Seilschaft wiegte sich in trügerischer Sicherheit
KRIMML. Beim Absturz der deutschen Alpenvereinsgruppe waren die Verhältnisse "sehr ungünstig".
Ein imposanter Felszacken inmitten von Eis und Schnee. Der Anblick des 3263 Meter hohen Gabler in den Zillertaler Alpen begeisterte auch Ludwig B. Der 34-Jährige aus dem bayrischen Burgkirchen war der jüngste Teilnehmer jener Alpenvereinsgruppe, die vergangenen Sonntag auf tragische Art und Weise verunglückte – die OÖN berichteten.
Die sechs Männer hatten sich bei einer 40 Grad steilen Querung auf dem blanken Gletscher gerade zur Umkehr entschlossen, als der Zweite in der Seilschaft in 2900 Metern Höhe plötzlich ausrutschte.
"In diesem Bereich ist der Gletscher mit hartem Eis und vielen Steinen übersät. Die Verhältnisse für diese Tour sind derzeit sehr ungünstig", sagt Franz Gensbichler, Einsatzleiter der Bergrettung Krimml. Das sei den Männern auch vom Wirt der Zittauer Hütte vor ihrem Aufbruch mitgeteilt worden. Ludwig B. und seine fünf Begleiter waren zwar durch das Seil verbunden, hatten aber auf zusätzliche Sicherungen durch Eisschrauben verzichtet – was fatale Folgen hatte.
"Bei einem Sturz auf Blankeis kommen bis zum Spannen des Seils gut und gerne zwischen 60 und 80 km/h zustande", sagt Thomas Pflügl, Alpinreferent des oberösterreichischen Alpenvereins. Ein Halten des Sturzes sei dann "definitiv nicht mehr möglich". Alle sechs Bergsteiger wurden in die Tiefe gerissen und stürzten in eine Gletscherspalte. Fünf Männer starben, ein 75-Jähriger überlebte schwer verletzt.
Sicherheit am Seil trügerisch
"Grundsätzlich ist das Seil auf dem Gletscher wegen der Spaltengefahr Pflicht", erklärt Pflügl. "Ist der Gletscher aber schneefrei und die Gefahr eines Absturzes im steilen, eisigen Gelände deutlich höher einzuschätzen, kann auch darauf verzichtet werden." Dafür sei es aber wichtig, dass sich alle Bergsteiger die Schwierigkeiten eines derartigen Geländes zutrauen – was bei der deutschen Alpenvereinsgruppe nicht der Fall war.
"Alternativ kann das Seil auch verkürzt und direkt nacheinander aufgestiegen werden", sagt Pflügl. Dieses Gehen am "kurzen Seil" würde den Überraschungseffekt eines Sturzes mindern, sei aber Profis vorbehalten. Bei der Sektion Burgkirchen des deutschen Alpenvereins herrscht tiefe Trauer. Vor wenigen Wochen hatte man noch das 50-jährige Bestehen gefeiert, jetzt wehen die Fahnen auf halbmast. Bürgermeister Johann Krichenbauer schmerze das Unglück sehr.
Die Polizei ermittelt derweil weiter. Der einzige Überlebende des Unglücks konnte bislang noch nicht befragt werden.
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Ohne Seil wäre nur einer gestorben
Das kannst aber den Opfern nicht mehr sagen.....
Sowas begeht man aber nur MIT Seil. Die Meinungen sind leider unterschiedlich.
möglich.....aber mit viel viel Abstand zwischen den Einzelnen...
Im anderen Artikel steht was von "Gehen am kurzen Seil" und "Je mehr Leute desto geringere Abstände"
Martin
Ich habs auch erst hier gelesen
und es ist ein Stück richtiger
als wie es gemacht wurde.
Zu spät fiel es auch der Gruppe auf; oder ein; oder zu.
Ohne Seil wäre nur einer gestorben
und so mancher überschätzt
die natur und deren gewalt!!!!!!
Die Natur hat in demkonkreten Fall nix "gemacht" (Steinschlag, Gewitter, Blitzschlag) das war reine Physik. Egal - so oder so ein trauriger Vorfall.
ich war der Meinung das diese Seilschaft mit Steigeisen und Eispickel ausgerüstet war. Anscheinend war das nicht der Fall. Da muss man sich schon wundern warum sie dann überhaupt angeseilt waren ? Ist doch klar, dass alle fallen, wenn einer fällt !
Da kann etwas nicht stimmen! Sie versuchten, mit Pickeln die Abfahrt zu stoppen. Ohne Steigeisen kommst im Steilen keine zehn Schritte.
Allerdings richtest mit einem Pickel bei Blankeis nicht recht viel aus. Da bedarf es schon eines Eisgerätes.
Na - ja, und eine 40 Blankeis Querung ohne die Verwendung von Eisschrauben und vielleicht mit normalen Pickeln - ich würde es mir nicht trauen.
Schon mal selbst steiles Blankeis mit Steigeisen begangen??? Das ist was ganz anderes als auf einem schneebedeckten, fast ebenen Gletscher "herumzuspazieren"! Seilschaft bedeutet leider nicht automatisch Sicherheit
Haben vor Jahren bei einer Tour zu dritt auf die Wildspitze (3.770m) bei Auf- & Abstieg einer 45 Grad steilen Flanke (morgens vereist, mittags aufgefirnt!) ganz bewußt und einstimmig zur Begehung dieser steilen Flanke auf das Seil verzichtet (nicht aber auf Steigeisen, Pickel und KLettergurt!), weil der Sturz eines einzelnen auch in der Seilschaft (egal ob 3 oder 5 Personen) nur zu halten ist wenn Ankerpunkte (Eisschrauben oder Pickel) gesetzt werden und an diesen gesichert wird. Das wiederum kostet viel Zeit. Unsere Überlegung war: fällt einer, sind noch 2 da die helfen oder Hilfe holen können!
Nach der Flanke hatten wir den (fast ebenen) Gletscher erreicht und haben uns dann w/ Spaltengefahr angeseilt!
wird kaum jemand anderer so gut verstehen wie du. allerdings muss die Aussicht wundervoll sein. Es war insgesamt eine Herausforderung des Schicksals, deren Details selbst mir komisch vorkamen.
Und wie der Hüttenwirt jetzt seine Warnungen glaubhaft machen wird, ist mir schleierhaft.
il Capone