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Handgranate tötete zwei Männer in Wien: Woher kam der Sprengkörper?

13. Jänner 2014, 00:05 Uhr
Handgranate tötete zwei Männer in Wien: Woher kam der Sprengkörper?
Die Spurensicherung am Tatort in der Odoakergasse in Wien dauerte die ganze Nacht. Die Leichen wurden in der Gerichtsmedizin obduziert. Bild: APA

WIEN. Auch Verfassungsschutz in die Ermittlungen eingebunden – Attentat eher ausgeschlossen.

Nach der Explosion einer Handgranate am vergangenen Samstag in einem Auto in Wien mit zwei Toten ermitteln nicht nur Kriminalisten der Mordgruppe, sondern auch des Verfassungsschutzes. Überprüfungen der Kriminalisten führten bereits am Samstag auch nach Oberösterreich.

Offiziell hüllten sich gestern die Ermittler über den Typ der Handgranate noch in Schweigen. Dennoch sickerte durch, dass es sich um eine "strategische" Handgranate des Typs "M 75" (siehe unten) handeln soll.

Keine Rettung möglich

Zu der Explosion der Handgranate war es Samstag gegen drei Uhr früh vor der Odoakergasse 27 im Wiener Bezirk Ottakring gekommen. "Wir wurden alarmiert, weil ein Zeuge einen lauten Knall hörte", sagte Polizei-Sprecher Thomas Keiblinger.

In dem schwarzen BMW X5 mit bulgarischem Kennzeichen fanden die Polizeibeamten und ein Notarztteam der Wiener Berufsrettung zwei Männer: Der Mann auf dem Fahrersitz wurde als 45-jähriger österreichischer Staatsbürger bosnischer Herkunft identifiziert. Bei dem auf dem Beifahrersitz befindlichen Mann handelte es sich um einen 57-jährigen Deutschen. "Bei einem der Opfer konnten wir nur mehr den bereits eingetretenen Tod feststellen, der zweite Mann starb wenig später noch am Einsatzort", sagte ein Helfer des Rettungsteams.

Der BMW X5 war von einem bulgarischen Staatsbürger, der in Österreich lebt und arbeitet, in Bulgarien geleast. Der Mann soll nach ersten Ermittlungen das Auto einem der beiden Toten kurze Zeit vor dem tödlichen Zwischenfall geliehen haben.

Die Ermittler wollten sich auch gestern noch nicht festlegen, ob bei der Explosion, die auch die Scheiben des Fahrzeuges zerstört hat, ein Verbrechen oder ein "Unfall" vorliegt. "Wir haben keine Hinweise darauf, dass die Handgranate in das Auto geworfen worden ist", sagte ein Polizei-Sprecher. Jedenfalls wurde der Sicherungssplint der Handgranate im Wagen gefunden.

Die Ermittlungsarbeit der Kriminalisten konzentriert sich seit Samstag einerseits auf das persönliche Umfeld der beiden Toten und eventuelle Kontakte, andererseits auf die Spurensicherung und DNA-Beweise und die gerichtsmedizinische Obduktion der Leichen. Diese wurde noch gestern abgeschlossen.

Besonderes Interesse haben die Kriminaltechniker der Polizei auch an leeren Kanistern, die im Wagen gefunden wurden: Sie waren neu und unbenutzt. Die chemische Analyse, welche Stoffe sich eventuell doch in den Kanistern befanden, wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Ermittler erhielten bereits auch erste Hinweise, woher die Handgranate kommen könnte.

 

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Explosion in Wien

PDF-Datei vom 12.01.2014 (28,49 KB)

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Sprengkörper ist primär nicht auf Töten ausgerichtet

Handgranate Typ M 75
Handgranate vom Typ "M 75" Bild: OÖN

Auch in Oberösterreich tauchen immer wieder „M 75“ auf

Handgranaten vom Typ „M 75“ wurden hauptsächlich im Konflikt im damaligen Jugoslawien ab dem Jahr 1991 eingesetzt. Sie sind „strategische“ Waffen, die primär auf Verletzungen und nicht auf Töten ausgerichtet sind. Der Sprengkörper hat zumeist eine Plastikhülle und ist mit rund 2500 kleinen Metallkugeln – ähnlich Schrotkugeln – gefüllt. Durch den Einsatz der Waffe sollen im Kriegsfall möglichst viele Helfer mit den Verletzten gebunden werden.

Wird der Sicherungssplint der Handgranate gezogen, bleiben bis zur Detonation rund fünf Sekunden. „In einem kleinen geschlossenen Raum, wie etwa in einem Auto oder kleinen Zimmer hat die Granate durchaus tödliche Wirkung“, sagt ein Sprengstoffexperte der Polizei.

Auch in Oberösterreich waren immer wieder Granaten des Typs M 75 gefunden worden: Zuletzt hatte ein Hund bei Steyr im August 2013 eine derartige Kriegswaffe ausgegraben. Glücklicherweise detonierte der Sprengkörper nicht.

 

2002: Granate bei Anschlag in Linz

Auch in Oberösterreich wurde bereits einmal in den vergangenen Jahren ein Anschlag mit einer Handgranate des Typs „M 75“ verübt: Ein bis heute unbekannter Täter warf am 27. Juli 2002 gegen 3 Uhr den Sprengkörper in einer Linzer Diskothek im Stadtteil Neue Heimat auf die Tanzfläche. Bei der Explosion der Kriegswaffe wurden 27 der rund 50 Lokalgäste verletzt, zwei davon lebensgefährlich.

„Wir haben nur einen Gegenstand auf die Tanzfläche fliegen gesehen und dachten zunächst an eine Flasche. Doch dann gab es bereits einen Explosionsknall“, sagten damals Augenzeugen den OÖNachrichten.

Bei dem Anschlag gab es deshalb keine Toten, weil sich die Sprengwirkung der Granate – anders als in einem kleinen geschlossenen Raum – anders verteilte und keines der Opfer von den Stahlkugeln etwa in den Kopf- oder Herzbereich getroffen wurde. „Hauptsächlich waren die Beine betroffen, bei einem Mann wurde die Leber durchschlagen, bei einem anderen die Blase“, sagte damals ein Unfallchirurg.

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