Türkei: 27 Jahre Haft für Journalist Can Dündar
ISTANBUL. Der im deutschen Exil lebende Journalist Can Dündar ist in der Türkei in Abwesenheit zu mehr als 27 Jahren Haft verurteilt worden.
Dündar erhielt am Mittwoch eine Strafe von 18 Jahren und neun Monaten wegen Spionage. Das Gericht verurteilte ihn zudem zu acht Jahren und neun Monaten Haft wegen Terrorunterstützung.
Die Staatsanwaltschaft hatte laut Dündars Anwälten 35 Jahre Haft gefordert. Die Anwälte boykottierten die Verhandlung aus Protest. Sie hatten die Entscheidung damit begründet, dass sie kein Urteil legitimieren wollen, das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan politisch entschieden worden sei.
Zeitungsbericht missfiel Erdogan
Hintergrund des Verfahrens ist ein Zeitungsbericht von 2015, in dem die Zeitung "Cumhuriyet" geheime Informationen veröffentlichte, die Waffenlieferungen der Regierung an Rebellen in Syrien belegen sollten. Damals war Dündar Chefredakteur der "Cumhuriyet".
Die Türkei wird regelmäßig wegen ihrer systematischen Einschränkung der Pressefreiheit kritisiert. Das Land belegt derzeit nur den 154. Platz auf der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG).