Infektiologe Wenisch: "Impfpflicht war ein Irrweg"

WIEN. "Gegen die Impfpflicht hätte ich lauter aufschreien sollen", sagt Infektiologe Christoph Wenisch im ORF.
20. Jänner 2022, Nationalratssitzung: Begleitet von Demonstrationen von Maßnahmengegnern vor der Hofburg legte der damalige Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) mit der Impfpflicht das bis dahin umstrittenste Projekt im Kampf gegen Corona zur Abstimmung vor.
Letztlich wurde die stufenweise Covid-Impfpflicht dank der Unterstützung durch SPÖ und Neos mit 137 Stimmen, also mit großer Mehrheit beschlossen. Eine Corona-Variante später war alles anders. Omikron ist zwar hoch ansteckend, aber mild im Verlauf, womit der tiefe Eingriff in Freiheitsrechte, den eine Impfpflicht nun einmal darstellt, nicht länger haltbar ist. Mit dieser Begründung und dem Hinweis auf die gesellschaftliche Sprengkraft gab Mücksteins Nachfolger Johannes Rauch das Projekt nach einem halben Jahr zur Entsorgung frei, die Impfpflicht wurde abgeschafft.
"Irrweg, der uns jetzt nachhängt"
Der Leiter der Infektiologie an der Klinik Favoriten, Christoph Wenisch, sagt heute rückblickend, dass er sich mehr gegen die Coronavirus-Impfpflicht "hätte wehren sollen". Diesen "Irrweg" hätte man sich ersparen können.
Er habe zwar schon gesagt, dass die Impfung "keine sterilisierende Immunität macht, dass diese Krankheitsübertragung damit nicht geblockt werden kann", sagte Wenisch am Samstag in der ORF-Wien-Interviewserie "Bei Budgen" am Samstag. "Doch das hätte ich vielleicht noch stärker und verständlicher zum Ausdruck bringen sollen. Mir tut das sehr leid, dass man hier nicht alle Register gezogen hat, diesen Irrweg, der kurzzeitig gewesen ist und der uns jetzt nachhängt, dass wir uns den erspart hätten."
Der ORF-Bericht in voller Länge (7,36 Min.)
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