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"Ich habe soeben fünf Menschen erschossen"

07. Oktober 2019, 00:04 Uhr
"Ich habe soeben fünf Menschen erschossen"
In diesem Haus im noblen Kitzbühler Ortsteil Vordergrub kam es zur Tragödie. Bild: APA

KITZBÜHEL. 25-Jähriger tötet in Kitzbühel Ex-Verlobte und ihre Familie – Unter den Opfern ist auch ein oberösterreichischer Eishockeyspieler.

Seit gestern ist in Kitzbühel nichts mehr, wie es war. Der mondäne Wintersportort wurde zum Schauplatz einer unfassbaren Tragödie, die ganz Österreich erschüttert: Fünf Menschen sind tot, weil der 25-jährige Einheimische Andreas E. die Trennung von seiner bildhübschen Ex-Verlobten Nadine H. nicht verkraften konnte.

Sonntagfrüh drang er in das Haus ihrer Eltern im Ortsteil Vordergrub am Fuß des Kitzbühler Horns ein, erschoss zuerst ihren Vater, ihre Mutter und ihren Bruder und zuletzt auch die 19-Jährige und ihren neuen Freund. Wie Walter Pupp, der Chef des Tiroler Landeskriminalamtes, gestern den OÖN bestätigte, handelt es sich bei diesem um einen 24-jährigen oberösterreichischen Eishockeyspieler (Name der Redaktion bekannt).

"Ich habe soeben fünf Menschen erschossen"
In diesem Haus im noblen Kitzbühler Ortsteil Vordergrub kam es zur Tragödie. Bild: APA

Ihren Ausgang nahm die Tragödie um verschmähte Liebe Samstagabend in einer Kitzbühler Bar. Dort trifft Andreas E. auf Nadine und ihren neuen Freund, die mit einer größeren Gruppe von Bekannten feiern wollen. Vor zwei Monaten hat Nadine mit ihm Schluss gemacht. Es kommt zum Streit, sie versöhnen sich aber wieder und verabschieden sich voneinander.

Doch E. ist aufgewühlt. Gegen 4 Uhr fährt er zum Haus seiner Ex. Dort kennt er sich aus, denn er hat ein paar Monate dort gewohnt. Nadines Vater Rupert öffnet, es kommt zu einem Wortgefecht, E. fährt wieder heim. Dort geht er zum Safe, holt die Pistole heraus, die sein Bruder legal besitzt. Mit dieser bewaffnet, fährt er erneut zum Haus der Familie H.

Wieder öffnet der Vater, verwehrt ihm resolut den Zutritt. Da zieht E. die Pistole und erschießt ihn. Anschließend läuft er in das Zimmer von Nadines Bruder Kevin, erschießt auch ihn. Als Nächstes tötet er ihre Mutter. Währenddessen schlafen Nadine und ihr neuer Freund in einer versperrten Einliegerwohnung innerhalb des Hauses. E. klettert über den Balkon, schlägt das Fenster ein, betritt das Zimmer und erschießt beide. Daraufhin fährt er auf den nächsten Polizeiposten, legt die Pistole und ein Messer auf den Tresen und sagt den Beamten ohne sichtliche Erregung: "Ich habe soeben fünf Menschen erschossen."

> Video: In Kitzbühel wurden fünf Menschen getötet

Die Beamten alarmieren die Sanitäter und weitere 23 Polizeistreifen aus der Umgebung und rasen zum Tatort. Der Anblick dort ist so schrecklich, dass sie vom Kriseninterventionsteam betreut werden müssen. Andreas E. hat ein Blutbad angerichtet, für die Opfer kommt jede Hilfe zu spät.

Verdächtiger nicht amtsbekannt

Von einer "unfassbaren Familientragödie" sprach Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler in einer ersten Reaktion. Die Familien der Opfer und des Täters seien im Ort hoch angesehen, E. hatte keine polizeiliche Vorgeschichte, so LKAChef Walter Pupp. Der mutmaßliche Täter war als ruhiger Zeitgenosse im Ort bekannt gewesen, eine derartige Eskalation sei für die Behörden nicht absehbar gewesen.

Die Freunde des getöteten Paares "sind alle zutiefst entsetzt und können nicht glauben, was passiert ist", sagte Bürgermeister Winkler. Sie werden ebenso wie Angehörige der Opfer und Kollegen in den Betrieben, in denen Täter und Opfer beschäftigt waren, psychologisch betreut. Nadine war in einem Kitzbühler Baustoffzentrum angestellt, der mutmaßliche Täter arbeitete bei einer Baufirma.

"Es ist einfach unbegreiflich, wir alle trauern mit den Angehörigen der Opfer, aber auch des Täters mit", sagte ein Nachbar der Familie H. gestern den OÖNachrichten. Landeshauptmann Günther Platter meldete sich via Facebook zu Wort: "Eine schreckliche Tragödie hat sich in Kitzbühel ereignet. Es sind Nachrichten, die einen fassungslos zurücklassen."

Der 25-Jährige zeigte sich geständig. Zum Tatzeitpunkt war er nicht alkoholisiert. Den neuen Freund seiner Ex soll er nicht gekannt haben. Am Abend wurde der Mordverdächtige in U-Haft genommen, wo er wegen Suizidgefahr verstärkt überwacht wird. (kri)

Familientragödien – eine Chronologie

In den vergangenen Jahren sind in Österreich mehrfach unfassbar erscheinende Bluttaten mit Angehörigen als Opfern verübt worden. Oft war eine gescheiterte Beziehung der Auslöser.

10. Jänner 2019: Im ungarischen Káptalanfa erschießt ein 57-jähriger Wiener den Vater seiner 22-jährigen Lebensgefährtin und verletzt deren Mutter und zwei Schwestern mit Axthieben schwer. Er tötet sich anschließend selbst.

13. Dezember 2018: Im Streit um einen Umbau von Schloss Bockfließ bei Mistelbach erschießt ein 55-Jähriger mit einer Schrotflinte Bruder, Vater und Stiefmutter. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

16. Dezember 2017: In Hohenems ersticht ein 38-Jähriger seine Frau und die beiden Töchter und begeht Suizid. Er war trotz Betretungsverbots in die Wohnung eingedrungen. Die Polizei hatte auf die Notrufe zu spät reagiert.

1. Dezember 2016: In einem Haus in Böheimkirchen (Bez. St. Pölten) werden sechs Leichen gefunden. Eine Frau hatte ihre drei Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, ihre Mutter und ihren Bruder erschossen und Suizid verübt.

2. Oktober 2016: Ein Polizist erschießt in Wien seine schwangere Freundin und erwürgt tags darauf seinen 21 Monate alten Sohn. Der 23-Jährige täuscht erst eine Abgängigkeit der Opfer vor, legt aber nach mehreren Tagen ein Geständnis ab. Er erhält lebenslang.

13. Mai 2008: Um ihnen die Schmach des Privatkonkurses zu ersparen, erschlägt ein 39-jähriger Linzer PR-Berater zuerst Frau und Kind in Wien mit einer Axt, dann Eltern und Schwiegervater in Oberösterreich. Lebenslange Haft.

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