„Spec Ops: The Line“: Du sollst nicht töten
Shooter stehen seit Jahren in der Kritik. Unreflektierte Ballereien nennen sie die Gegner. Das deutsche Game „Spec Ops: The Line“ ist schockierend anders.
Nach einem apokalyptischen Sandsturm ist die Wüstenmetropole Dubai ein Krisengebiet. Drei Soldaten wähnen sich am Anfang des Spiels auf einer Rettungsmission. Schnell begreifen sie, dass sie in einem Krieg gelandet sind. In einem Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Technisch gibt es mit Sicherheit beeindruckendere Ballereien, aber bei der Erzählweise setzen die deutschen Entwickler von Yager Development neue Maßstäbe. Noch nie wurden dem Spieler die Folgen eines Krieges so deutlich vor Augen geführt. Die Entwickler orientierten sich an Francis Ford Coppolas Vietnam-Epos „Apocalypse Now“.
Ebenso wie das filmische Meisterwerk ist Spec Ops eine Reise in das Herz des Krieges. Protagonist Captain Martin Walker hat den Auftrag, im verwüsteten Dubai nach Überlebenden zu suchen. Schnell muss er begreifen, dass die vermeintliche Rettungsaktion eigentlich ein Massaker an Zivilisten ist. Das Spiel liefert einmalig verstörende Bilder und zwingt den Spieler, Entscheidungen zu treffen, deren Tragweite er momentan unmöglich fassen kann. Walker muss beispielsweise nach dem Einsatz von Phosphorgranaten das Schlachtfeld abschreiten. Das Spiel deaktiviert hier die Sprintfunktion. Die Entwickler zwingen den Spieler, dort hinzusehen, wo die Konkurrenz lieber die Kamera wegdreht. „Der Spieler soll sich schlecht fühlen“, sagt Level-Designer Jörg Friedrich auf ZEITonline.