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Die Entdeckung unserer zweiten Seele

Von Christoph Zöpfl, 21. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Die Entdeckung unserer zweiten Seele
Bild: GEPA pictures/ Mario Kneisl

LINZ. Sommermärchen: Leo Windtner verteilt Blumen an Österreichs Frauen-Nationalteam Herbstdepression: Der ÖFB-Präsident über die Ablöse von Koller und Ruttensteiner

In seiner Jahresbilanz spricht ÖFB-Präsident Leo Windtner im OÖN-Interview über die Frauen-Power des Verbandes, sein Verhältnis zu Marcel Koller, dessen idealen Nachfolger Franco Foda und die heimlichen Berufungen von Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl.

 

OÖN: Wie haben Sie das Jahr 2017 empfunden – turbulent, überraschend?

Leo Windtner: Das meiste war doch überraschend, manches auch turbulent. Dass wir die WM-Qualifikation mit dem A-Team relativ klar verfehlt haben, damit habe ich nicht gerechnet. Andererseits war es unwahrscheinlich überraschend, dass unsere Frauen bei der EM ein Sommermärchen geschrieben haben. Die Erfolge unserer Nachwuchsteams und der Sieg von Red Bull Salzburg in der Youth League waren auch nicht zu erwarten. Das waren echte Highlights. Positiv ist auch, dass wir mit dem neuen Sponsor Uniqa dem ÖFB-Cup wieder einen echten Schub gegeben haben.

Das klingt nach einer Jahresbilanz mit positivem Saldo.

Von der sportlichen Seite her würde ich es durchaus ausgeglichen beurteilen. Wir wollen nicht, dass die verpasste WM-Qualifikation alles in den Schatten stellt. Aber das Nationalteam hat schon eine große Amplitudenwirkung auf die ganze Fußball-Öffentlichkeit. Trotzdem haben es die Frauen bei der Europameisterschaft gezeigt, dass sie Bevölkerungsschichten erreichen, auf die wir sonst überhaupt nicht zukommen könnten. Eine Einschaltquote von 1,4 Millionen bei einem Frauen-Länderspiel wäre vorher komplett illusorisch gewesen. Mit seiner Beherztheit und Fröhlichkeit hat das Frauenteam unserem Fußball eine zweite Seele eingehaucht.

Was können sich die Männer von den Frauen abschauen?

Wir wissen genau, dass man das nicht vergleichen kann. Aber man hat aus der EURO 2016 gelernt. Die Frauen haben die Underdog-Rolle ein Jahr später perfekt gespielt, da wurde viel Druck weggenommen, die Erwartungshaltung war sehr tief angesiedelt. Es hat eine komplett andere Stimmung vorgeherrscht als ein Jahr vorher in Mallemort (Anm.: Teamcamp des ÖFB-Teams bei der EURO in Frankreich).

Die Trennung von ÖFB-Teamchef Marcel Koller und Sportdirektor Willi Ruttensteiner ist nicht ganz rund gelaufen. Wo wurden da Fehler gemacht?

Es ist wirklich legitim, nach sechs Jahren eine Teamchef-Verlängerung kritisch zu betrachten, zumal ja auch die Resultate zuletzt nicht mehr gepasst haben. Ähnlich hat es sich beim Sportdirektor verhalten. Wenn er 19 Jahre im Job ist und sich hier gewisse zwischenmenschliche Differenzen ergeben haben, dann ist es auch legitim, darüber nachzudenken, ob man da etwas personell verändert. Die Art der Abberufung hätte natürlich anders erfolgen können.

Wenn Sie jetzt Herrn Koller irgendwo begegnen würden, würde man die Straßenseite wechseln oder aufeinander zugehen?

Mit Marcel Koller bin ich in der Zwischenzeit in der gewohnten Freundschaft zusammengesessen. Wir haben eine gute Gesprächsbasis.

Bei der Suche nach seinem Nachfolger war auch Peter Stöger im Spiel. Den hat sich kurz nach seiner Trennung Top-Klub Borussia Dortmund geholt. Es war offenbar eine Illusion, dass so einer wie er Österreichs Nationalmannschaft übernehmen wird, oder?

Eines vorweg: Ich bin davon überzeugt, dass wir mit Franco Foda die beste Lösung für den österreichischen Fußball gefunden haben. Wir sollten gleichzeitig nicht in den "Hättiwari-Modus" schalten. Natürlich ist Peter Stöger ein Blue Chip auf dem Trainermarkt. Nur muss man realistisch sein, dass gerade Stöger oder auch Ralph Hasenhüttl von RB Leipzig im Klubfußball so topengagiert sind, dass sie dort weiterwirken wollen. Aber ich habe von beiden die persönliche Versicherung, dass es für sie eine der größten Berufungen ihres Lebens wäre, einmal das Nationalteam zu übernehmen.

Die WM 2018 in Russland wird auch von der Doping-Problematik in diesem Land überschattet. Mit welchen Gefühlen werden Sie dieses Turnier verfolgen?

Ich werde die WM wie immer begeistert verfolgen, allerdings mit dem Wermutstropfen, dass wir das von zuhause tun müssen. Außerdem hoffe ich, dass es wirklich ein Fest des Fußballs und nicht des Kommerzes wird. Die WM soll auch nicht von einer Rivalität politischer Mächte überschattet werden.

Hat der Weltverband FIFA ein Glaubwürdigkeitsproblem?

Seit dem Amtsantritt von Gianni Infantino ist einiges geschehen. Man ist auf einem guten Weg, den Fußball dorthin zurückzuführen, wo Transparenz, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit gewährleistet sind. Das geht aber nicht von heute auf morgen.

Haben Sie selbst Ambitionen, auf der Ebene der UEFA stärker aktiv zu werden?

Nein, ich glaube, es gibt in Österreich genügend Aufgaben, die viel Engagement erfordern und auf die mein Fokus gerichtet ist. Es gibt ohnehin schon genug Terminverpflichtungen, denen ich nachkommen muss.

Das heißt, nach der Beendigung Ihrer Tätigkeit als Generaldirektor der Energie AG haben Sie nie einen Pensionsschock erlitten?

In den ersten sieben Monaten habe ich eine Art inversen Pensionsschock erlebt. Das heißt, dass da viel mehr Verpflichtungen waren, als ich erwartet hätte.

Österreich spielt im Juni 2018 ein Testspiel gegen Deutschland. Aber nicht in Wien, sondern in Klagenfurt. Richtet der ÖFB damit "liebe Grüße" an die Bundeshauptstadt aus, wo man die Pläne für ein neues Nationalstadion nicht unbedingt dynamisch aufgenommen hat?

Das könnte man so interpretieren, ist aber nicht so. Aus logistischen Gründen ist Klagenfurt besser geeignet, weil Deutschland vorher in Südtirol auf Trainingslager ist. Auf jeden Fall soll es ein Leckerbissen für die Fans werden.

Beim Wiener Nationalstadion hat man trotzdem das Gefühl, dass der ÖFB gegen Windmühlen reitet...

Es war uns von Anfang an bewusst, dass das nicht in einem Handstreich zu lösen sein wird und dass das viel Geduld erfordert. Die Verantwortungsträger sollten aber letztlich erkennen, dass da wirklich Handlungsbedarf besteht, zumal das Happel-Stadion schon in wenigen Jahren internationalen Anforderungen nicht mehr entsprechen wird.

Wer hat früher sein neues Stadion – der ÖFB in Wien oder der LASK in Linz-Umgebung?

Es wäre schön, wenn wir im selben Jahr die Eröffnung feiern könnten. Der LASK hat 2022 als Zeithorizont definiert. Das ist nicht illusorisch.

 

Das ÖFB-Jahr 2017

Juni: Das Herren-Team verspielt mit dem 1:1 in Irland Punkte in der WM-Qualifikation. Leo Windtner wird für vier weitere Jahre als ÖFB-Präsident gewählt.

Juli/August: Sommermärchen: Die ÖFB-Frauen überraschen bei der EM in den Niederlanden die Experten: Als Gruppensieger steigt das Team von Trainer Dominik Thalhammer in die K.o.-Phase ein. Im Viertelfinale wird Spanien im Elfmeterschießen bezwungen, erst im Halbfinale ist gegen Dänemark ebenfalls nach Elfmeterschießen Endstation. Die ÖFB-Frauen werden als Österreichs Mannschaft des Jahres geehrt.

September: WM-Aus beendet Kollers Ära: Nach dem 0:1 in Wales ist die WM-Chance des Herren-Teams praktisch dahin. In einer ÖFB-Präsidiumssitzung wird beschlossen, den am Jahresende auslaufenden Vertrag von Teamchef Marcel Koller nicht zu verlängern.

Oktober: Schöttel statt Ruttensteiner: Das ÖFB-Team gewinnt die beiden letzten Spiele der WM-Qualifikation gegen Serbien (3:2) und Moldawien (1:0). Sportdirektor Willi Ruttensteiner wird von seinen Aufgaben entbunden, Peter Schöttel am 7. Oktober als Nachfolger installiert.

Oktober: 13:0 - Einstimmig sprechen sich die ÖFB-Präsidiumsmitglieder für Franco Foda als neuen Teamchef aus. Er bleibt bis Jahresende parallel Sturm-Trainer.

November: Die ÖFB-Frauen beenden ein Traumjahr mit einem 0:4-Dämpfer in Spanien. Durch die zweite Niederlage ist die direkte WM-Qualifikation nur noch theoretisch möglich.

November: Premierensieg für Foda: Ohne die zurückgetretenen Zlatko Junuzovic und Martin Harnik gewinnt das ÖFB-Team beim Debüt von Foda das Testspiel gegen WM-Teilnehmer Uruguay mit 2:1.

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