Versuch der Klimarettung am Rande der Wüste
Ägypten ist ab Sonntag Gastgeber der UN-Klimakonferenz COP27 – man hofft, in Teilbereichen weiterzukommen.
Strände, kristallklares Wasser, Korallenbänke und eine Tourismuswirtschaft, die Gästen eine scheinbar heile Welt am Rande der Wüste bietet. So präsentiert sich Sharm el Sheikh, Ägyptens Urlaubsparadies auf der Sinai-Halbinsel. Ab Sonntag hält der Ort eine weitere Attraktion bereit: die jährliche UN-Klimakonferenz. COP27 wird sie genannt.
Zehntausende Teilnehmer werden anreisen. Sie wollen in zwei Wochen versuchen, die nächsten Schritte gegen den Klimawandel zu vereinbaren. Das bei der Klimakonferenz von Paris 2015 beschworene Ziel: die Erwärmung der Atmosphäre auf möglichst 1,5 Grad zu beschränken. Sollte das gelingen, besteht eine gute Chance, das Schlimmste zu verhindern. Gelingt es nicht, drohen irreversible Schäden. Am bedrohlichsten sind Kipppunkte, etwa ein Zusammenbruch des Golfstroms. Niemand weiß genau, wann diese Punkte erreicht sind und was dann geschieht.
Einiges ist hingegen abzusehen. So geht der Weltklimarat IPCC davon aus, dass bei zwei Grad plus fast alle Korallenriffe sterben – auch jene vor Sharm el Sheikh.
Der Spielraum ist extrem gering
Um 1,2 Grad ist es seit der Industrialisierung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bereits wärmer geworden. Der Spielraum ist also extrem gering. Doch die Ausgangslage für COP27 ist eher düster. "Wir können vorsichtig pessimistisch sein", sagt Christian Kdolsky, einer der Initiatoren des österreichischen Klimavolksbegehrens, zu den Erfolgschancen.
Seit Putins Überfall auf die Ukraine ist die internationale Diplomatie aus den Bahnen geraten. "Wenn sich die politische Großwetterlage verdüstert, wird es auch beim Klimaschutz schwieriger, weiterzukommen", sagt Experte Johannes Wahlmüller von "Global 2000". Die UN-Regeln verlangen für alle Beschlüsse Einstimmigkeit.
Kritik gibt es am Gastgeberland Ägypten. Menschenrechtsgruppen berichten von Tausenden politischen Gefangenen und der Unterdrückung kritischer Stimmen aus der Zivilgesellschaft. Hatte Greta Thunberg dem Klimagipfel in Glasgow 2021 noch vorgeworfen, nur "Bla, bla, bla" zu produzieren, spricht die Autorin und Aktivistin Naomi Klein unter Anspielung auf das Militärregime von Abdel Fattah al-Sisi von "Blut, Blut, Blut".
Mit der Vergabe der UN-Konferenz an Ägypten wurde eine "gefährliche rote Linie überschritten", schrieb sie auf Twitter. Laut Berichten sollen Kundgebungen in Sharm el Sheikh nur in einem extra ausgewiesenen Areal erlaubt sein, weit entfernt vom Tagungsort.
Von Despoten abwenden
Ist COP27 also zum Scheitern verurteilt? So weit will Wahlmüller keinesfalls gehen. "Die Verhandlungen können zu einem Ergebnis führen." Die Hoffnung sei, "wenigstens in Teilbereichen weiterzukommen". Es gebe auch "eine positive Vision, die wir im Auge behalten sollten", sagt Kdolsky. So habe Putins Angriffskrieg den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt und die Notwendigkeit verdeutlicht, sich von Despoten und ihren fossilen Versuchungen abzuwenden.
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