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Aus fahrendem Auto auf Pkw-Lenker geschossen - Elf Jahre Haft wegen Mordversuchs

Von nachrichten.at/apa, 28. August 2019, 15:11 Uhr
(Symbolbild)
(Symbolbild) Bild: Daniel Scharinger

KORNEUBURG. Weil er aus Ärger über ein Überholmanöver aus dem fahrenden Auto auf einen Pkw-Lenker geschossen hat, ist am Mittwoch am Landesgericht Korneuburg ein 29-Jähriger wegen Mordversuchs zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

Das Opfer blieb bei dem Attentat im Gemeindegebiet von Sierndorf (Bezirk Korneuburg) zum Glück unverletzt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Geschworenen plädierten einstimmig im Sinne der Anklage für versuchten Mord. Eventualfragen nach einer versuchten schweren Körperverletzung sowie gefährliche Drohung entfielen dadurch. Mildernd wurde der bisher ordentliche Lebenswandel, dass es beim Versuch geblieben ist und dass der Beschuldigte einen Beitrag zur Wahrheitsfindung geleistet hat, gewertet. Erschwerend waren die rücksichtslose Tatbegehung aus nichtigem Anlass sowie der Waffengebrauch. Die Schussattacke ging nur deshalb glimpflich aus, weil das Projektil in der Gummidichtung der Scheibe stecken blieb.

Der Vorfall hatte sich am Vormittag des 27. Mai zugetragen. Der bisher ungescholtene 29-Jährige war auf der zweispurigen Weinviertler Schnellstraße (S3) unterwegs, als er zum Überholen eines Lkw und des Pkw des späteren Opfers ansetzte. Der 55-Jährige hatte gerade dasselbe vor, weswegen sich die beiden gegenseitig wild gestikulierend von Auto zu Auto beschimpften. "Er hat mir einen Vogel gezeigt und ich ihm", sagte der 29-Jährige zum Vorsitzenden des Geschworenengerichts, Helmut Neumar.

Angeklagter: "Ich war einfach ein Vollidiot"

Als beide den Lkw überholt hatten, positionierte der junge Mann sein Auto bei voller Fahrt neben jenem des 55-Jährigen. Aus der Mittelkonsole holte er eine Pistole der Marke Steyr, Modell Pieper, mit einem Kaliber von 6,35 Millimeter, öffnete das Beifahrerfenster, repetierte und schoss. "Ich hab' deppert abgedrückt", meinte der ehemalige Berufssoldat, der von Anwalt Werner Tomanek verteidigt wurde. "Ich hab rübergeschossen, aber nicht auf ihn gezielt." Und fügte hinzu: "Ich war einfach ein Vollidiot."

Die Waffe hatte der 29-Jährige von seinem verstorbenen Großvater und kurz zuvor von der Wohnung seine Oma geholt, weil er sie bei einer Schießveranstaltung mit historischen Waffen verwenden wollte. Die Pistole war aufgrund ihres geringen Gewichtes und ihrer Handlichkeit eine beliebte Offizierswaffe. Der 29-Jährige hatte eine Waffenbesitzkarte und hatte zudem eine Pistole der Marke Beretta zu Hause verwahrt.

Dass das Projektil nicht die Scheibe durchschlug und den 55-Jährigen verletzte, war Zufall. Es kam zu einer Überlagerung der Munition und dies führte zu einer großen Streuung der Geschossgeschwindigkeit, sagte Schießsachverständiger Ingo Wieser vor Gericht. Das Projektil wurde abgeleitet und blieb in der Gummidichtung des Fensters stecken. Wieser hatte das bei Tests festgestellt. Bei vier Schussversuchen mit der Pistole auf Pkw-Scheiben wurden drei Mal glatte Durchschüsse erzielt, einmal wurde das Projektil ebenfalls abgeleitet. Dennoch wäre laut Gutachter ein solcher Schuss geeignet gewesen, um eine Scheibe zu durchschlagen. Ein Kaliber 6,35 Millimeter könne bis zu 18 Zentimeter tief in den menschlichen Körper eindringen, sagte Wieser.

Markierungen am Auto des Opfers zeigten, dass das Projektil auf der Höhe des Kopfes abprallte. "Bei dem Mann sind alle Schutzengel mitgefahren, die möglich sind", sagte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Der 55-Jährige zeigte sich vor Gericht schwer traumatisiert. Unter Tränen und immer wieder stockend berichtete er, dass er bis heute nicht alleine mit dem Auto fahren kann, er hätte ständig "das Gefühl der Angst und Hilflosigkeit". Er befindet sich seitdem in Psychotherapie.

Für den 55-Jährigen wäre die Auseinandersetzung bereits erledigt gewesen, als er merkte, dass der 29-Jährige mit seinem Auto plötzlich die Geschwindigkeit verringerte und neben ihm fuhr. Der Lenker dachte zunächst, der junge Mann wollte ihn schneiden, als er sah, dass er eine Pistole in der Hand hielt und auf ihn zielte. "Das Bizarre war, dass er ganz ruhig und konzentriert war", sagte der 55-Jährige. Er sah die Waffe, die ausgestreckte Hand und die auf ihn gerichteten Augen des Schützen. Plötzlich hörte einen lauten Knall und seine Ohren begannen zu klingeln. "Ich dachte, ich wär getroffen und hab' in den Rückspiegel geschaut, ob ich verletzt bin."

In Todesangst sei er weitergefahren. "Ich wollte nicht stehen bleiben, ich hab' gedacht, er erschießt mich." Die alarmierte Polizei glaubte dem 55-Jährigen zunächst nicht und dachte an einen Steinschlag, bis das Projektil in der Gummiabdichtung gefunden wurde.

Kurze Zeit später wurde der 29-Jährige festgenommen. Als er von Polizisten aufgehalten wurde, versuchte er noch die Waffe im Kofferraum in einem Brillenetui und weiters in einem Plastiksackerl zu verstecken. Die Patronen konnte er sogar noch während der Amtshandlung wegwerfen.

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