Steigender Bedarf – zu wenig Personal
WIEN. Nicht nur in der Frage der Finanzierung ist der Pflegebereich eine Großbaustelle.
Besuche in Altenheimen gehören in Wahlkampfzeiten zum Pflichtprogramm aller Parteien, ebenso die Ankündigung eines "umfassenden Pflegekonzeptes". Gehandelt werden müsste längst, wie die Zahlen zeigen.
Wie viele Menschen in Österreich sind pflegebedürftig?
Derzeit beziehen 461.000 Menschen Pflegegeld. Bis 2050 ist mit einem Anstieg der Pflegebedürftigen auf 750.000 Personen zu rechnen. Die Menschen werden älter, womit die Pflegeintensität steigt. Dazu kommt die steigende Zahl Demenzkranker.
Wer übernimmt die Pflege?
Etwa 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zuhause von Angehörigen gepflegt. Die Zahl der pflegenden Angehörigen liegt bei knapp einer Million. 62.633 Menschen – zu über 80 Prozent Frauen – sind im Pflegedienst tätig. In der 24-Stunden-Pflege arbeiten in Österreich etwa 65.000 Pflegerinnen, sie kommen großteils aus der Slowakei und Rumänien.
Wie viele Pflegekräfte fehlen?
Laut einem Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) steigt der Bedarf an Pflegekräften im Jahr 2030 um 24.000 zusätzliche Stellen. Bis zum Jahr 2050 schätzt das Wifo den Mehrbedarf sogar auf knapp 80.000 Kräfte. Schon jetzt haben vor allem Alten- und Pflegeheime große Probleme, Personal zu finden. In vielen Heimen in Oberösterreich bleiben Stockwerke geschlossen, da das Betreuungspersonal fehlt (mehr dazu auf Seite 22). Neue Ausbildungsmodelle, wie eine Pflegelehre, werden diskutiert.
OÖN-TV berichtet ebenfalls über dieses Thema:
Wie viel kostet Pflege für Betroffene?
Die Kosten für mobile Dienste – die von Hilfe bei der Hausarbeit bis zu medizinischen Diensten reichen können – richten sich nach Einkommen und Pflegegeld. Sie variieren von Bundesland zu Bundesland. Sozialorganisationen fordern eine Harmonisierung. Ein Heimplatz kostet je nach Pflegestufe, Bundesland und Einrichtung monatlich zwischen 1800 und 3990 Euro. Die Kosten werden über Pension, Pflegegeld und Eigenmittel, fallweise auch Sozialhilfe, gedeckt. Für eine 24-Stunden-Pflege sind rund 2000 Euro zu bezahlen.
Wie viel gibt der Staat für Pflege aus?
Die Finanzierung der Pflege ist komplex und auf alle Ebenen verteilt. Der Bund gibt das meiste für Pflegegelder aus, im Jahr 2016 waren das 2,6 Milliarden Euro. Pflegegeld wird in sieben Stufen – von 157,30 Euro bis 1688,90 Euro – abhängig vom erforderlichen Pflegebedarf gewährt. Die Pflegegelder werden außerdem von Ländern und Gemeinden mit 372 Millionen Euro kofinanziert. Für stationäre, teilstationäre und mobile Pflegedienstleistungen geben die Länder rund 1,9 Milliarden Euro aus, die Gemeinden 783 Millionen Euro. Darin fließen auch Mittel des mit 350 Millionen Euro dotierten Pflegefonds, der von Bund, Ländern und Gemeinden gespeist wird. Für die 24-Stunden-Betreuung werden Förderungen ausbezahlt, insgesamt geben Bund und Länder dafür 211 Millionen Euro aus.
Ist die 24-Stunden- Betreuung eine Lösung?
Seit 2007 gibt es die Möglichkeit einer 24-Stunden-Pflege. Sie ist aber vergleichsweise teuer, daher nicht für alle geeignet. Außerdem ist die Qualität der Betreuung schwer zu überprüfen, die Betreuerinnen arbeiten auf selbständiger Basis. Der Rechnungshof forderte in einer Prüfung 2018 eine Ausweitung des Qualitätssicherungssystems und die Durchführung von verpflichtenden Hausbesuchen durch diplomierte Fachkräfte.
Sehr interessant finde ich auch den Artikel von Frau Kaltenreiner, der heute, 25.6. um 00:04 online gegangen ist.
Überschrift :"Pflegepersonal - offener Brief an Landeshauptmann"
Darin wird berichtet, dass die Caritas für Betreuung und Pflege, das Diakoniewerk OÖ, der SHV Linz-Land und Perg eine Verbesserung der strukturellen Bedingungen für MitarbeiterInnen in Altenheimen fordern.
Noch bis Ende Juni können MitarbeiterInnen von Altenheimen den offenen Brief an LH Stelzer unterzeichnen.
Es ist mir unerklärlich, warum derart wichtige Berichte innerhalb von wenigen Stunden nach Veröffentlichung bereits wieder aus den Schlagzeilen der
OÖ Nachrichten "verschwinden".
Ein Schelm, wer denkt, das hätte etwas mit der Nähe zum Landhaus zu tun. 😉
Endlich wird (wieder einmal) das große Thema Pflege diskutiert.
Pflege besteht aus vielen verschiedenen Bereichen und erstreckt sich sozusagen
" from cradle to grave", also von der Wiege bis zum Grab.
In allen Pflegeberufen herrscht gravierender Personalmangel :
von der Hebamme bis zur Altenpflegekraft
Das haben wir einer jahrzehntelangen Vogel-Strauss-Politik zu verdanken.
Es gilt endlich, die Ursachen anzuerkennen, die zu einer extrem frühen und hohen Aussteigerrate ( Drop-out-Rate) in den Pflegeberufen führen und ihnen in Zukunft entgegenzuwirken.
Auf Pipiliottaomas Hinweis auf frühe und hohe Aussteigerraten beim Pflegepersonal kann nicht laut genug hinweisen werden.
Pflege im allgemeinen und Altenpflege im besonderen ist auf für das Pflegepersonal geistig und körperlich sehr anstrengend, verantwortungsvoll - und äußerst schlecht bezahlt! Es darf auch nicht viel kosten, weshalb Pflegepersonal aus den Billigländern der EU rekrutiert wird.
Das ist praktizierte Menschenverachtung und für die eigene Alterssicherung kommt auch wenig bis nichts 'rum.