Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Eine Kriegserklärung an das Parlament"

29. August 2019, 00:04 Uhr
"Eine Kriegserklärung an das Parlament"
Boris Johnson bei seinem Antrittsbesuch bei Queen Elizabeth II. Bild: AFP

LONDON. Boris Johnson schickt die Abgeordneten in Zwangsurlaub – Labour-Chef Jeremy Corbyn kündigt Misstrauensantrag an.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat dem Unterhaus in London eine Zwangspause von Mitte September bis 14. Oktober verordnet. Er holte gestern die Zustimmung von Queen Elizabeth II. ein, ihre Parlamentseröffnung bereits Mitte Oktober zu halten. Mit diesem konstitutionellen Akt läutet die Monarchin eine neue Legislaturperiode ein, dem eine Sitzungspause des Parlaments vorausgehen muss.

Durch die Genehmigung des Wunsches Johnsons bleibt den Gegnern des Premiers so gut wie keine Möglichkeit mehr, den von dessen Regierung angedrohten ungeordneten Brexit, also einen EU-Austritt ohne Abkommen, zu verhindern. Johnson wies den Vorwurf zurück, das Parlament im Streit über den EU-Austritt ausschalten zu wollen. "Wir müssen mit unserer nationalen Agenda weiterkommen. Dafür brauchen wir Gesetzgebung", sagte Johnson.

Er verwies auf seine bereits angekündigten Pläne im Bereich Gesundheit, Kriminalitätsbekämpfung und Bildung. Dem Unterhaus bliebe auch nach dem 14. Oktober "genug Zeit, um den Brexit zu debattieren".

"Schwarzer Tag für Demokratie"

Die Opposition tobt und sieht eine "Kriegserklärung an das Parlament". Labour-Chef Jeremy Corbyn sagte, Johnsons Plan sei "eine Schandtat und Bedrohung für unsere Demokratie". Sein Schreiben an die Queen mit der Bitte um ein Vier-Augen-Gespräch kam jedenfalls zu spät.

Corbyn kündigte daraufhin einen Misstrauensantrag gegen Premier Johnson an. Einen Zeitplan dafür nannte er gestern allerdings noch nicht.

Parlamentspräsident John Bercow reagierte auf Johnsons Aktion ebenfalls empört. Diese sei ein "Frevel gegen die Verfassung". "Wie auch immer man es verpackt, es ist offensichtlich, dass die Absicht hinter einer Sitzungsunterbrechung zu diesem Zeitpunkt wäre, das Parlament von einer Brexit-Debatte (...) abzuhalten."

Der frühere Schatzkanzler Philip Hammond twitterte: "Zutiefst undemokratisch." Es sei eine Schande, wenn das Parlament davon abgehalten werde, der Regierung in Zeiten einer nationalen Krise auf die Finger zu schauen. "Der heutige Tag wird als schwarzer Tag für die Demokratie in Großbritannien in die Geschichte eingehen", schrieb die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon auf Twitter – wenn es den Abgeordneten nicht gelinge, Johnsons Pläne zu stoppen.

Sitzungen auch 1948 ausgesetzt

Seit mehr als 70 Jahren ist es das erste Mal, dass eine Regierung dieses radikale Mittel gegen das eigene Parlament einsetzt. 1948 hatte der damalige Premier Clement Attlee drei Sitzungen des Parlaments ausgesetzt, um den Widerstand im Oberhaus gegen seine seinerzeit revolutionären Sozialstaatspläne zu umgehen.

mehr aus Außenpolitik

Boeing: Zweiter Whistleblower überraschend tot

Russland warnt Kiew vor Angriff auf Krim-Brücke

Ruf nach Kalifat soll in Deutschland strafbar werden

Deutsche Regierung: Russland verantwortlich für Cyber-Angriffe

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
sauwaldler (1.080 Kommentare)
am 29.08.2019 08:18

Im ersten Moment kann man natürlich den Schachzug des britischen Premierministers als Ausschaltung des Parlaments sehen.
Allerdings gab es für die Abgeordneten viele Chancen eine Lösung des Themas auf die Reihe zu bringen, was jedoch nicht geschafft wurde.

lädt ...
melden
antworten
ZeuschnerJoachim (343 Kommentare)
am 29.08.2019 07:46

Schön langsam wird"s Zeit, daß sich die Anglos Gedanken über einen neuen Text ihrer Nationalhymne machen.

lädt ...
melden
antworten
azways (5.841 Kommentare)
am 29.08.2019 07:25

Das hatten wir in Österreich auch schon. Ab 1933 unter der ÖVP mit Dr. Engelbert Dollfuß.

Und die Chancen stehen gut, dass wir es wieder bekommen, wenn die Mehrheit am 29. September 2019 wieder SCHWARZ/TÜRKIS/BLAU wählt.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 29.08.2019 07:14

Dass die Queen ihrem blonden Mini-Trump einen Persilschein ausstellt ist sehr verwunderlich. Dieser Mann steht doch für maximales Chaos.

lädt ...
melden
antworten
Christian090676 (2.112 Kommentare)
am 29.08.2019 02:29

Das das britische Parlament nach 3 Jahren noch immer über den Brexit debattieren müssen, ist schon irgendwie lustig.

Sie sollten mal entscheiden, was Bewegung bringt und trotzdem keinen totalen Brexit bedeutet. Das kann nur ein Referendum mit der Auswahl Mays Deal oder kein Brexit sein.

Die EU muss bei Johnsons totalem Brexit zumindest nicht mehr entscheiden, wenn es um eine Verschiebung des Brexit geht, doch diese Entscheidung ist ja eh nicht schwer, man verschiebt einfach.

lädt ...
melden
antworten
Christian090676 (2.112 Kommentare)
am 29.08.2019 02:14

Boris Johnson will den totalen Brexit.

Er glaubt in meinen Augen, das nach dem totalen Brexit eine normale Gesetzgebung wieder möglich ist, also Gesetze machen, die eine Menge Geld kosten.

Er wird halt eine Menge Schulden machen, um den Brexit zu finanzieren. Mit Geld die Bevölkerung zu begeistern hat in Griechenland eine Zeit lang funktioniert.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen