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„In einem Jahr wird die Wirtschaft zum Teil sogar besser laufen“

Von Sylvia Wörgetter, 25. März 2020, 20:21 Uhr
Daniel Gros, Chef der Brüsseler Denkwerkstatt „Centre for European Policy Studies“ Bild: (APA)

Daniel Gros leitet eine der größten Brüsseler Denkfabriken. Im OÖN-Interview gibt er einen Ausblick auf die EU nach der Coronakrise.

OÖN: Welches Bild gibt die EU in der Corona-Krise ab?

Daniel Gros: Jeder Staat macht sein Ding, weil in der ersten Gefahr jede Regierung zuerst an die eigene Bevölkerung denkt. Man sieht sie zwar noch nicht, aber schön langsam wird auch eine europäische Reaktion zu Stande kommen.

Die Schulden- und Defizitregeln wurden außer Kraft gesetzt, ein Hilfspaket geschnürt. Ist das noch keine gemeinsame europäische Reaktion?

Dass man den Stabilitätspakt außer Kraft setzt, ist offensichtliche Notwendigkeit. Das ändert aber nichts an der Situation. Die Hilfsmaßnahmen, die aus dem EU-Haushalt getroffen werden können, sind marginal im Vergleich zur Finanzkraft, die die einzelnen Mitgliedsstaaten haben.

Woran es aber auf EU-Ebene fehlt, ist etwas ganz Entscheidendes: Nämlich die Koordinierung der seuchenpolitischen Maßnahmen. Es kann nicht sein, dass beispielsweise die Niederlande eine Politik der Herdenimmunität betreiben, während die Nachbarländer verzweifelt versuchen, die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu halten und die Infektionsrate möglichst auf Null zu bringen.

Wie kann man Staaten wie die Niederlande oder auch Schweden zu drastischen Maßnahmen verpflichten, wenn doch die Gesundheitspolitik in die Zuständigkeit der Nationalstaaten fällt?

Die Gesundheitspolitik liegt klar im Kompetenzbereich der Nationalstaaten. Aber die öffentliche Gesundheit und vor allem Maßnahmen gegen grenzüberschreitende Gefahren sollten jetzt EU-Zuständigkeit werden. Die EU-Kommission oder auch Ratspräsident Charles Michel müssten dazu Vorschläge machen. Und den Niederlanden muss man klarmachen: Wenn ihr so weitermacht, müssen wir Euch isolieren. Das meine ich wörtlich - im Sinne von Grenzschließungen. Wenn Frankreich, Deutschland und Belgien die Pandemie unter Kontrolle bringen wollen, dann können sie niemanden aus den Niederlanden einreisen lassen.

Der Schengen-Vertrag feiert diese Woche 25 Jahre Bestehen. Derzeit führen 14 Staaten Grenzkontrollen durch. Ist das Europa der offenen Grenzen Geschichte?

Nein, das denke ich nicht. Im Gegenteil: Die Seuche wird nicht ewig dauern. Die EU-Länder haben gesehen, dass diese unkoordinierten Grenzkontrollen hohe wirtschaftliche Kosten haben, und wieder zu Schengen zurückkehren.

Ursula von der Leyen ist vor etwas mehr als 100 Tagen als Kommissionspräsidentin mit großen Vorhaben gestartet. Was wird sie davon noch umsetzen können?

Das ist jetzt natürlich eine ganz andere Präsidentschaft geworden. Im Moment kann die Kommission nur zusehen, was die Mitgliedsstaaten machen. Die EU basiert auf einem Regelwerk, das für den Normalfall gebaut ist. Große Teile dieses Regelwerks wurden in dieser Krise ausgehebelt. Diese Teile wieder in einen gemeinsamen europäischen Rahmen zu fassen, dass ist die eigentliche Aufgabe der Kommission von der Leyen. In fünf Jahren muss das Regelwerk wieder laufen.

Die Mitgliedsstaaten schnüren Milliardenpakete zur Rettung der Wirtschaft. Droht uns eine neue Schuldenkrise? Wie sicher ist der Euro?

Es wird kriseln, aber der Euro ist sicher. Selbst wenn Italien als das schwächste der großen EU-Länder Probleme bekommen sollte, wissen diesmal die Märkte: Die EU wird kein Land allein lassen. Daher wird es nicht zu einer großen Euro-Krise kommen.

Wird die Wirtschaftskrise im Gefolge der Pandemie so schlimm werden wie jene nach 2008?

Damals lagen die Probleme im Finanzsystem. Heute haben wir sie in der Realwirtschaft. Deshalb wird es möglicherweise schlimmer werden als damals. Aber das ist temporär. Wir kommen da wieder raus. Die Erholung wird sogar schneller erfolgen. Ich bin bei den meisten Ländern zuversichtlich, dass die Wirtschaft in einem Jahr wieder rund laufen wird. Und zum Teil sogar besser, weil es einen großen Aufholbedarf geben wird.

Zur Person: Daniel Gros leitet die Brüsseler Denkfabrik "Centre for European Policy Studies" (CEPS). Der Wirtschaftswissenschafter und Politologe ist unter anderem Berater des Europäischen Parlaments.

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Autorin
Sylvia Wörgetter
Brüssel-Korrespondentin

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19  Kommentare
19  Kommentare
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 26.03.2020 14:44

Das ist klar, denn weder aus Kriegen noch aus Krisen hat die Menschheit je gelernt.

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( Kommentare)
am 26.03.2020 11:24

Denkfabrik und Brüssel, ein Widerspruch:

https://www.youtube.com/watch?v=lrmva5Sl34s

Gerald Grosz vor der Almhüttn is besser

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snooker (4.427 Kommentare)
am 26.03.2020 11:51

Beim Grosz gibt's wenigstens was zum Lachen

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eihwaz (1.127 Kommentare)
am 26.03.2020 10:46

Eine " Denkfabrik" in Brüssel, ja gibts denn sowas ? In Brüssel denken sie doch nur darüber nach wie sie unser sauer verdientes Geld verprassen ! Ist der dortige Lobbyismus noch zu wenig ?

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il-capone (10.384 Kommentare)
am 26.03.2020 11:01

Bei uns werden solche Denkfabriken trotzdem noch gesponsert.
Siehe Ibiza ...

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taranis (2.032 Kommentare)
am 26.03.2020 07:00

Diese Denkfabriken würde ich als erstes schließen.
Wie kann man damit Geld verdienen?

Sieht der im Kaffeesatz nach und schreibt dann eine 2 Seiten- Expertise um 10.000 Euro?

Wer braucht das schon?

So ein Bullshit!!!!

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 25.03.2020 23:34

Ein krankes Interview.

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FakeNewsLeser (2.157 Kommentare)
am 25.03.2020 22:54

Überschrift hat mir gereicht
jetzt melden sich also nach der WHO und UNO, die ganzen wichtigen Denkfabriken ohne die wir auch nicht überleben können
da kann ich ja glatt wieder zum Lottospielen anfangen

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 25.03.2020 23:35

Eine Lügenfabrik.

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 25.03.2020 22:37

Toll und ich wollte schon meine Aktien verkaufen.👏

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Apollo2012 (669 Kommentare)
am 25.03.2020 22:22

HAHA, Daniel Gros you made my day! Entschuldigung, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass der Euro schon eine TOT-Geburt war. Seit Einführung haben wir über 80% an Wert verloren und seit Corona gehts STEIL bergab... der Euro rittert sich gerade mit dem USD wer im Freien Fall als erster unten ankommt...
Selten so ne miese Währung wie den EURO gesehen... wäre gute wenn die gute alte DMARK wieder zurückkommt...
Der Crash kommt JETZT und Corona ist nur ein Vorwand um alle von der Straße wegzubekommen... Leute lasst euch nicht verar.....!

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azways (5.835 Kommentare)
am 26.03.2020 08:07

Der EURO war genauso so eine Geldentwertung wie 9/11 und die Immobilienkrise 2008/2009.

Wenn wir eine neue Währung einführen könnten, bräuchten wir keine Corona-Krise.

Die Gewinner und Verlierer waren und sind immer die gleichen.

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stomper65 (239 Kommentare)
am 26.03.2020 10:22

Werter Apollo

Bei Einführung des EURO (1,1999) war der Kurs zum USD bei 1,1786. Aktuell wird
EUR/USD bei 1,0940 quotiert. Also hat der EURO seit seiner Einführung ca 7 % zum USD verloren. Das würde ich jetzt nicht als so schlimm bezeichnen ( und sind definitv
keine 80 %) !!!

Und noch ein kleiner Tipp; Für Export-orientierte Volkswirtschaften ( wie Deutschland oder Österreich) ist eine schwächere Währung nicht ungünstig, da unsere Exporte und auch der Tourismus dadurch billige werden.

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u25 (4.955 Kommentare)
am 25.03.2020 22:22

Sicher ist nur dass nichts sicher ist

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gummibogen (216 Kommentare)
am 25.03.2020 21:56

Wenn WIR das zum lesen bekommen ist es schon zu spät 😂😂😂

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lastwagen (2.036 Kommentare)
am 25.03.2020 20:49

Ich hoffe

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azways (5.835 Kommentare)
am 25.03.2020 20:35

Das heißt:

Die Reichen werden noch reicher sein
Die soziale Sicherheit wird noch geringer sein
Die Arbeitslosen werden noch viel viel mehr sein

Wie lange werden sich das die Arbeiter noch gefallen lassen...

Ich denke, dass eine Wiederholung von 1848 näher ist, als wir denken (vgl. Frankreich)

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eihwaz (1.127 Kommentare)
am 26.03.2020 10:51

solange Arbeiter die Partei der " glühenden Europäer" wählen und meinen von denen vertreten zu werden ?

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Flachmann (7.186 Kommentare)
am 26.03.2020 13:49

Richtig, aber auch die Genossen habe eine Rosarote Brille auf wenn es um die unfähige EU geht.

Da hilft es nicht, unter`m Teppich in Brüssel einzutreffen.

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