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Linzer Kunstuni entzog ehemaligem SS-Schergen die Ehrenmitgliedschaft

Von Peter Grubmüller, 21. Juni 2023, 12:06 Uhr
Die Kunstuniversität Linz trägt eine besondere Verantwortung bei der NS-Aufarbeitung Bild: Volker Weihbold

LINZ. Wie der einstige Voest-Generaldirektor Herbert Koller und andere Nationalsozialisten in maßgebliche Positionen gehievt wurden.

Wie soll eine Universität mit einem Ehrenmitglied aus verblichenen Tagen umgehen, das sich im Dritten Reich als begeisterter Nazi und SS-Scherge hervorgetan hat? Genau so, wie nun die Linzer Kunstuni verfahren ist. Die Institution erkannte Herbert Koller (1911-1995) die Ehrenmitgliedschaft nach Prüfung des Sachverhalts durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands ab. Koller, von 1961 bis 1977 Generaldirektor der Voest, war 1976 von SPÖ-Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg (1909-1994) auch mit dem Berufstitel „Professor“ ausgezeichnet worden. Die Kunstuni-Entscheidung wurde vom Rektorat getroffen, nachdem der Uni-Senat diesen Schritt einstimmig befürwortet hatte. „Nach heutigem Stand würde man ihm solche akademischen Würden keinesfalls mehr verleihen. Als Mieterin von Gebäuden (Brückenkopfgebäude, Linzer Hauptplatz, Anm.), die durch das NS-Regime errichtet wurden, trägt die Kunstuniversität eine besondere Verantwortung bei der NS-Aufarbeitung“, sagte Rektorin Brigitte Hütter. Jahrzehntelang war Kollers Ehrenmitgliedschaft unbeachtet geblieben, Studierende machten darauf aufmerksam.

Wie war es überhaupt möglich, dass SS-Mitglieder zu derlei Management-Jobs in ehemaligen Staatsbetrieben wie der Voest gelangten? Neben vielen anderen wurde auch Kollers Karriere in der neuen Zeit durch den „Bund Sozialistischer Akademiker“ (BSA) angeschoben. Wie ÖVP und FPÖ war eben auch die SPÖ bei der Aufnahme von Nationalsozialisten keineswegs zimperlich. Der BSA operierte als eine Art Nazi-Waschmaschine, zumal alle Landwirtschaftsminister der Ära Kreisky der NSDAP angehört hatten. So wurde auch Johann Birger, ein SSler, dessen Einheit an Judenerschießungen beteiligt war, auf Geheiß der SPÖ Polizeipräsident von Salzburg. Der ehemalige Gestapo-Mann Ferdinand Obenfeldner übte 23 Jahre lang das Amt des SPÖ-Vizebürgermeisters von Innsbruck aus.

Koller war ab 1931 NSDAP-Mitglied, ab 1941 bei der SS (Untersturmführer) und von 1944 an werkte er im Reichssicherheitsamt (RSHA). Im RSHA wurde im Sinne Heinrich Himmlers die Maschinerie der Vernichtung von Juden und „politisch unzuverlässigen Personen“ orchestriert. 1943 wurde der nach den Nürnberger Prozessen hingerichtete Ernst Kaltenbrunner mit der Leitung dieser Ermordungsbehörde betraut.

Der „Bund Sozialistischer Akademiker“ hat seine eigene Geschichte in der 2002 beauftragten Studie „Der Wille zum aufrechten Gang“ (im Czernin-Verlag auch als Buch erschienen) unter der Patenschaft des ehemaligen Innen- und Wissenschaftsministers Caspar Einem (1948-2021) aufgearbeitet.

Herbert Koller wurde in seiner Pension auch in den Generalrat der Österreichischen Nationalbank berufen. Von 1981 bis 1988 war er deren erster Vizepräsident.

In der Satzung der Linzer Kunstuni heißt es: „Das Rektorat kann verliehene akademische Ehrungen und sonstige Auszeichnungen widerrufen, wenn sich die oder der Geehrte durch ihr oder sein Verhalten als der Ehrung unwürdig erweist.“ Dementsprechend hat die Kunstuni nun gehandelt.

Herbert Koller (3. von links) Bild: OÖPB

 

 

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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