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"Schimpelsberger-Debüt kam zur richtigen Zeit"

Von nachrichten.at / Stefan Fröhlich, 03. November 2010, 14:50 Uhr
Bernard Schuiteman Bild: FAL Linz

LINZ/ENSCHEDE. Vor wenigen Tagen kannten ihn nur Fußball-Insider, seit seinem Debüt in der Champions League ist er in aller Munde: Michael Schimpelsberger aus Neuhofen/Krems war der stärkste der vier Österreicher im rot-weiß-roten Duell zwischen Werder Bremen und Twente Enschede. Bernard Schuiteman, gebürtiger Holländer und jetzt U15-Trainer der Akademie Linz, kennt sowohl Schimpelsberger, als auch seinen Klub Twente ganz genau und stand den OÖN Rede und Antwort.

OÖN: Michael Schimpelsberger hat ein starkes Debüt in der Ehrendivision und in der Champions League abgeliefert. Waren Sie überrascht?

Schuiteman: Nicht unbedingt. Ich spreche regelmäßig mit den Verantwortlichen beim FC Twente und alle sagen mir, dass er sich immer noch entwickelt. Er war in letzter Zeit immer im Kader und hat jetzt auch von Verletzungen profitiert. Der Zeitpunkt war für ihn jetzt wichtig.

OÖN: Inwiefern?

Schuiteman: Er ist jetzt seit zwei Jahren aus den Jugendmannschaften heraußen und Twente gibt den jungen Spielern normalerweise drei Jahre Zeit, um den Sprung zu schaffen. Es kommen dann die neuen Jungen aus dem Nachwuchs, denen man den Platz nicht versperren will. Durch die Erfahrung, die Schimpelsberger jetzt sammelt, wird ihn aber noch besser machen und dann wird Twente auch daran interessiert sein, ihn längerfristig zu behalten. Immerhin kommt er aus der eigenen Jugend, das ist auch billiger, als Spieler holen zu müssen.

OÖN: Schimpelsberger hat links in der Viererkette gespielt, geholt wurde er aber als Mittelfeldspieler...

Schuiteman: Das stimmt, aber Twente hat erkannt, dass er in der Abwehr besser aufgehoben ist. Normalerweise spielt er eher innen, aber durch die Ausfälle war links hinten der Platz frei. Schimpelsberger ist zwar ein Rechtsfuß, aber das ist kein Problem. Dwight Tiendalli, der normalerweise auf dieser Position spielt, ist auch Rechtsfuß.

OÖN: Sie haben lange bei Twente gespielt. Haben Sie damals die Finger im Spiel gehabt, als Schimpelsberger nach Enschede gewechselt ist?

Schuiteman: Ja, ich habe das Projekt begleitet, Kontakt aufgenommen, war beim Probetraining auch dort. Den Transfer abgewickelt hat aber Alexander Sperr.

OÖN: Nach Marko Arnautovic und Marc Janko spielt nun schon wieder ein Österreicher in Enschede. Warum sind unsere Kicker dort so begehrt?

Schuiteman: Das ist eher Zufall, vor allem bei Marc Janko. Der Klub hat einfach einen kopfballstarken Stürmer gesucht und da hat Janko genau gepasst. Aber man muss sagen, dass Twente beim Scouting ganz genau schaut und viel in Österreich beobachtet, weil bei den Spielern hier das Preis-/Leistungsverhältnis noch passt. In England oder Spanien ist das nicht mehr der Fall.

OÖN: Vor einigen Jahren waren die großen Drei, als Ajax, PSV und Feyenoord, noch praktisch unantastbar. Mittlerweile hat Twente diese Dominanz durchbrochen. Wie ist diese Entwicklung zu erklären?

Schuiteman: Ein neuer Präsident ist gekommen, der die finanziellen Probleme des Klubs in den Griff bekommen hat. Mittlerweile ist Twente der gesündeste Klub in ganz Holland. Auch die Transfers waren klug. Spieler wie Elia (Hamburger SV) und Braafheid (Bayern München) sind aus der zweiten Liga billig gekommen und wurden dann teuer verkauft. Das Scouting funktioniert und das bringt bares Geld. Ein weiteres Kapital ist, dass sich die ganze Region mit dem Verein identifiziert. Für Dauerkarten gibt es eine lange Warteliste, auch für die Business Seats und Logen - alle wollen zu Twente. Jetzt wird das Stadion erweitert und selbst diese Plätze sind schon verkauft, obwohl sie noch nicht einmal gebaut worden sind.

OÖN: Kann man damit rechnen, dass in den nächsten Jahren weitere Österreicher in Holland unterkommen werden?

Schuiteman: Das ist durchaus möglich. Bei der U19-EM-Qualifikation in Tirol waren alleine drei Scouts aus Enschede da, auch bei internationalen Turnieren sind Talentsucher aus Holland in Österreich. Auch zu mir sagen die Scouts von Twente oft, dass ich mich melden soll, wenn ich gute Spieler weiß. Vor ein paar Jahren hätte ich ihnen auch David Alaba vorgeschlagen, da sind sie aber ein bisschen zu spät gekommen.

OÖN: Holland ist wie Österreich ein recht kleines Land, aber im Fußball um einiges erfolgreicher. Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen diesen beiden Ländern?

Schuiteman: Meiner Meinung nach wird in Holland in der Breite besser gearbeitet. Jeder Verein hat im Nachwuchs eine Philosophie und ist nicht an den Ergebnissen orientiert. Die Akademien in Österreich arbeiten zwar gut, das bestätigen auch die Vereine aus dem Ausland, aber im Bereich von acht bis 14 Jahren gibt es hier großen Aufholbedarf. Ich schaue mir oft Nachwuchsspiele kleinerer Verein an, dort steht der beste Spieler meistens ganz hinten und drischt die Bälle nach vorne - so kann sich kein Spieler entwickeln. In Holland wird auch viel offensiver gespielt im Nachwuchs, in Österreich steht in der U13 oft ein Spieler allein vorne, während alle anderen nur hinten stehen und dicht machen. Das ist für die Kreativität der Spieler ganz schlecht.

Zur Person:

Der in Garderen (Niederlande) geborene Schuiteman (*1973) spielte bis zu seinem 20. Lebensjahr bei Twente Enschede, bevor er in die deutsche Bundesliga zu Bayer Leverkusen wechselte. Seine erfolgreichste Zeit hatte der Abwehrspieler bei Feyenoord Rotterdam, wo er 1999 niederländischer Meister wurde. Danach wurde Schuiteman zum Weltenbummler, spielte bei Utrecht, dem GAK, Mainz, Unterhaching, Apollon Limassol und Cambuur Leeuwarden. 2006 wechselte er in die Regionalliga Ost zum FC Waidhofen, wo er später auch als General Manager und Ausbildungsleiter im Schulprojekt AFW tätig war. Seine Spielerkarriere ließ er unterklassig bei Union Neuhofen und dem ASK Ybbs ausklingen. Seit Sommer ist Schuiteman U15-Trainer in der Fußballakademie Linz.

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