche Konzentration hat es bei den Männern nie gegeben.
Ein wesentlicher Grund: Bei den Frauen gibt es nur wenige Profis und Profiligen, in den meisten Ländern sind die Fußball spielenden Frauen Amateure.
Die EM heuer dürfte die erste sein, in der wirklich drei oder sogar fünf Teams (GER, FRA, ENG, dazu vielleicht NOR, SWE) ernsthafte Chancen auf den Titel haben.