Peiniger von Opfern der argentinischen Junta in Paris festgenommen
PARIS. In Frankreich ist ein ehemaliger Polizist, der in das Verschwinden eines Studenten während der Militärdiktatur in Argentinien verwickelt sein soll, festgenommen worden.
Mario Sandoval sei in einem Vorort von Paris verhaftet worden und werde innerhalb einer Woche an Argentinien ausgeliefert, teilte die französische Gendarmerie am Mittwoch mit. Zuvor hatte das höchste französische Verwaltungsgericht die Auslieferung des 66-Jährigen bestätigt.
Sandoval hat sich nach Angaben seines Anwalts Jérôme Rousseau an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewandt, da er fürchtet, in Argentinien kein faires Gerichtsverfahren zu bekommen.
Der Ex-Polizist wird seit 2012 in Argentinien wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung am Verschwinden des Architekturstudenten Hernán Abriata im Oktober 1976 gesucht. Abriata war in der Marineingenieursschule ESMA festgehalten worden, einem Folterzentrum, aus dem etwa 5000 Menschen nie wieder auftauchten. Oftmals wurden sie von Flugzeugen aus in den Río de la Plata geworfen. Die Leiche des Studenten ist bis heute verschollen. Sandoval bestreitet die Vorwürfe.
Die argentinische Justiz verdächtigt Sandoval, in mehr als 500 Fälle von Mord, Folter und Freiheitsberaubung verwickelt gewesen zu sein. Ihr Auslieferungsgesuch stützt sie jedoch allein auf das Verschwinden Abriatas, weil ihr ein Dutzend Zeugenaussagen in dem Fall vorliegen.
Sandoval war 1985 nach dem Sturz der Junta nach Frankreich ins Exil gegangen. Seit 1997 hat er auch die französische Staatsbürgerschaft. Diese bewahrt ihn jedoch nicht vor der Auslieferung, da er zum Tatzeitpunkt noch Argentinier war.
Während der Schreckensherrschaft der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) wurden zehntausende Menschen getötet oder Opfer der Repressalien der Junta.