Retro-Spielerfahrung
Das Indie-Projekt „Hotline Miami“ von Designer cactus zeigt, dass manche Entwickler einen Hang zu brutalen, verstörenden Bildern haben. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist es eine einzigartige Spielerfahrung.
Ein Namenloser geht auf „Ungeziefer-Jagd“. Er verfolgt allerdings keine Kakerlaken, sondern russische Gangster. Mit einer Tiermaske vor dem Gesicht bahnt sich der Brutalo mit absurder Gewalt seinen Weg durch die schweren Jungs. Plötzlich ein unachtsamer Moment, ein Querschläger trifft den Avatar. Er bricht leblos zusammen. Noch in derselben Sekunde lebt der Maskenmann wieder. Die Zeit ist zurückgedreht. Er beginnt erneut seinen tödlichen Tanz durch die Gangsterreihen, vermeidet den Fehler, der ihm zuvor das Leben gekostet hat. Aber schon wieder scheitert er aber an einem neuen Hindernis. Das Spiel beginnt erneut.
Aus der Vogelperspektive steuert der Spieler den maskierten Killer so durch 15 Missionen. Der Avatar ist dabei genauso zerbrechlich wie seine Feinde, und genau das ist der Reiz von „Hotline Miami.“ Es ist ein forderndes Spiel, in dem man nur durch Versuch und Irrtum weiterkommen kann. Die Genugtuung, ein Level geschafft zu haben, erreicht durch dieses Konzept ungekannte Höhen.
Der Blutrausch ist dabei so überzeichnet, dass man Entwickler cactus Gewaltverherrlichung eigentlich nicht vorwerfen kann. „Hotline Miami“ ist ein Lobgesang auf das Action-Kino der 80er-Jahre mit einem großen Schuss Pixelnostalgie. Die grobkörnige und flimmrige Optik ist zeitweise anstrengend, aber heutzutage einzigartig. „Hotline Miami“ ist die beste Retro-Spielerfahrung seit langem.