Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Asylpolitik: Solidarität ist nur ein schönes Wort

Von Sylvia Wörgetter, 12. September 2020, 00:04 Uhr
 Asylpolitik: Solidarität ist nur ein schönes Wort
Kaum jemand will sie aufnehmen. Bild: Reuters

Die Europäische Union will am 30. September einen neuen, einheitlichen Pakt für Migration und Asyl vorlegen.

Die Feuer, die das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos vernichteten, haben ein verdrängtes Problem beleuchtet: Fünf Jahre nach der großen Flüchtlingskrise von 2014/15 hat die EU immer noch keinen Plan, wie sie mit Asylsuchenden und Migranten umgehen will.

Nach dem Brand haben sich die politischen Akteure in den bekannten Stellungen eingegraben: Staaten wie Ungarn, Polen, aber auch Österreich lehnen eine Aufnahme von obdachlos gewordenen Menschen aus Moria ab. Außenminister Alexander Schallenberg (VP) bot Hilfe vor Ort an, lehnte aber eine Aufnahme in Österreich ab: "Das Geschrei nach Verteilung kann nicht die Lösung sein." Deutschland ringt um eine Linie – sowohl innenpolitisch als auch gemeinsam mit Frankreich. Und die EU-Kommission? Die verspricht Griechenland Unterstützung, versucht aber gar nicht erst, eine Verteilung der Flüchtlinge und Migranten auf andere EU-Staaten zu organisieren. Denn auf deren Kooperation ist nicht einmal Verlass, wenn es das Recht verlangt. Erst im Frühjahr hat der EuGH Ungarn, Polen und Tschechien verurteilt, weil sie entgegen europäischer Beschlüsse von 2016 keine Flüchtlinge aufgenommen hatten. Die Folgen des Spruchs sind gleich null. Vorläufig bleiben Griechenland, Italien, Malta und Spanien mit den an ihren Küsten anlandenden Migranten aus Afrika und Asien weitgehend allein. Der Grund: Nach den so genannten Dublin-Regeln ist jenes Land für Asylbewerber zuständig, in dem diese als erstes einen Antrag stellen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte versprochen, den Gordischen Knoten zu durchschlagen und einen völlig neuen Pakt für Migration und Asyl vorzulegen. Mehrmals wurde die Präsentation verschoben. Nun steht der Punkt für den 30. September auf der Tagesordnung der Kommissionssitzungen. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) geht davon aus, dass von der Leyen das seit Jahren diskutierte Konzept der "flexiblen Solidarität" in ihren Vorschlag übernehmen werde. Gemeint ist damit, dass jeder Staat in der Migrations- und Asylpolitik beiträgt, was er will und kann: Geld, Arbeitsplätze, Knowhow. Die Verteilungsquote, die ohnedies nie funktioniert hat, hätte damit ausgedient. Fragt sich nur, ob das den Ländern im Süden die Entlastung bringt. Geld allein funktioniert jedenfalls nicht.

Die Ruhe war gekauft

Auch dafür ist Moria ein Beispiel. Seit 2015 hat die EU-Kommission Griechenland 2,6 Milliarden Euro zur Flüchtlingsbetreuung zur Verfügung gestellt. Trotzdem wurden in Moria nicht einmal grundlegende sanitäre Einrichtungen geschaffen. Die katastrophalen Zustände sollten abschreckend wirken. Auch Italien und mehrere afrikanische Länder haben für "Hilfe vor Ort" EU-Gelder erhalten. Die EU hat der Türkei in einem von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel 2016 ausverhandelten Deal sechs Milliarden Euro zugesagt, damit das Land am Bosporus vier Millionen Flüchtlinge in seinem Staatsgebiet hält. Damit hat sich die EU Ruhe erkauft, sich aber auch erpressbar gemacht.

Immer wieder wurde gefordert, Asylverfahren außerhalb Europas durchzuführen. 2018 wurden sogar entsprechende Auffanglager in Nordafrika angedacht. Österreichs Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2018 setzte vor allem in Ägypten große Hoffnungen. Allein: Die Rechnung wurde ohne die Wirte gemacht. Alle Länder winkten ab. Nun soll die deutsche Ratspräsidentschaft bis Jahresende Wunder wirken und einen Kompromiss der 27 Staaten zustande bringen.

mehr aus Außenpolitik

Kiew greift Krim wieder mit neuen Raketen an

Ultimatum Israels: Hamas signalisiert Einlenken

Russland warnt Kiew vor Angriff auf Krim-Brücke

US-Demokraten: "Waffenlieferungen an Israel überdenken"

Autorin
Sylvia Wörgetter
Brüssel-Korrespondentin

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen